Krankenhaustheater Ried
Regisseur Raimund Stangl im Gespräch

Schauspieler und Sänger Raimund Stangl.

Schauspieler und Sänger Raimund Stangl führt zum fünften Mal beim Krankenhaustheater Ried Regie.

RIED. Zur Aufführung gebracht wird die Verwechslungskomödie „Hier sind Sie richtig“ von Marc Camoletti. Im Gespräch erzählt er über seinen Werdegang, das ehrwürdige Burgtheater und die Arbeit mit Laiendarstellern.

Zwielehner:Raimund, wie bist du zur Schauspielerei gekommen?
Stangl: Eigentlich über das Singen. Wenn man in Christkindl (Bez. Steyr) aufwächst und als Kind einigermaßen singen kann, kommt man automatisch in den Volksschulchor, der alljährlich bei der Postamtseröffnung im Advent auftritt. Später nahm ich in Linz Unterricht im Stepptanz. Dadurch wurde mein Interesse für das Musical-Genre geweckt. Nach abgeschlossener Lehre zum Werkzeugmaschineur klappte es sofort mit der Aufnahmeprüfung am Wiener Konservatorium, wo ich das Fach Musical belegte.

Nach deiner Ausbildung hat es dich sofort ans Burgtheater verschlagen?
Stangl: Ja, ich wurde aufgrund meiner Gesangsausbildung ins Burgtheater-Ensemble aufgenommen. Es gibt wenige Schauspieler, die singen wollen bzw. eine entsprechende Ausbildung haben. Ich musste am Burgtheater in allen Produktionen mitwirken, in denen gesungen wurde.

Verspürt man eine gewisse Ehrfurcht, wenn man am Burgtheater engagiert ist?
Stangl: Das habe ich nie so empfunden. Die meisten Schauspieler waren mir nicht bekannt, da ich kein gebürtiger Wiener bin. Außerdem habe ich nebenbei an anderen Produktionen mitgewirkt, wie z.B. am Film „Die drei Musketiere“, der damals in Wien gedreht wurde. Die Hierarchien am Burgtheater habe ich eher mühsam in Erinnerung. Außerdem wollte ich noch mehr singen. Nach drei Jahren habe ich die Zusammenarbeit mit dem Burgtheater beendet und nehme seither lieber Stückverträge an.

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Laien zu arbeiten?
Stangl:
Durch ein Engagement am Linzer Landestheater habe ich den dortigen Leiter der Garderobe kennengelernt. Eines Tages hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit der Jugendtheatergruppe Leopoldschlag zusammenzuarbeiten. Die sogenannte „Grenzlandbühne“ oberhalb von Freistadt hatte damals in eine professionelle Lichtanlage und eine Drehbühne investiert und wollte sich verbessern.

Kann eine Laiengruppe alles spielen?
Stangl: Grundsätzlich ja, nur bei musikalischen Dingen gibt es Grenzen. Wobei ich der Meinung bin, dass es besser ist, jemand steht auf der Bühne und macht überzeugend Sprechgesang, als jemand, der sehr gut singt, aber dabei keine Emotionen transportiert.

Was ist schwieriger zu inszenieren: eine Komödie oder eine Tragödie?
Stangl:
Eine Komödie ist bedeutend schwieriger, weil das Timing eine wichtige Rolle spielt. Außerdem sollen bei einer Komödie immer Wellen erkennbar sein, wo sich die Handlung mitunter ins Tragikkomische bewegt, um sich dann wieder zu steigern. Mich reizt, diese Besonderheiten herauszukitzeln.

Was ist das Spezielle an einer Laiengruppe?
Stangl:
Es gibt in einer Laiengruppe bestimmte Charaktere. Daher spielt die Stückwahl eine wichtige Rolle. Man muss versuchen, jedes Mitglied der Gruppe optimal einzusetzen, da es beim Schauspielerischen mitunter Grenzen gibt. Manchmal ist man als Regisseur auch angehalten, eine Rolle umzuschreiben oder zum Beispiel eine männliche Rolle mit einer Frau zu besetzen.

Wie kann man sich als Laienschauspieler verbessern?
Stangl:
Wenn sich eine Gruppe wirklich schauspielerisch voranbringen möchte, ist das Um-und-Auf die Arbeit mit einem Profi, weil ein professioneller Regisseur ganz anders mit den Schauspielern arbeitet und weiß, wie er alles aus einem Darsteller herauskitzeln kann. Ein Regisseur sollte die Fähigkeit haben, die Leute dahinzuführen, wo er sie sehen möchte und wo sie sich selber wohl fühlen. Der Besuch von Theaterseminaren oder Sprechtraining schadet natürlich auch nicht!

Welche Tipps würdest du einem angehenden Schauspieler geben?
Stangl:
Wäre ich Teil einer Aufnahmekommission, würde ich gerne Bewerber sehen, die anders sind. „Schön sein“ ist kein Kriterium – vielleicht für’s Kino, aber nicht für’s Theater, da geht es vielmehr um die Ausstrahlung. Für ein Vorsprechen muss man immer zwei bis drei Monologe einstudieren. Da ist es ratsam, sich mit einem Profi darauf vorzubereiten. Selber kann man schwer einschätzen, in welche Rolle man am besten passt. Man hat auf sich selber immer einen anderen Blick als jemand anders.

Was ist dein persönliches darstellerisches Highlight?
Stangl:
Schwer zu sagen, es ist das Gesamtpaket. Es war wunderbar, in Mörbisch zu singen (2017 als „Schneck“ in „Der Vogelhändler“). Musical-Rollen begeistern mich auch, weil durch die Musik allein schon sehr viele Emotionen entstehen. Beim Schauspiel muss man sich das alles erspielen.

Warum soll man sich das diesjährige Stück des Krankenhaustheaters anschauen?
Stangl:
(lacht) „Hier sind Sie richtig“ ist ein Kassenschlager, weil es sehr viel unabsichtliche Komik enthält. Jeder von uns war schon einmal in einer Gesprächssituation, wo beide Gesprächspartner aneinander vorbeigeredet haben, damit kann man sich identifizieren. Für das Publikum ist es außerdem witzig, von Anfang an zu durchschauen, wer auf wen trifft, während die Darsteller offensichtlich keine Ahnung haben, mit wem sie es wirklich zu tun haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

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