Invasive Neophyten
Der Staudenknöterich als Ärgernis
Der "Japanische Staudenknöterich" ist ein böser Wüterich: in Europa und Nordamerika zählt das eingeschleppte Gewächs zu den invasiven Neophyten, die, einmal Fuß gefasst, das heimische Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.
REGION WIENERWALD (kk). Der Staudenknöterich ist tödlich für die Biodiversität", sagt Edwin Herzberger, Mitarbeiter am Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft in Wien. Seit einigen Jahren lebt er in Matzelsdorf bei Neulengbach und beobachtet die Entwicklung direkt im Wienerwald. "Der Staudenknöterich hat sich massiv ausgebreitet in den letzten Jahren. Dort, wo er sich breit macht, wächst nichts anderes mehr, keine anderen Pflanzen, keine Blumen, keine Kräuter und das reduziert auch die Artenvielfalt an Tieren“.
Weg damit, rasch und gründlich
Den allgemeinen Tenor, man könne nichts gegen den Knöterich tun, teilt er nicht. "Es sind die bestehenden Flächen schwer einzudämmen, aber die Verbreitung zu verhindern wäre vergleichsweise einfach. Man muss ihn sofort ausreißen, sobald er irgendwo auftaucht, und das mehrmals – etwa einmal im halben Jahr“. Vor Ort sollte er dann liegen gelassen und ausgetrocknet werden, mittelfristig gesehen wächst dann keiner mehr nach. Ein großes Problem sieht Herzberger allerdings in der Unwissenheit und Unterschätzung der Bevölkerung, denn die Verschleppung über Erdtransporte, Aushube oder direkt über das Wasser trägt enorm zur Verbreitung bei. "Beim Schneiden entlang von Bächen fällt ein Teil in das Wasser und wird einige Meter weiter wieder anspült, wo er sich aufs Neue ansiedelt und die Landschaft in Besitz nimmt", berichtet der Neulengbacher weiter, "Ich möchte schon gar nicht mehr entlang des Laabenbaches Radfahren, weil die Landschaft aufgrund dieser Überwucherung nur noch eintönig ist." Noch hat man keine absolut wirksame Methode gegen diese eingeschleppte Pflanze gefunden, Gemeinden, Wasserverbände und Waldbesitzer sind um Eindämmung an sensiblen Stellen bemüht. Gartenbesitzer können das ihrige dazu beitragen: ausgerissener Staudenknöterich im Garten gehört unbedingt über den Restmüll entsorgt.
Der Staudenknöterich im Wiental
Die Bezirksblätter haben bei Alexandra Wieshaider, Leiterin des Biosphärenpark Wienerwald Teams bei den Bundesforsten nachgefragt, wie sich die Situation bei uns im Wiental darstellt. Wieshaider: „Praktisch alle feuchten Stellen sind gefährdet, so sind bereits größere Flächen am Wienerwaldsee zugewuchert, aber auch am Wienfluss, speziell von Wien heraus. Bei der Bekämpfung stehen wir auf verlorenem Posten, denn der finanzielle Aufwand ist einfach enorm.“ Zudem kommt, dass man noch immer kein hundertprozentig wirksames Mittel gegen den Staudenknöterich gefunden hat. „Wir haben in einem 2014 abgeschlossenen Projekt verschiedene Methoden zur Bekämpfung getestet. Etwa ihn mit einer Plan lichtdicht und fest abzudecken. Nur leider hat er seine Wurzeln bis außerhalb der Plane ausgebreitet und ist dann dort weiter gewachsen. Am besten funktioniert das Ausreißen, was sehr aufwendig ist, daher machen wir das nur punktuell an naturschutzfachlich wichtigen Stellen, bei uns im Wesentlichen die Kernzonen Mauerbach und Troppberg“, so Wieshaider weiter, „Eine andere Methode wird derzeit direkt am Mauerbach in Kooperation mit der Boku ausprobiert – hier werden heimische Weiden nach einem ausgeklügelten System gepflanzt, in der der Hoffnung, diese schnell wachsenden Pflanzen verdrängen den Eindringling“. Alles in allem, meint die Expertin, wird man vermutlich lernen müssen, mit dem Knöterich zu leben, „und wer weiß, vielleicht tut sich ja sogar mal eine Nutzung auf, denn seine Biomasseproduktion ist mehr als beachtlich.“
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