Debatte neu aufgeflammt
Bgm. Lorenz und Bgm. Gerber wehren sich gegen Tbc-Vorwürfe

Für Markus Gerber und Norbert Lorenz ist das Thema Tbc bei Rotwild überzogen.
  • Für Markus Gerber und Norbert Lorenz ist das Thema Tbc bei Rotwild überzogen.
  • hochgeladen von Filomena Ausserhofer

KAISERS / ELBIGENALP. Das Tuberkulose-Thema bei Rotwild ist im Lechtal wieder aufgeflammt. Diese Erkrankung kann bei Wildtieren auftreten und durch die Almbewirtschaftung auch in die heimischen Ställe gelangen. Das Thema belastet seit längerer Zeit das Lechtal.

Kritik: "Panikmache"

Als "Panikmache" bezeichnen die beiden Bürgermeister Markus Gerber aus Elbigenalp und Norbert Lorenz aus Kaisers die aufgeflammte Diskussion.
In Kaisers soll ein "Reduktionsgatter", das bereits errichtet wurde, für die Minimierung des Rotwildbestands sorgen, denn nach Expertenansicht ist der hohe Bestand an Rotwild für die Verbreitung der Seuche verantwortlich.
Für Bürgermeister und Landwirt Markus Gerber ist die wieder aufgeflammte Diskussion nicht nachvollziehbar: "Tbc war vor zehn Jahren ein Thema im Lechtal. Damals waren 35 Prozent des Rotwildes betroffen, momentan liegt die Durchseuchung bei unter drei Prozent", erklärt Gerber, dessen Betrieb selbst vor einigen Jahren von den Folgen betroffen war.

Entnahme steht bevor

Intensiv mit der Thematik befasst ist derzeit der Kaiserer Bürgermeister Norbert Lorenz. Lorenz war früher selbst Berufsjäger. Er weiß zu berichten, dass eine Entnahme im "Reduktionsgatter" in seiner Gemeinde bevorsteht, sollten die von der Behörde vorgegebenen Abschusszahlen bis Mitte Dezember nicht erreicht werden.

Problem hochgespielt

Für beide Bürgermeister und Verantwortlichen der örtlichen Jagden steht fest, dass das Thema Tbc zu sehr hochgespielt ist und so klagt etwa Landwirt Markus Gerber über Probleme, wenn es darum geht, Lechtaler Vieh im Inntal zu verkaufen. Bürgermeister Norbert Lorenz wiederum berichtet über Absagen von Gästen, nachdem in deutschen Medien berichtet wurde, dass Rotwild in den Reduktionsgattern in Kaisers getötet werden soll.
"Runder Tisch" gefordert
Eines ist für beide Bürgermeister klar: Es muss zu einem ,,runden Tisch'' kommen, an dem sich Landespolitiker und Experten zusammensitzen und das Thema Rotwild und die damit verbundene Tbc, im Zusammenhang mit der Landwirtschaft, diskutieren. ,,Es braucht eine Expertenrunde, die dieses Thema realistisch und transparent behandelt'', so Dorfchef Norbert Lorenz. Vom "Reduktionsgatter" hält er wenig, für ihn handelt es sich dabei um eine glatte Massentiertötung.
Und eine solche brauche es nicht, sind sich Markus Gerber und Norbert Lorenz einig: "Tbc im Lechtal ist bei Rindern und Rotwild unter Kontrolle!"

Stellungnahme Land Tirol:

Das Land Tirol unternimmt seit Jahren größtmögliche Anstrengungen, Tuberkulose-Vorkommen bei Tieren – sowohl beim Wild als auch bei landwirtschaftlichen Nutztieren – möglichst gering zu halten bzw. nachhaltig zu bekämpfen. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2011 Teile des oberen Lechtals, in denen TBC sowohl beim Rind als auch beim Rotwild vermehrt festgestellt, zum Überwachungsgebiet im Sinne des Tierseuchenrechts erklärt. Das heißt, dass in diesen Gebieten jährlich rund 1500 Rinder und 400 Stück Rotwild auf TBC untersucht werden. Das Landesverwaltungsgericht (LVWG) hat kürzlich die behördliche Vorgangsweise in einem Jagdrevier im Überwachungsgebiet des Bezirks Reutte überprüft und festgestellt, dass ein entscheidender Schlüssel zur Seuchenbekämpfung die Einhaltung der behördlich vorgegebenen Abschussquoten bei der Jagd ist. Das Verwaltungsgericht hat weiters festgestellt, dass dort, wo eine ausreichende Abschusserfüllung durch den Revierinhaber nicht sichergestellt ist, Alternativmaßnahmen im Sinne des Tierseuchenrechts zu ergreifen sind. Dieses richterliche Urteil ist umzusetzen. Daher wurde nun im betreffenden Jagdrevier von Behördenseite ein fachkundiger Jagdexperte damit beauftragt, die Erfüllung der entsprechenden Abschussquoten sicherzustellen und damit der Ausbreitung von TBC im Wildbestand und in weiterer Folge der möglichen Übertragung auch auf Rinder oder Menschen vorzubeugen. Durch die erfolgreichen Bemühungen allein in den letzten Tagen ist davon auszugehen, dass die vorgegebene Quote in den nächsten Wochen erreicht werden kann und keine darüber hinausgehenden Maßnahmen zu treffen sind. Nur wenn dies nicht der Fall sein sollte und sich die Gefahr der Ausbreitung von TBC dadurch wiederum erhöht, kann von Behördenseite als letzte Möglichkeit die Entnahme von Rotwild in einem vorgesehenen Gatter unter strenger Aufsicht von veterinärmedizinischen Experten erfolgen.

Zur Sache

Was ist ein Reduktionsgatter?
Beim Reduktionsgatter, auch Käulungsgatter genannt, handelt es sich um eine Einzäunung im Gelände. Im Fall von Kaisers beträgt die Fläche ein Hektar.
Die Wildtiere werden in diesem Verschlag angefüttert. Eigens dafür von der Behörde beauftragte Schützen "entnehmen" die Tiere aus der Umzäunung, um den Wildstand auf das von der Behörde vorgeschriebene Maß zu reduzieren.
Die Maßnahme ist nicht unumstritten. Eingezäunte Tiere, die keine Möglichkeit zur Flucht haben, werden hier gezielt geschossen. Kritiker sprechen von einer Massentötung.


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