Ärztemangel im Bezirk Ried
Der Kassenarzt als Auslaufmodell?

In den nächsten vier Jahren gehen im Bezirk Ried zahlreiche niedergelassene Hausärzte in Pension.  | Foto: Foto: Fotolia/ Tobif82
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  • In den nächsten vier Jahren gehen im Bezirk Ried zahlreiche niedergelassene Hausärzte in Pension.
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BEZIRK RIED. "Derzeit haben wir gerade noch genug niedergelassene Ärzte im Bezirk Ried. In den nächsten vier Jahren gehen aber viele Ärzte in Pension. Betroffen sind zum Beispiel Waldzell, Pramet, Weilbach oder Reichersberg", erklärt der Bezirksärztevertreter Silvester Hutgrabner, Praktischer Arzt in Eberschwang. Auch Hutgrabner selbst wird in zwei, drei Jahren seinen Ruhestand antreten. Dank einer standortübergreifenden Zusammenarbeit mit seinem Sohn Christoph Hutgrabner, Arzt in St. Marienkirchen am Hausruck, ist die Nachfolge gesichert. Selbst in der Stadt Ried gestaltet es sich schwierig, Nachfolger für Kassenpraxen zu finden. So war die Praxis von Manfred Berneder oft ausgeschrieben, gemeldet hat sich aber niemand. "Das Blatt hat sich um 180 Grad gewendet: Früher gab es für jede Praxis mit Kassenvertrag zahlreiche Bewerber, heute wird man lieber Wahlarzt", so Hutgrabner.

Gründe und Lösungen

Gründe für den Ärztemangel im niedergelassenen Bereich sind die kaum zufriedenstellenden Arbeitsbedingungen und die vergleichsweise schlechte Bezahlung. Auch das Apothekengesetz, das die Anzahl der Hausapotheken bei Ärzten stark begrenzt, müsste erneuert werden: "Hausapotheken stellen eine zusätzliche Einnahmequelle dar. Ohne Apotheke ist eine Praxis weniger lukrativ", erklärt Hutgrabner. All diese Faktoren halten junge Ärzte davon ab, eine Praxis am Land zu übernehmen. Sie wandern lieber aus: nach Deutschland,  Skandinavien oder in die Schweiz. Daran wird sich auch in den kommenden Jahren nicht viel ändern. "Das Einzelkämpferdasein ist ein Auslaufmodell, und zwar schon in den nächsten zehn Jahren. Die Politik scheint dies aber begriffen zu haben und setzt auf Primärversorgungszentren. Hier arbeiten Allgemeinmediziner, aber auch Fachärzte und verschiedene Therapeuten, Hand in Hand. Ein derartiges Zentrum wäre für den Bezirk eine große Erleichterung", so Hutgrabner. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht. Was aber kommt, ist ein Gesundheitspark der Vinzenz Gruppe – zu dieser zählt auch das Rieder Krankenhaus – in der Braunauerstraße. Die Bauarbeiten laufen, Details zu Umfang und Angebot will man jedoch noch nicht preisgeben.

Schauplatz Krankenhaus

Auch das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried sucht aktuell Ärzte. Konkret in den Fachbereichen Innere Medizin, Kinderheilkunde und Pathologie, aber auch im Nachwuchs. Um genügend Turnusärzte zu bekommen, wird seit vielen Jahren ein Förderkonzept praktiziert. "Wir unterstützen junge Menschen mit einem zweitägigen Vorbereitungskurs für die Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium. Weiters laden wir Medizinstudenten im Sommer zu einem mehrtägigen Kurs ein, um ihre praktischen Fähigkeiten noch vor Beginn des klinisch-praktischen Jahres zu verbessern. Unsere langjährigen Bemühungen fruchten. Wir haben jetzt schon einige Ärzte in Ausbildung, die bei uns vor sechs, sieben Jahren den Vorbereitungskurs für den Aufnahmetest an der Medizinuni gemacht haben", berichtet die Pressesprecherin des Spitals, Ulrike Tschernuth.

Zahlen und Fakten

Ärzte im Bezirk Ried (Angaben: Ärztekammer OÖ, Krankenhaus Ried):

Ärzte mit Kassenvertrag
• 33 Allgemeinmedizin
• 19 Fachärzte

Wahlärzte
• 21 Allgemeinmedizin
• 38 Fachärzte

Angestellte Ärzte im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
• 211 Allgemeinmediziner und Fachärzte (inklusive Ausbildungsärzte)
• 42 davon haben auch eine Ordination

Neben Allgemeinmedizinern mit Kassenvertrag mangelt es im Bezirk auch an Vertrags-Fachärzten: Besonders drastisch ist die Situation bei Augenärzten (zwei) und Urologen (ein Arzt). Hier müssen Patienten Wartezeiten von bis zu einem Jahr hinnehmen.

In den nächsten vier Jahren gehen im Bezirk Ried zahlreiche niedergelassene Hausärzte in Pension.  | Foto: Foto: Fotolia/ Tobif82
Silvester Hutgrabner | Foto: Foto: Ärztekammer OÖ
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