Haus der Nachhaltigkeit
Moser: "Spannende Keimzelle für neue Ideen und Impulse für den ländlichen Raum"

- Am 6. März fand ein ThemenLabor statt, in dem der Aspekt „mutilokalARBEITEN“ behandelt wurde.
- Foto: Trafos
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Interview von Anton Planitzer von den Trafos – Nachhaltig im Innviertel über Multilokalität.
RIED. Die Regionalmanagerinnen Stefanie Moser und Sandra Schwarz koordinieren mit dem Regionalverein Inn-Salzach-Euregio ein Agenda 21 Impulsprojekt zum Thema Multilokalität. Sie erklären im Interview, was damit gemeint ist und welche erste Projektergebnisse entstanden sind.
Der Verein Inn-Salzach-Euregio beschäftigt sich schon längerer Zeit unter dem Titel „StadtLandler“ mit der Frage der Multilokalität. Was kann man sich unter Multilokalität vorstellen?
Moser: Multilokale sind Menschen, die an mehreren Orten daheim sind. Sie schwärmen aus – zum Beispiel aufgrund von Ausbildung, Beruf oder auch Freizeitmotive spielen dabei eine Rolle – fühlen sich aber auch einer zweiten Region, meist der Herkunftsgemeinde verbunden. Dieses „heute da und morgen dort“ bezeichnen wir als multilokal. Dies ist ein Lebensstil, der in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt und auch aufgrund der zunehmenden Mobilität von Daten und Personen lebbar ist. Die Welt rückt zusammen – das ist mittlerweile auch im Innviertel gut spürbar.
Schwarz: Im Innviertel hat sich im Rahmen des Projekts ein engagiertes Netzwerk gebildet, das sich als „StadtLandler“ bezeichnet. Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit dem Netzwerk die besonderen Bedürfnisse und vor allem auch Chancen dieses Lebensstils für die Region erarbeitet. Unter anderem braucht es zum Beispiel im Bereich Arbeiten andere Rahmenbedingungen, um an mehreren Orten gut arbeiten und sich einbringen zu können. Davon profitiert auch die Herkunftsregion, da die Multilokalen vor Ort ihre Erfahrungen und ihr Know-How einbringen können.
In Beiträgen werden immer wieder die Vorteile der Multilokalität betont. Welche Vorteile hat eigentlich das ländlich geprägte Innviertel aufgrund dieses Trends?
Moser: Die Motive unserer StadtLandler sind sehr vielfältig und individuell. Eines wird aber immer wieder deutlich – Multilokale genießen die Standortvorteile ihrer unterschiedlichen Lebensmittelpunkte und fungieren damit auch als wichtige Brückenbauer zwischen ihren Orten. Eine unserer StadtLandler arbeitet beispielsweise in einem großen internationalen Konzern in der Marketingabteilung – bringt ihr Know-How aber auch bei einem örtlichen Verein ein. Von diesem Wissen und Tatendrang profitieren dann auch ländliche Regionen wie das Innviertel. Da sie bereits Erfahrungen anderswo gesammelt haben, bringen Multilokale spannende Sichtweisen und den „Blick von außen“ herein.
Im Rahmen des Projektes ist ein Film zu diesem Thema entstanden, der auch verschiedene StadtLandler zeigt. Was ist euch in der Auseinandersetzung mit den gezeigten Personen und ihren Projekten wichtig gewesen?
Schwarz: Uns war wichtig, dass wir mit diesem kurzen Film die Formenvielfalt von Multilokalität darstellen – und wie könnte das besser gelingen, als wenn sich Multilokale selbst porträtieren? Dazu gab es im Herbst 2019 einen Videoworkshop mit den „StadtLandlern“ bei denen die Drehbücher gemeinsam erarbeitet wurden.
Eine Gruppierung, die dieses Thema aufgreift, ist der Verein Trafos in Ried. Sie eröffnen Anfang 2021 ihr Haus der Nachhaltigkeit in Ried und haben dort auch einen Co-Working Space eingeplant. Wie wichtig schätzt ihr dieses Thema für uns im Innviertel ein?
Moser: Wir hatten am 6. März die Gelegenheit uns im Rahmen eines Agenda 21 ThemenLabors intensiv mit dem Aspekt „mutilokalARBEITEN“ auseinander zu setzten. Dabei konnten wir auch gleich die spannende Dynamik, die das derzeit entstehende Haus der Nachhaltigkeit im Herzen Rieds mit sich bringt, aufgreifen. Dies könnte ein idealer Andockpunkt für Multilokale in der Region Innviertel-Hausruck werden.
Schwarz: Beim Workshop zum Thema „multilokalARBEITEN“ wurde deutlich, dass die Digitalisierung hierbei für den ländlichen Raum eine große Chance bietet. Durch die Überwindung von physischen Distanzen in virtuellen Räumen können wir uns ganz schnell Wissen von überall herholen und auch vom Innviertel aus überall hin liefern. Technisch ist schon viel möglich, nur im Kopf sind wir noch nicht soweit!
Ihr engagiert euch selbst für das Haus der Nachhaltigkeit in Ried und seid Mitglied im Verein Trafos. Welche Chancen bietet in euren Augen ein Haus der Nachhaltigkeit?
Moser: Das Haus der Nachhaltigkeit kann aus meiner Sicht eine spannende Keimzelle für neue Ideen und Impulse für den ländlichen Raum werden. Es bietet die Chance urbanes Flair und neue Denkansätze aufs Land zu bringen. Auch für die StadtLandler könnte das Haus eine Art „Homebase“ werden, wo sie arbeiten, aber auch ihr Know-how einbringen und ihre Potenziale entfalten können.
Schwarz: Ich finde, das Besondere an diesem Haus sind auch die Menschen dahinter. An diesem Projekt zeigt sich deutlich was machbar wird, wenn Menschen gemeinschaftlich für etwas brennen und gleiche Ziele verfolgen.



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