Forstwirtschaft
Rotwildbestand bleibt Diskussionsthema im Angertal

Die neue Fütterung am Hammerboden im Angertal soll mehr als 200 Stück Rotwild über den Winter bringen. Im Bild: Hegemeister Gastein Andreas Hörtnagl, Berufsjäger Daniel Zierfuss und Bundesforste Leiter Pongau Hannes Üblagger | Foto: Marchgraber
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  • Die neue Fütterung am Hammerboden im Angertal soll mehr als 200 Stück Rotwild über den Winter bringen. Im Bild: Hegemeister Gastein Andreas Hörtnagl, Berufsjäger Daniel Zierfuss und Bundesforste Leiter Pongau Hannes Üblagger
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Der laut Bundesforsten zu hohe Wildbestand im Angertal hat sich seit einem Gerichtsbeschluss zur Reduktion kaum verändert. Jetzt wird mit einer neuen Fütterung am Hammerboden reagiert, ein einmaliger Fall in Österreich.

BAD HOFGASTEIN. Im August 2019 waren die Bezirksblätter Pongau zur Besichtigung eines durch Wildverbiss stark geschädigten Stück Waldes im Angertal eingeladen worden. Bei der Nachschau am 22. Oktober 2020 wurde klar, dass sich an der Situation nicht viel geändert hatte. Weiterhin ist in dem Waldstück, das auch als Jagdrevier genutzt wird, die Rotwildpopulation mit mehr als 200 Tieren zu hoch. Das Landesverwaltungsgericht Salzburg hat eine Reduktion des Wildbestandes auf maximal 125 Tiere bis Jänner 2020 angeordnet. Diese Zahl wurde allerdings nicht erlangt wodurch eine Auflösung des Fütterungsstandes Rettenwand gerichtlich angeordnet wurde. Grundlage dafür ist eine Auswertung des Bestandes der Universität für Bodenkultur in Wien vom April 2020, nach der mindestens 205 Stück Rotwild gezählt worden sein sollen.

Noch keine Aufforstung

Die Wiederaufforstung des betroffenen Waldstückes, das auch als Schutzwald dient wurde vorerst ausgesetzt. "Wir werden dort erst wieder mit einer Aufforstung beginnen können, wenn der Wildbestand auf ein vertretbares Mass zurück gegangen ist", sagt Daniel Zierfuß, Berufsjäger der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Die Rotwildfütterung an der Rettenwandalm soll mittlerweile aufgelöst worden sein. "Ein an die Winterfütterung gewöhnter Fütterungsbestand – wie im gegenständlichen Fall von rund 200 Stück Rotwild – kann aus forstlichen, wildbiologischen und letztlich auch tierschützerischen Gründen nicht von einem auf den nächsten Winter sich selbst überlassen werden", schreibt der Sachverständige und Wildtierarzt Armin Deutz. Mit seiner Hilfe wurde ein neuer Futterplatz für das Rotwild gesucht. In etwa 800 Metern Entfernung wurde dieser bei "Hammerboden" angelegt. Dort soll das Rotwild zu acht Raufen und 14 Fütterungstischen umgeleitet werden.

Bei der neuen Fütterung gibt es acht Raufen und 14 Futtertische. | Foto: Marchgraber
  • Bei der neuen Fütterung gibt es acht Raufen und 14 Futtertische.
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Kritik aus dem Nachbarrevier

Diese neu entstandene Fütterung wird von den ÖBf bewirtschaftet. Von November bis Mitte Mai werden täglich zwei Mitarbeiter zum Hammerboden fahren und das Rotwild füttern. "Mit der neuen Fütterung wollen wir das Wild über den Winter bringen, allerdings muss der Wildstand reduziert werden. Dafür wird es vermutlich noch mindestens drei Jahre brauchen, bis das Soll von 100 Stück erreicht ist", erklärt Hannes Üblagger, Leiter der ÖBf Pongau. Von Thomas Tscherne der sich bisher um die Wildfütterung Rettenwand gekümmert hat kommt Widerstand gegen die neue Fütterung: "Die Bundesforste haben die neue Fütterung widerrechtlich errichtet und somit ist die Fütterung dort illegal.Wir stellen uns gegen die Vorgehensweise der Bundesforste, und gehen weiterhin dagegen gerichtlich vor."

