Vilsalpsee droht riesen Felssturz!

Diese Talseite ist seit vergangenen Jahr nach einem riesigen Felssturz gesperrt.
6Bilder
  • Diese Talseite ist seit vergangenen Jahr nach einem riesigen Felssturz gesperrt.
  • hochgeladen von Günther Reichel

TANNHEIM (rei). Aufgrund seiner Natürlichkeit ist das Gebiet rund um den Vilsalpsee seit Jahren unter Schutz gestellt. Dass in diesem beliebten Ausflugszielt die Natur tatsächlich noch ursprünglich ist, zeigt sie zum Leidwesen vieler seit Monaten. Ein großer Felssturz sorgte vergangenes Jahr dafür, dass der Rundweg auf einer Seite gesperrt werden musste. Jetzt gab es einen weiteren kleinen Felssturz, an einer ganz anderen Stelle. Doch der hat es wirklich in sich, wird dieser doch als Vorbote für ein Großereignis gesehen. Wie es weiter geht? Diese Frage kann derzeit niemande beantworten.

Einmaliges Ereignis

Gunther Heißel, Fachbereichsleiter Landesgeologie beim Land Tirol, gibt sich beeindruckt: „Die Situation ist ernst. Ich bin einmal über die neue Problemstelle geflogen. So etwas sieht man nicht oft: In einem steilen Felshang hat sich eine Spalte aufgetan, die ca. 100 Meter lang und ein bis zwei Meter breit ist.“ Wie tief diese Spalte ist, die von mehreren kleineren Rissen umgeben ist, kann der Landesgeologe nicht sagen, aber er gibt eine Schätzung ab: „30 bis 40 Meter bestimmt!“

See massiv bedroht

„Ich bin kein Berufspessimist. Man soll als Geologe nicht übermütig sein, aber auch nicht zu vorsichtig. Aber wir erleben hier die erste Stufe des Gesamtversagens einer Felswand“, warnt Heißel. Was das genau bedeutet, kann niemand sagen. Doch wenn dieser Teil des Berges auf einmal nach unten bricht, dann müsse man damit rechnen, „dass bis zu einem Drittel des Sees verschüttet wird!“
Ein Horrorszenario. Mit einer Wellenbildung sei sicher zu rechnen. Das Wort „Zunami“ möchte Tirols Landesgeologe lieber nicht in den Mund nehmen, doch eine gewisse Gefahr sieht Heißel darin tatsächlich.
Bedenklich stimmt Heißel, dass die neue Spalte, die sich durch kleinere Abbrüche bemerkbar gemacht hat, wohl nicht sehr alt ist. „Ich denke, die hat sich in diesem Jahr aufgetan.“
Wie gefährlich die Situation eingestuft wird, lässt sich auch daran erkennen: Nach dem Felssturz im vergangenen Jahr wurde von allen Seiten erklärt, den Rundweg um den Vilsalpsee wird es wohl nicht mehr geben. Wer auf die Landsberger Hütte oder die Traualpe will, müsse von der anderen Seite anwandern.

Arbeit in der „Todeszone“

Das wird nach Ansicht Heißels wohl nicht mehr der Fall sein. Wenn, dann wird der Weg in den genannten Bereich wohl doch durch den ersten Felssturz führen. Falls überhaupt. „Wir müssten hier einen riesigen Schutzdamm bauen.“ Und da sieht Heißel zwei ebenso große Probleme: Wer soll diesen bezahlen und vor allem, wer soll ihn bauen? „Da müsste man in einer Todeszone arbeiten. Niemand kann sagen, wann wieder etwas abbricht!“ Erschwerend käme vermutlich hinzu, „dass das Arbeitsinspektorat die Bauarbeiten vermutlich unter diesen Bedingungen sofort wieder einstellen würde“, glaubt Heißel.

Bürgermeister betroffen

Keine guten Aussichten also. Dessen ist sich auch Tann­heims Bürgermeister Markus Eberle bewusst: „Wir diskutieren die Situation laufend. Es sieht nicht gut aus!“
Lösungsideen gibt es mehrere. An eine Art „Schwebebrücke“ wird gedacht, ebenso an einen Fährbetrieb. Doch was sich umsetzen lässt, ist völlig offen.
Sorgen macht sich Eberle um die Betreiber der Landsberger Hütte und der Traualpe. Die beiden beliebten Ausflugsziele auf dem bekannten Weg über den Vilsalpsee nicht mehr erreichbar. „Da geht es um Existenzen“, warnt der Gemeindechef.
Derzeit nur am Rande betroffen sind die Elektrizitätswerke Schattwald, die den Traualpsee für die Stromgewinnung nutzen. Noch gibt sich Schattwalds Bürgermeister Herbert Durst als Eigentümervertreter aber zurückhaltend: „Für uns ist die Situation unangenehm, derzeit aber nicht dramatisch.“ Wie es für die EWS weitergeht, kann er aber auch nicht sagen.

Tourismus leidet mit

Größere Sorgen macht sich da schon TVB-Geschäftsführer Michael Keller: „Für unsere Gäste und natürlich ganz speziell für die Betriebe, die betroffen sind, ist das eine Katastrophe! Wir informieren die Gäste über die neue Situation und hoffen, dass eine Lösung gefunden wird.“
Indirekt involviert ist auch die Gemeinde Weißenbach, da die Landsberger Hütte auf deren Gemeindegebiet steht. Weißenbach könnte, falls auf der beliebten Hütte tatsächlich die Gäste ausbleiben, Steuereinnahmen entgehen, sagt Bgm. Hans Dreier. Wirklich helfen könne man aber nicht.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.