Leserbrief
Da isch was faul z'Reitte im Markt drinna

Mag. Mathias Stieger, Pfr. i. R., mahnt, die Demonstrationen in Reutte kritisch zu hinterfragen. | Foto: Reichel
  • Mag. Mathias Stieger, Pfr. i. R., mahnt, die Demonstrationen in Reutte kritisch zu hinterfragen.
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Leserbrief von Pfr. i.R. Mag. Mathias Stieger, Religionslehrer und Administrator der Evangelischen Pfarrgemeinde im Außerfern, über die Mahnwache und zeitgleiche Demonstration in Reutte.

Am Samstag, dem 23.01., fand vor der Kirche St. Anna in Reutte eine Mahnwache statt, die ordnungsgemäß Masken tragend, mit Recht auf das Flüchtlingsproblem in dieser Welt und im Besonderen in der Ägäis aufmerksam machen wollte und zeitgleich eine Demonstration von Menschen, die mit Nachdruck aufgefordert werden mussten ordnungsgemäß Masken aufzusetzen und die auf das Unrecht der derzeitigen Verordnungen der Bundesregierung hingewiesen haben.

Beide Demonstrationsformen waren angemeldet und letztere sogar von der Polizei begleitet. Wahrscheinlich wären in diesem Fall die geforderten Polizeipferde nötig gewesen, weil sich die Demonstrierenden gruppenweise in den Straßen strategisch verstreut hatten….Ih woas es ita….

Das Demonstrationsrecht ist wohlweislich in der Verfassung fest verankert und ein hohes Gut der Demokratie und muss sonst wo, in unmittelbarer Nachbarschaft der EU und somit auch zu Österreich und bei verbündeten „Freunden“, zur Zeit eingefordert und hart errungen werden.
Was für logisch Denkende dennoch fremd und unverständlich bleibt, ist Grund und Ziel der Mahnwache und der Demonstration. Die einen fordern „Frieden, Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung…..für eine gesunde Wirtschaft“ und vertreten somit die Meinung, dass es in Österreich statt Frieden - Unfriede, Streit oder sogar Krieg gäbe, statt Freiheit – eine neue Sklavenhaltungsform, statt Demokratie – Diktatur, statt Selbstbestimmung – Fremdbestimmung, ohne Entfaltungsmöglichkeit des Individuums und der Gesellschaft, statt einer guten Wirtschaftslage trotz der Pandemie – eine kränkelnde Misswirtschaft. Und die Mahnwachenden, die möchten flüchtende Kinder und Erwachsene in so ein unglückliches Land, in so eine unwirtliche Umgebung, in so eine Diktatur, in ein Land, in welchem kein Frieden herrscht lotsen, um sie vielleicht noch ärmer und unglücklicher zu machen. Was soll das eigentlich? Oder gab es sogar einige, die bei beiden Veranstaltungen zeitweilig dabei waren?

Was das politische Medium betrifft, beginnen sich die Grünen vor Ort in ihrem Verhältnis zur Bundespolitik, kaum sind die an der Regierung, wieder zu zerfleischen. Möchten sie wieder eine Glawischnig – oder eine Wien-Situation ihrer Partei erleben? Verständlich klug halten sich die Schwarzen in Reutte zurück.

Erwähnenswert scheint mir auch die neue Allianz zwischen katholischem Altar und dem Thron - Listen-Führer und LR, wie eben zu Kaisers Zeiten, zu sein, wobei ein luth`rischer Pfarrer unwillkürlich an die Benachteiligung und Verfolgung der Evangelischen österreichweit und der eigenen Vorfahren aus dem Salzkammergut und deren Transmigration nach Siebenbürgen denkt. Die Gedanken sind eben frei und fliegen hin und her….

