Reportage über fortschrittliche Landwirtschaft
Am Vorderklinglhub in Flachau genießen die Rinder ihr Dasein!

Jungbauer Simon legt großes Augenmerk auf optimale Bedingungen im Laufstall. Sein Wissen kann sich nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule Tamsweg, der Ausbildung zum Facharbeiter und den Abschluss zum Landwirtschaftlichen Meister sehen lassen. | Foto: Eva-Maria Nagl
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  • Jungbauer Simon legt großes Augenmerk auf optimale Bedingungen im Laufstall. Sein Wissen kann sich nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule Tamsweg, der Ausbildung zum Facharbeiter und den Abschluss zum Landwirtschaftlichen Meister sehen lassen.
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Den ersten Hof, den wir im Rahmen unserer Reportage über fortschrittliche Landwirte in der Region besuchen, ist der Betrieb Vorderklinglhub der Familie Schiefer in Flachau. Mit den Basics rund um die Eigenschaften von Rindern und der idealen Haltung, die Tierarzt Andreas Danler zum Start der Serie erklärt hat, erkennen sogar Laien, dass es sich hier um einen innovativen Vorzeigebetrieb handelt.

Am Vorderklinglhub angekommen macht sich sofort eine familiäre Atmosphäre breit. Dazu trägt nicht nur die freundliche Begrüßung von Simon Schiefer junior, sondern auch der Kleintierstreichelzoo und das urige Bauernhaus bei. Neben Urlaubsgästen aus aller Welt geht es hier am Hof auch allen Nutztieren sehr gut. Faszinierend ist bestimmt der Futterroboter im großzügigen Laufstall. „Das Futter wird sechs mal am Tag frisch gemischt. Jede Mischung setzt sich aus den vier Schnitten zusammen, die auf Inhaltsstoffe untersucht werden. So garantiert der Roboter, dass die Kühe bestens versorgt sind. Außerdem steht damit Futter den ganzen Tag über zur Verfügung“, erklärt Simon ausführlich. In der homogenen Futtermischung darf auch etwas Mais landen, welcher für den Verdauungstrakt der Tiere wohltuend ist. Die Kühe dürfen hier also frei wählen, wann und wie viel sie fressen, ob sie den großzügigen Auslauf auf die Weidefläche nutzen, oder ob sie einfach im kühlen Stall relaxen und in Ruhe wiederkauen. Ebenso ist der Melkbereich sehr ausgeklügelt: „Wenn die Kuh hier reinkommt, erkennt sie der Computer namentlich. Dann wird zunächst ihr Euter manuell mit Holzwolle gereinigt. Bei dieser Voreinigung verwende ich für jede Kuh ein eigenes Packerl, damit man mögliche Krankheiten nicht an die nächste Kuh überträgt“, erklärt der Jungbauer, dessen Wissen sich nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule Tamsweg, der Ausbildung zum Facharbeiter und den Abschluss zum Landwirtschaftlichen Meister sehen lassen kann. Nun drückt Simon per Hand ein paar erste Spritzer Milch in den Vormelkbecher und begutachtet diese auf Konsistenz und Farbe. „In der Milcherzeugung muss man vollkommen hygienisch vorgehen. Wenn die Milch nicht passt, kommt sie nicht in den Milchtank oder gar in die Lebensmittelkette. Sie wird gesondert abgemolken“, so Simon, der die Zell- und die Keimzahl als gute Parameter für die Eutergesundheit und Sauberkeit nennt. Tadellose Milch wird sofort auf 4 bis 6 Grad gekühlt, wobei das ganze System zu 100 % passen muss, da die heimischen Molkereien keine Verunreinigungen tolerieren und die Kosten für das Wegschütten eines ganzen LKW-Tanks voller Milch ein Vermögen ausmachen. Zudem würde eine Strafe von der BH ins Haus flattern und darauf hat kein Landwirt Lust.