"Wir haben immer unseren Abschussplan  durchschnittlich über neun Jahre zu 107 Prozent erfüllt und wir bekennen uns zur Notwendigkeit der Entnahme von Tieren und der jagdlichen Bewirtschaftung." – Thomas Tscherne

Die Tiere vor fünf Jahren bei der Wildfütterung Rettenwand. | Foto: Hettegger
  • Die Tiere vor fünf Jahren bei der Wildfütterung Rettenwand.
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Lebensraum Wald erhalten

Die Beweggründe für die Reduktion des Wildstandes im Angertal werden von ÖBf und Tscherne sehr unterschiedlich gesehen. Von Seiten der Bundesforste wird eine unbedingte Notwendigkeit gesehen den Wald wieder aufzuforsten und damit auch den Schutz vor Bodenerosionen zu gewährleisten. Tscherne vermutet ein rein wirtschaftliches Interesse, er ist der Meinung, dass die Bundesforste das Wild lediglich als Schädling und nicht als Lebewesen sehen. Beide Seiten haben jedoch auch Gemeinsamkeiten. Man ist sich einig, dass der Lebensraum des Rotwildes stark reduziert wurde und sie so nicht mehr die Flächen nützen können wie zuvor. Beiden ist bewusst, dass die Tiere nicht alleine durch den Winter kommen. Und beide Seiten wollen den Lebensraum Wald als Kulturgut für spätere Generationen erhalten.

Foto: Marchgraber

Wildstand reduzieren

Dass ein zu hoher Wildstand weder für die Tiere noch für den Wald gut ist kommt von beiden Seiten, allerdings sind die Ansichten wann der Wildstand zu hoch ist sehr unterschiedlich. Die vom Landesverwaltungsgericht angeordnete Maximalzahl von 100 Tieren in dem betroffenen Gebiet ist für Tscherne nicht zu hoch, sonder eher zu wenig auf diese Fläche gesehen. Er erklärt die hohe Zahl der zur Fütterung kommenden Tieren dadurch, dass Tiere aus anderen Revieren zu seiner Fütterung kommen und im Sommer wieder abziehen. Der Gasteiner Hegemeister Andreas Hörtnagl meint, dass diese Situation verhindert werden hätte können: "Eine andere Option als der Abschuss wäre die Vergrämung (das dauerhafte Vertreiben) gewesen, allerdings wurde hier zu spät gehandelt und eine solche ist einfach nicht mehr möglich." Zu fielen dieser strittigen Punkte laufen zur Zeit gerichtliche Verfahren, besonders im Bereich der Abschussquoten für Tschernes Revier und die der angrenzenden Reviere sowie die Frage des Futterkostenersatzes für die bisherige Fütterung bei der Rettenwand.

Thomas Tscherne unter seinen Hirschen, er sieht die neue Fütterung als widerrechtlich. | Foto: Hettegger
  • Thomas Tscherne unter seinen Hirschen, er sieht die neue Fütterung als widerrechtlich.
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Auswirkungen auf den Wald

Die Problematik für die Wälder läge laut Üblagger vor allem darin, dass sie durch Wildverbiss nicht gesund nachwachsen könnten. "Die Bäume auf diesem Hang sollten mittlerweile eine Höhe von fünf bis zehn Metern erreicht haben. Wie man gut sieht, ist dies nicht der Fall", erklärt Üblagger. Ohne eine Aufforstung kommt es zu Bodenerosionen die das Gebiet noch weiter schädigen würden. Eine unter dem Hang verlaufende Langlaufstrecke wurde bereits gekürzt, da die Gefahren für Sportler zu hoch sind. Gesunde Bäume hielten alleine durch ihre Nadeln 30 Prozent des Niederschlags vom Boden ab und würden durch das Wasser, dass sie aus den Boden ziehen eine weitere Lockerung verhindern. Der zu Hohe Wildstand führe dazu, dass nicht alle Tiere ausreichend Futter bekommen und so an die frischen Wipfeln bzw. die Rinde der jungen Bäume gehen.

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