Carbon-Problemstoffe in Reichersberg
Bürger wehren sich mit Petition
Carbon-Abfälle sollen in Kammer, Reichersberg, gelagert und recycelt werden. Anrainern macht das Angst.
REICHERSBERG. Bereits Ende Mai fand eine Bauverhandlung in der Reichersberger Ortschaft Kammer statt. Harter Bürger haben danach 31 Unterschriften gegen das geplante Lager- und Recycling-Vorhaben gesammelt. In unmittelbarer Nähe von Wohngebieten solle es keine Lagerung und Verarbeitung von Problemstoffen geben, erklären Betroffene.
Reichlich "Carbon-Abfälle"
Dabei geht es um ein Bauvorhaben eines Linzer Start-ups, das Carbonabfälle rezyklieren und sich dafür in der Nähe jener Firmen ansiedeln will, die zukünftig seine Dienste beanspruchen könnten. Seit 1. Jänner 2023 gilt in Österreich ein Deponierverbot für Abfälle von carbonfaserverstärkten Kunststoffen. Und davon würden im Bezirk reichlich anfallen, erläutert Theresa Raschhofer, Leiterin der Gewerbebehörde der Bezirkshauptmannschaft Ried, die mit der gewerberechtlichen Genehmigung des Vorhabens befasst ist. Das benachbarte Werk von FACC und die Benteler-Betriebe nennt der Harter Initiator der Petition "Problemstoff-Verarbeitung in Kammer – Nein danke!" als Beispiele.
Gefährliche Dämpfe? Lärm?
Es gehe um ein gewerbliches Zwischenlager und das Aufstellen einer Anlage, weiß Raschhofer. Derzeit seien Sachverständige für Abfalltechnik, Luftreinhaltung, Gewerbetechnik, Hydrogeologie und Brandschutz dabei, das bereits überarbeitete Projekt zu prüfen.
Angst machen den Anrainern nicht ausgehärtete Carbon-Abfälle, die bei der Aushärtung "ausdampfen". In weiterer Folge sollen sie in der Anlage des Start-ups geschreddert werden. Auch Lärm hätten die Anrainer zwischen A 8 und B148 schon genug.
Lediglich Baubehörde – und damit nur zuständig fürs Container-Aufstellen – ist die Gemeinde Reichersberg, weiß Bürgermeister Bernhard Öttl. Die Petition der Anrainer wurde vor der Gemeinderatssitzung am 6. Juli 2023 in der Bürgersprechstunde thematisiert.
"Alle sind sich einig: Es ist eine gute Sache, aus Problemstoffen Werkstoffe zu machen."
Bürgermeister Bernhard Öttl
"Ganz schön heiß hergegangen" sei es, meint der Initiator der Petition. "Business wie üblich" sei es für den Bürgermeister gewesen. Ihm sei wichtig, dass wieder Sachlichkeit in die Diskussion einkehrt.
Damit kann der Geschäftsführer des Green Tech Start-ups dienen: Die Zerkleinerungsanlage sei gewerberechtlich vom Land zugelassen. Laut seit kurzem vorliegender Stellungnahme der Sachverständigen für Luftreinhaltung zum Lagerplatz seien alle Emissionswerte weit unter dem Grenzwert. Es gebe für die Liegenschaften in Hart keine wesentlich nachteilige Auswirkung.
Die FACC teilte auf Anfrage der BezirksRundSchau mit: "Wir haben recherchiert: Der von Ihnen angesprochene Standort hat mit uns nichts zu tun. Es werden auch keine Teile von uns dort gelagert."
ZUR SACHE
Recycling-Testanlage für Carbon-Abfälle
Bis 50 Tonnen Abfälle von carbonfaserverstärkten Kunststoffen sollen in Kammer gelagert und zur Weiterverarbeitung geschreddert werden – mit drei Filterstufen für Stäube. Kleine Mengen davon seien nicht ausgehärtet und als "gefährliche Werkstoffe", da vorimprägniert, kategorisiert.
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