Biotop erscheint in neuem Licht
Bangen um Naturjuwel: Hinter vermuteter Zerstörung steckt Naturschutz. "Paradies" soll wiederkehren.
REKAWINKEL. Manchem Naturliebhaber der Region blutet aktuell das Herz: Am Feuchtbiotop nördlich des Bahnhofes an der Forststraße Richtung Hagen erfreuen sich viele seit Kindestagen. Doch genau an diesem Fleckchen Idyll haben die Österreichischen Bundesforste nun geschlägert. Während sich diese auf den Naturschutz berufen, erfolgt für Isabella Penco aus Rekawinkel genau das Gegenteil: "Es ist eine Schande, dass die, die die Natur schützen sollten, sie hirnlos zerstören."
Auch Romi Sedlacek trauert ihrem "kleinen Stück Paradies" nach. "Auch ein Jahrzehnte lang von selber gewachsenes aufeinander abgestimmtes System an Wasser, Boden und Lebewesen wird ausgerechnet mit dem Argument 'Naturschutz' zerstört." "Paradiesisch" ist der Anblick beim Lokalaugenschein tatsächlich nicht mehr. Rund um das Biotop wurde abgeholzt, die Äste als Art Absperrung aufgeschlichtet. Auf den "Inseln", die aus dem Wasser ragen, steht jeweils nur mehr ein Stämmchen einer Erle.
Bangen um Artenvielfalt
"In Zeiten, in denen die Sommer stetig heißer werden und jede Wasserstelle ein schützenswertes Refugium für die Fauna darstellt, stellt dies eine unerreichte Unverantwortlichkeit dar", meint Sedlacek und auch Penco poltert: "Hier sind sämtliche Brutplätze vernichtet worden. Es hat so eine Artenvielfalt gegeben."
2018 wieder im alten Look
"Unser Ziel war, wieder Licht auf das bereits fast völlig beschattete Feuchtbiotop zu bringen: Amphibien wie Molche und dergleichen benötigen für ihre Entwicklung auch besonnte Stellen. In zu schattigen Gewässern können sich ihre Eier nicht optimal entwickeln", betont hingegen Alexandra Wieshaider, Leiterin der Bundesforste im Biosphärenpark Wienerwald. Die Äste wurden aufgeschichtet, um Abkühlung suchenden Hunden den Zugang zu erschweren, "die so leider die Entwicklung der Wasserlebewesen ebenfalls beeinträchtigen. Andererseits bieten solche Biomassehaufen Schutz und Lebensraum für Kleinlebewesen wie Eidechsen und Co."
Holzerlöse seien nicht lukriert, aber neben dem Naturschutz ein weiterer Effekt erzielt worden: "Dass der Bewuchs unterhalb der Lichtleitung gestutzt wurde, wozu wir ebenfalls verpflichtet sind." Blutende Herzen will Wieshaider beschwichtigen: "Da die Erle eine Baumart ist, die zu Stockausschlag fähig ist, werden die derzeit auf Stock gesetzten Bäume im nächsten Jahr wieder austreiben und so schon bald für eine erneute Begrünung sorgen."
Bezirkshauptmann will prüfen
Für Isabella Penco "fadenscheinige Ausreden". Was die Unternehmerin aber zur Weißglut bringt ist, dass sich das Biotop laut den Bundesforsten erst vor etwa 20 Jahren durch einen verstopften Rohrdurchlass gebildet haben soll. "Wie hätte mein Bruder vor 36 Jahren in den Teich fallen können, wenn er erst 16 Jahre später entstanden ist?"
Anders als Stimmen vermuten ließen, war der Bezirkshauptmannschaft die Sachlage bis dato nicht bekannt, Bezirkshauptmann Josef Kronister versichert aber: "Ich habe mich gerade mit einem Forsttechniker besprochen, wir werden das überprüfen."
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