Reinheit & Qualität

Nach dem Melkvorgang kommt ein Pflegemittel auf die Kuhzitzen, welches wie ein Schutzfilm gegen mögliche Infektionen hilft. Simon: „Natürlich wird auch jeder Zitzengummi für die nächste Kuh desinfiziert, damit kein Krankheiten übertragen werden. Als Desinfektionsmittel verwenden wir PEREssigsäure, die super wirkt und keine Rückstände hinterlässt, welche man in der Milch auch nicht brauchen kann“. Gemolken wird zwei Mal täglich, wobei eine Kuh ungefähr sechs bis zehn Minuten gemolken wird und gleichzeitig fünf Kühe reinkommen können. Somit ist der Melkvorgang in etwa 1,5 Stunden erledigt. Danach präsentiert der Jungbauer stolz die Milchkammer mit Waschautomaten, der das komplette System automatisch und gründlich reinigt. Hier steht auch der gut gekühlte Milchtank. Der Jahresschnitt liegt derzeit bei 700 bis 800 Liter Milch am Tag. Ein Teil wird im Restaurant der neuen Dorfalm oder im hauseigenen Bauernladen benötigt, ein weiterer Teil kommt an heimische Gastronomie und der Großteil wird von Salzburg Milch abgeholt.

Natur & Technologie

Was ebenfalls interessant ist: Für jedes Kalb hat Simon einen eigenen Milcheimer, damit auch in diesem Bereich der Reinigungsprozess gut ablaufen kann. „Die neugeborenen Kälber kommen in den ersten 14 Tagen in eine Einzelbox, danach in eine Gruppenbox. Wie es die Natur vorsieht bekommen sie zunächst Biestmilch, dann Wasser und Heu. Auch hierbei kann das Kalb selber entscheiden, wann es wie viel frisst. So wachsen die Kälber viel robuster und vitaler heran. Und seit wir den separaten Abkalbebereich haben, müssen wir viel weniger Geburtshilfe leisten. So wie in der Natur gehen Kühe gerne auf allein, wenn sie ein Kalb kriegen. So fern sie ausreichend Platz haben, regulieren sie die Geburt meist auch wunderbar von selbst“, erklärt Simon, der den Bereich zusätzlich mit einer Kamera überwacht, was für Kuh und Bauer ebenfalls weniger Stress bedeutet. Diese technischen Hilfsmittel erleichtern also allen Beteiligten den Alltag. Ebenso bringt der umgebaute Stall sehr viele Vorteile mit sich. Der eingebaute Belüftungsschlauch verhindert Zugluft und belüftet optimal. Die Liegeflächen der Kühe sind mit Matratzen ausgestattet und dick eingestreut, damit das Aufstehen und Niederlegen für die Tiere bequem ist. Außerdem haben die 30 bis 40 Kühe freie Platzwahl. „Wenn sie im Freien sind und das Geräusch des Futterroboters hören, kommen sie gerne rein zum Fressen“, erzählt Simon mit Blick auf die saftig grüne Wiese vor dem Hof. Sein Jungvieh und die Kälber befinden sich aktuell bereits auf der Alm. Ganz bestimmt geht es allen Rindern hier am Vorderklinglhub aufgrund der vielen technischen Innovationen und den zwei fortschrittlichen Bauern sehr gut. „Ich bin auch sehr dankbar, dass mein Vater mich bei all diesen Erneuerungen so unterstützt und freie Hand lässt“, meint Simon, der mittlerweile auch über einen Automaten eigene Produkte verkauft und in der im Jahre 2019 errichteten Dorfalm verkocht. „Wenn es Tieren von der Geburt bis hin zur Schlachtung gut geht, schmeckt man das auch in den erzeugten Lebensmitteln. Es muss nicht jeden Tag Fleisch am Teller landen, doch wenn wir Fleisch konsumieren, sollten wir wissen, wo es herkommt“. Während sich Eltern im Restaurant und Hofladen aufhalten, können Kinder ab sofort den neuen Erlebnisrundweg am Hof erkunden! (Den nächsten fortschrittlichen Hof – und zwar den Sinnhubbauern in Altenmarkt – stellen wir in der nächsten Ausgabe vor)

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