Ohne ein Besserwisser sein zu wollen, protestiere ich dieses Mal bewusst für die aktuelle Politik der türkis (schwarzen) – grünen Bundesregierung. Die Flüchtlinge sollten vor Ort bestens betreut und baldigst in die unmittelbare Nähe ihres Heimatlandes rückgeführt werden, um bald wieder ZUHAUSE sein zu können, zu Hause in ihrem Land, in ihrem Dorf, um neu aufbauen zu können, dort wo sie kulturell und religiös verwurzelt sind, gemeinsam mit ihren Familien, Nachbarn und dem ganzen Volk, und hoffentlich mit einer vernünftigen politischen Führung. Das muss jedoch erarbeitet, manchmal auch erkämpft und dann erhalten und gepflegt werden, wobei die jeweilige Religion hoffentlich einen positiven, dienenden und nicht herrschenden Beitrag leistet. Ein harter und steiniger Weg, den man hierzulande auch gehen musste. In Europa jedoch, gibt es genügend und harte Arbeit, für und mit den Asylanten, die bereits hier leben, sie zu integrieren oder ihnen die Möglichkeit zu bieten rückzuwandern, hin wo sie zu Hause sind, zu Hause auch vom Klima her, das ihre Gene, ihren Körper und Psyche jahrhundertelang geprägt hat.

Es ist wirklich nicht so- ein fatales und anmaßendes Denken, das muss die westliche Welt, die Kirchen mit, lernen,- dass Europa, die USA, Kanada….das „Heil“ und das Paradies dieser Welt sind. Die Kontinente, Länder und Völker haben jeweils ihre Entwicklungen mitgemacht, mit ihrer Prägung, mit ihren Traditionen und Religionen, bis hin zum spezifischen Essen und Formatierung der Seele. Wir sind nicht die Besseren, die Klügsten und Beneidenswertesten! Gerade wenn wir als Hochindustrialisierte und Verkopfte unsere auseinanderdriftende Gesellschaft betrachten, die vielen Scheidungen der Ehen und das Auseinandergehen der festen oder losen Partnerschaften, der weitere herrschende Umgang mit der Natur, mit der „Mutter Erde“, die Profitgier und Gewinn um jeden Preis, die Gehässigkeit in der Vorwahlzeit, die Ellenbogenmentalität einer abnehmenden sozialen Marktwirtschaft, die zunehmend notwenige psychologische Betreuung von Kindern und Erwachsenen, die in ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen, die Arbeitslosen und die Arbeitsunwilligen, die Einsamen ohne Einbindung in eine Familie, in die Verwandtschaft und in das gesellschaftliche Leben….., bin ich mir nicht so sicher, ob „Fremde“ bei uns wirklich so gut aufgehoben sind. Diese Frage müssten sich die Mahnwachenden bewusst und ehrlich stellen.

„S´Ausserfera bewegt sich!“, so der Slogan der Demonstranten am vergangenen Sonntag. Super, nur wohin bewegt sich das Ausserfera? Da wurden von Demonstrierenden Menschen auf der Straße angepöbelt, die Masken trugen, Bürger unaufgefordert unflätig und boshaft angesprochen und mit bedrohlicher Gebärde agiert. Dazu dürften wir alle, auch jene von der Mahnwache, nicht schweigen. Dagegen müsste die Lokalpolitik auftreten und dem Mob entgegentreten. Und besonders die Organisatoren kommen um diese Fragen nicht umhin.

Wie könnte es weiter gehen?
Jetzt gilt es, den von der Regierung verhängten Lockdown einzuhalten, womöglichst zu Hause zu bleiben, von Männer und Frauen, und von Kindern vor allem, Abstand zu halten, ihnen nicht wohlmeinend nahe zu treten, beim Impfen als Politiker sich nicht ohne Grund vorzudrängeln, es sei denn wirklich notwendig und hilfreich für die Dorf-, Markt- und Stadtpolitik, was ja nicht auszuschließen ist, die verordneten Masken zu tragen und „alles zum Besten zu kehren“ (Martin Luther, der Reformator der Evangelischen).

Wenn der Prophet Mohammed für die Zeit einer Seuche verordnet hätte „so ein Land nicht zu betreten oder es zu verlassen und epidemisch Kranke Gesunde nicht zu besuchen“, so ruft uns die Heilige Schrift zu: „So ermahne ich euch nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und alle Obrigkeit, auf dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Denn solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Retter,…(Erster Brief des Paulus an Timotheus, Kapitel 2).

Mit Recht kann man behaupten, dass wir alle, ob wir wollen oder nicht, diesbezüglich in einem Boot sitzen. Kaum jemand möchte, dass dieses Boot kentert oder untergeht. So leiste jeder seinen Beitrag, dass dieses Boot im Sturm dieser Zeit und danach wieder auf Kurs kommt und es auch weiterhin bleibt.

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