Integration für die Kleinsten: Interkulturelle Mitarbeiterin im Interview
Valmira Kraja aus Mauerbach ist eine von 160 interkulturellen MitarbeiterInnen in nö. Kindergärten.
MAUERBACH. Frau Kraja, Sie haben eine Ausbildung zur interkulturellen Mitarbeiterin absolviert und sind als solche in einem Kindergarten tätig. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
VALMIRA KRAJA: "Es ist ein neues Berufsbild, das es aber schon seit mehreren Jahren gibt. Durch den großen Bedarf wurde die Anzahl der ausgebildeten MitarbeiterInnen in den letzten Jahren auch stetig erhöht. Unsere Aufgabe ist es die Kinder in der ganzheitlichen Entwicklung zu begleiten und zwar mit verschiedenen Angeboten und Materialien, die interkulturelles Lernen ermöglichen. Das passiert durch verschiedene Angebote, wenn der Bedarf besteht in Einzelsituationen aber auch in Teilgruppen. Der Kern dabei ist dass wir die Kinder stärken. Es gibt keine interkulturelle Kompetenz ohne gestärkte Selbstkompetenz. Das Selbstwertgefühl der Kinder soll gestärkt werden indem man zu schätzen weiß und respektiert, was die Kinder mitbringen."
Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?
"Ein Beispiel sind Sprachspiele: Ich sitze beispielsweise mit Kindern aus fünf verschiedenen Ländern zusammen und wir benennen die Farben der Kleidung der Kinder in fünf verschiedenen Sprachen. Einmal haben wir uns auch schon mit Märchen in verschiedenen Sprachen beschäftigt oder haben gemeinsam einen orientalischen Tanz getanzt und Süßigkeiten aus verschiedenen Ländern gekostet (lächelt)."
Wie reagieren die Kinder und die Eltern darauf?
"Es ist sehr bewundernswert zu beobachten wie interessiert die Kinder an anderen Sprachen sind und wie sie damit spielen. Und das hat auch einen sehr starken Einfluss auf die Eltern. Man baut eine Brücke zwischen Elternhaus und Kindergarten, denn ohne Zusammenarbeit mit den Eltern würde es auch nicht funktionieren. Gerade am Anfang ist die verbale Hilfe von interkulturellen Mitarbeitern für Eltern oft sehr wichtig. Einmal in der Woche am Nachmittag können die Kinder ihren Eltern zeigen was sie gemacht haben. Viele Eltern sind dann so interessiert, dass sie verschiedene Spiele oder Arbeitsblätter mit nach Hause nehmen wollen um dort weiter zu machen."
Auch Sie selbst haben albanischen Migrationshintergrund. Wie haben Sie Integration erlebt?
"Als ich nach Österreich kam, hatte ich sehr große Erwartungen an mich. Ich habe in Albanien Englisch studiert und wollte in Österreich weiterstudieren, durfte aber nicht. Davor musste ich die deutsche Sprache auf Maturaniveau lernen. Ich habe fast zwei Jahre gebraucht bis ich die Prüfung geschafft habe. Trotzdem fiel es mir noch schwer zu kommunizieren, ich habe mich nicht getraut mit Menschen zu sprechen. Doch dann dachte ich mir 'So kann es nicht weitergehen, nur durch Kommunikation werde ich das lernen.' Es ist schon ein bisschen Selbstüberwindung die Sprache aktiv zu verwenden, man fragt sich oft 'Wie spreche ich das aus? Wie hieß das nochmal?'. Jetzt ist das nicht mehr so, auch die Ausbildung hat mich da gestärkt."
Wie reagieren die Kindergartenkinder aus unterschiedlicher Herkunft aufeinander?
"Kinder haben keine Vorurteile gegeneinander. Ich kenne zum Beispiel ein Kind mit albanischem Migrationshintergrund, das eng mit türkischsprachigen Kindern befreundet ist. Mit denen kommuniziert er natürlich auf deutsch. Aber er lernt dadurch, dass er so eine starke Beziehung zu seinen türkischsprachigen Freunden hat, schon im Kindergarten auch türkisch. Ist das nicht schön? Wichtig wird die Nation nur, wenn es im Spiel um Mannschaften geht. (lacht) Aber insgesamt spielt die Herkunft für Kinder gar keine Rolle."
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