Interview
Nagl: "Musik ist der Stoff, mit dem ich arbeite"

Der Mettmacher Wolfgang Nagl wohnt derzeit in Wien. | Foto: Sieghard Schraml
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  • Der Mettmacher Wolfgang Nagl wohnt derzeit in Wien.
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Der Mettmacher Wolfgang Nagl (26) studiert Schlagwerk an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Im Interview spricht er über seine Erfolge, die Herausforderungen als freischaffender Musiker und was Musik für ihn bedeutet.

BezirksRundschau: Warum wolltest du als Kind Schlagwerk lernen und nicht Trompete, wie dein Vater?
Nagl:
Ich habe mich bei der Instrumentenpräsentation gefragt, welches wohl das schwierigste Instrument sei. Auf die Frage, ob Schlagzeug schwierig is, meinte mein Vater nur "Ja". Da dachte ich mir: „Challenge accepted“!

Welche Instrumente spielst du sonst noch?
Nagl:
Neben dem Schlagzeug spiele ich auch sehr gern Klavier und Tenorhorn.

Was war das coolste, lustigste, … Instrument, das du bis jetzt gespielt hast?
Nagl:
Das lustigste Instrument hab ich leider nicht selbst gespielt sondern mein Kollege. Das war bei „Wien Modern 2019“. Im Stück „Symphonie X“ (Schnebel) wurde eine Schiffshupe verlangt. Das war ein dreiteiliges Nebelhorn das enorm viel Luft brauchte, daher wurde es mit einer externen Überdruck-Gasflasche geliefert. Da hat man im wahrsten Sinne des Wortes „Gas geben“ können.

Wie war deine musikalische Laufbahn bis jetzt?
Nagl:
Recht erfolgreich und amüsant. Ich mag was ich tue und ich hoffe das sieht man.

Was war dein persönliches Highlight bis jetzt?
Nagl:
Bei einem Abo-Konzert des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien durfte ich auf der Position der Solopauke im goldenen Saal des Wiener Musikvereins spielen.

Was sind die Herausforderungen als freischaffender Musiker?
Nagl:
Ich bin freischaffender Musiker. Das heißt ich bin selbstständig. Die Herausforderungen sind nicht der Beruf an sich, sondern das System. Viele Musiker werden vom Arbeitgeber falsch beschäftigt, über Werkverträge. Das heißt: Wir sind nicht versichert. Keine Pensionsvorsorge, keine Krankenversicherung, keine Unfallversicherung, kein 13 und 14. Gehalt. Auf den ersten Blick erscheint es, als verdienen Musiker gut. Aber unter Anbetracht all dieser Dinge denke ich, werden viele Musiker im Alter leider armutsgefährdet sein. Die aktuelle Situation (Corona-Virus) verdeutlicht meine Annahme. Viele freischaffende Musiker, mich eingeschlossen, sind gerade arbeitslos. Wenn sie ihrer Arbeit ein paar Wochen nicht nachgehen können, nagen viele schon am Hungertuch. Ich hoffe, die Politik versteht die Notwendigkeit, die freischaffenden Musiker ins Sozialsystem zu integrieren, um solche Fallen zu vermeiden.

Musstest du auch Rückschläge einstecken?
Nagl:
Was ist schon ein Rückschlag? Ich erreiche Dinge die ich mir Wünsche sehr oft nicht – oder zumindest nicht gleich. Aber ein Rückschlag bedeutet für mich eigentlich: „Alles klar, jetzt weiß ich wie es nicht funktioniert. Machen wir es besser!“

Gefällt dir das Leben als freischaffender Musiker?
Nagl:
Allerdings. Aber mit einer Familie wäre es mir wohl zu riskant, diesen unsicheren Beruf weiter auszuüben.

Was bedeutet die Musik für dich?
Nagl:
Ich mag Fragen wie diese nicht. Ich frage ja auch keinen Tischler was Holz für ihn bedeutet. Musik ist der „Stoff“ mit dem ich arbeite. Ich mag meinen Beruf, weil er sehr vielseitig ist und mir Spaß macht. Aber was vielleicht nicht mit anderen Berufen vergleichbar ist, ist eine gewisse Metaebene. Irgendein Komponist hat schöne (oder auch hässliche) Musik komponiert und darin ganz viele Dinge versteckt, die man beim ersten Mal hören nicht bemerkt. Manchmal bemerkt man sie nie, weil man dazu Background Wissen braucht. Diese „Easter Eggs“ mag ich am meisten. Besonders in „moderner Musik“ kommt das häufiger vor, aber auch die alten Meister wussten wie das geht.

Was ist dein größtes Ziel?
Nagl:
Aus aktueller Sicht möchte ich die Szene gern nachhaltig prägen. Daher forsche ich relativ viel zu Schlagwerk bezogenen Themen am Institut für Wiener Klangstil (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien).

In welchem Orchester würdest du gern mal mitspielen?
Nagl:
Cleveland Orchestra. Die kenn ich nur vom Biertrinken und die sind cool (lacht).

Was sind deine Pläne für die Zukunft? Wirst du dich mal "sesshaft machen“?
Nagl:
Meine Zukunftspläne sind vielseitig. Sobald ich weiß welche meiner vielen Aufgaben, denen ich in Wien nachgehe, Früchte tragen könnte, kann ich dazu mehr sagen.

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