Leserbrief von Sepp Gruber

Der Tourismusverband Bad Hofgastein beendet tatsächlich ab 2018 eine seit der Monarchie bestehende Tradition und löst das Kurorchester Bad Hofgastein auf. Nun wird dieses einst so wichtige und beliebte „Kulturgut“, immerhin das letzte in Österreich noch in dieser Art bestehende Orchester, zu Grabe getragen. Wenn man bedenkt, dass in rund vier Monaten etwa zweihundert Konzerte jährlich gespielt wurden und das meistens vor vollem Haus, so ist dieser Schritt absolut nicht nachvollziehbar.

Zwölf angestellte Musiker

Ein schwerer Schlag nicht nur für die zwölf fix angestellten Musiker, die zum Teil 30 Jahre ihre Tätigkeit in bewährter Weise geleistet haben, sondern auch für die meist sehr zahlungskräftigen Stammgäste aus dem In- und Ausland, welche bereits mit Entsetzen reagiert und die Kurgemeinde in Zukunft meiden wollen. Argumente, wie „der Kurgast von heute will doch auch ein bisserl Event“, oder es wird zu wenig Weltmusik gespielt, sind schon auf Grund des großen Besucherandrangs von der Hand zu weisen. Vielmehr dürften hier finanzielle Komponenten und kulturelle Unwissenheit eine große Rolle für diese Entscheidung gespielt haben.

Starthilfe für Studenten

Dieses Orchester, welches ein enormes Repertoire aus allen Genres der Musik zum Besten geben kann, war nicht nur wichtig, um die Seelen der Zuhörer zu streicheln, nein es war vielfach auch Starthilfe zahlreicher Studierender, denen eine Karriere zum „Weltmusiker“ zu Teil werden sollte. Nicht ohne Stolz kann das Kurorchester Bad Hofgastein große Künstler wie „Nikolaus Harnoncourt“, Zubin Meta, um hier besondere Größen zu erwähnen, als ihre „Zöglinge der Kunst“ verweisen und auch zahlreiche Anekdoten darüber benennen. Natürlich kostet so ein Orchester viel Geld, sind doch die Lohnnebenkosten enorm und belasten die Budgets der Touristiker sehr.

Tallösung anstreben

Ob die gewählte Alternative, drei wöchentliche Spieltage durch die „Salzburger Philharmonie“ unter der Leitung von MMMag. Fuchs durchführen zu lassen, die Beste ist, darf bezweifelt werden, schließlich müssen diese Leute entsprechend entlohnt und bezahlt werden. Ob sich hier die möglichen Einsparungen im Verhältnis rechnen werden, wird sich weisen. Warum hat man nicht eine Tallösung angestrebt und ein fixes Orchester für das Gasteinertal möglich gemacht? Die bewährten Musiker wären im Tal geblieben und die Logistik zwischen den Orten das kleinere Übel gewesen.

Immaterielles Kulturerbe

Diese Art von Orchester waren in der K+K Zeit heiß begehrt und hatten in der Mitte des 19. Jhd. ihren Höhepunkt. Da es sich hier zweifelsohne um ein besonderes Kulturgut handelt, hätten für eine Aufnahme in die Liste des „immateriellen Kulturerbes“ der UNESCO, beste Chancen bestanden. So ist im Tal ein wichtiges österreichisches „Kulturgut“ zu Ende gegangen, wir sind um vieles ärmer geworden. Kultur kostet Geld, keine Kultur kostet viel mehr, nämlich unsere Identität und das sollte den Verantwortlichen ins Stammbuch geschrieben werden. Zum Thema Weltmusik sei so viel gesagt, Musik die Jahrhunderte überdauert und international höchsten Ruf und Anerkennung genießt (z.B. das Neujahrskonzerte) und so wie sie von unserem Kurorchester in bester Weise gespielt wurde, dass ist „Weltmusik“.

Klänge von anderswo

Vielleicht haben die Verantwortlichen eine andere Vorstellung und wir werden in Bälde mit asiatischer, türkischer und arabischer Musik verwöhnt werden. Ob diese Klänge allerdings die Plätze im Kursaal oder Alpenarena mit zahlungskräftigen Gästen füllen werden, darf mehr als bezweifelt werden.

​​von Sepp Gruber, Komponist und Kulturpreisträger der Marktgemeinde Bad Hofgastein

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