Drogen als Hype und Gefahr
Drogen sind längst nicht nur ein Problem der Städte. Die Konsumenten werden immer jünger.
REGION PURKERSDORF. In St. Pölten flog in der Vorwoche ein Dealer auf, der auch 12-Jährige mit Drogen versorgt hatte. Längst haben Cannabiskraut, MDMA, Ecstasy und Co. auch die entlegensten Gebiete des Landes erreicht. Die Bezirksblätter fragten bei Experten nach, wie groß das Problem in unserer Region ist.
Weder Ausnahme noch Dauerthema
"Es ist bei uns nicht unbedingt die Ausnahme, aber auch kein Dauerthema", erklärt Ferdinand Klein, stellvertretender Polizeiinspektionskommandant in Purkersdorf und setzt fort: "Das Problem ist: Drogen sind heutzutage einfach überall leicht verfügbar." Vorrangig werden jedoch Personen bzw. Jugendliche beim Konsum erwischt, große Dealer oder Hotspots scheint man hier nicht zu haben. In Sachen Cannabis wird seit der Strafrechtsreform verstärkt auf Therapie statt Strafe gesetzt und eine Meldung bei der Bezirks-#+hauptmannschaft gemacht, von wo aus der Amtsarzt weitere Maßnahmen verordnet.
Anstieg auch bei Jüngeren
Eine solche stellt dann auch die Re:spect-Jugendsuchtberatung in Purkersdorf dar: "Es ist, von Jugendseite aus betrachtet, nicht das größte Problemfeld. Aber es gab einen Anstieg in der Thematik, auch bei jüngeren Klienten", erklärt Re:spect-Geschäftsführer Robert Eder. "Cannabis und Magic Mushrooms waren zuletzt in bestimmten Cliquen oder Szenenformen ein Hype, so wie es vor einigen Jahren noch das Komasaufen war." Gefährlich sei vor allem das Unterschätzen: "Bei Cannabis zum Beispiel wissen die meisten weder wie’s wirkt, nämlich in einem Bereich, der für das Lernen wichtig ist, noch die möglichen Langzeitfolgen wie Depressionen, Paranoia etc." Auffällig sei, dass Cannabis-Konsum oft mit Leistungsdruck, Stress und Versagensängsten in Verbindung stehe. "Aus welcher 'Schicht' oder 'Milieu' man kommt, ist egal", weiß Eder. Gewisse Dinge, wie den besonnenen Umgang mit Alkohol, Nikotin und Medikmenten, könne man als Eltern jedoch vorleben.
"Alarm schrillt oft zu spät"
"Die Alarmglocken der Eltern schrillen oft zu spät", weiß die Purkersdorfer Kinder- und Jugendfachärztin Christa Levin-Leitner. Sie verweist auf Warnsignale: "Zuerst zeigt sich eine schlagartige Wesensänderung – im Tages-#+ablauf, im Verhalten, im Essverhalten, im Freundeskreis. Dann kommt der Leistungsabfall in der Schule und dann ist es ganz wichtig ihnen die Hand zu reichen und sie ganz behutsam aus der Situation herauszuholen", rät Christa Levin-Leitner. Eine gute, vertrauensbasierte Gesprächskultur mit dem Kind ist dann besonders wichtig: "Ins Gespräch kommen, sich Zeit nehmen, etwas gemeinsam machen, da öffnet sich das Kind bzw. der Jugendliche am ehesten. Sucht kommt ja von Sehnsucht – man sehnt sich nach etwas und will diesen Zustand haben."
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