Schwieriges Ackerbauerjahr für Rieder Bauern
Ein Drittel zerstört vom Hagel

Einiges an Silomais fiel heuer im Sommer dem Hagel zum Opfer. | Foto: Manfred Fesl
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  • Einiges an Silomais fiel heuer im Sommer dem Hagel zum Opfer.
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Ein Drittel der Ackerbauflächen wurde durch den Hagel beschädigt. Rieds Bauern ziehen Bilanz nach einem herausfordernden Jahr.

BEZIRK RIED. Ein trockenes Frühjahr, ein nasskalter Mai mit Spätfrost, eine Serie von Hagelunwettern Ende Juni und Anfang Juli und eine regenreiche Getreideernte bis weit in den August stellten die Ackerbauern heuer auf die Probe. Max Schneglberger, Dienststellenleiter der Landwirtschaftskammer Ried-Schärding, spricht nicht umsonst von einem "Schaukelsommer". Der sonnige Oktober habe vieles gerettet. Dennoch sind alleine dem Hagel rund ein Drittel der Anbauflächen zum Opfer gefallen. 

"Den Bezirk Ried hat es hier überproportional getroffen, denn die Unwetter sind aus Bayern kommend direkt über uns gezogen", erklärt Bauernbundobmann Josef Diermayer aus Neuhofen im Innkreis. Den Mais habe es besonders stark erwischt. "Vielen hat es den Silomais verhagelt, der als Futter für die Tiere im Winter dient", erklärt der Obmann. Eine rasch eingerichtete Börse, organisiert von den Ortsbauernschaften, habe hier Abhilfe geschaffen: "Die Bauern konnten sich melden: Wer bracht Silomais, wer hat welchen zu verkaufen?" So konnten trotz Ausfällen die Wintervorräte aufgefüllt werden. Die Hagelschäden habe man beim Mais recht gut gesehen. Er konnte sich gut regenerieren. Beim Grünland und Getreide waren die Schäden im Gegensatz dazu nicht sofort ersichtlich. "Teilweise hatten die Kulturen schon Körner angesetzt. Beim Grünland ist der erste Schnitt verloren gegangen", berichtet Diermayer. 

Für den Mais war es aber generell ein schwieriges Jahr: Wie der Bauernbundobmann erklärt, kam es aufgrund des nassen Frühjahres zu verspäteten Anbauzeiten und das wiederum habe einen späteren Erntezeitpunkt zur Folge. "Der Mais muss nun getrocknet werden – ein zusätzlicher Aufwand für die Bauern, der auch teuer ist." Auch Bezirksbäuerin Monika Rendl berichtet: "Auf viele Bauern kommen nun große Trocknungskosten zu. Das Getreide muss in Trocknungslagern untergebracht werden. Ist es zu nass, verfault es." Ernteausfälle wirken sich ihr zufolge auf die Winterfütterung der Tiere aus. "Wird zu wenig eingelagert, wird das Futter im Frühjahr knapp." Die Landwirte müssen sich dann um Alternativen umsehen: "Entweder Zukauf von Futter oder auch möglicherweise Verkauf von Tieren." 

Auch den Obstbau haben die Hagelunwetter getroffen. Im Bezirk Ried speziell in den Regionen Obernberg und Schildorn-Pramet. "Hagelschäden sind hier schwierig, weil das Obst beim Verkauf makelrein sein soll", schildert Diermayer. Zudem war heuer der Frühling nass und kalt – kein optimales Wetter für die Blütezeit der Obstbäume. "Nicht nur bei den Professionisten des Tafelobsts, auch bei Streuobstwiesen waren die Erträge schwächer. Äpfel und Birnen waren kleiner. In den Obstpressen wurde weniger angeliefert als in den Vorjahren", schildert der Bauernbundobmann. 

Stimmen aus dem Bezirk:

Josef Dieplinger, Landwirt in Obernberg am Inn | Foto: Marktgemeinde Obernberg
  • Josef Dieplinger, Landwirt in Obernberg am Inn
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Josef Dieplinger, Landwirt in Obernberg am Inn:

"Allgemein war der Obstertrag durch Hagelschäden stark beeinflusst. Bei aktuellen Tafelobstsorten ergab sich bis zu 70 Prozent Ausfall. Bei älteren Wirtschaftssorten auf alten, größeren Bäumen war der Ausfall sortenunterschiedlich geringer. Witterungsbedingt sind heuer auch einige Sorten anfälliger für Fruchtfäulnis."

Leo Höller, Landwirt in St. Georgen/Obernberg | Foto: Höller

Leo Höller, Landwirt in St. Georgen bei Obernberg: 

"Für den Ölkürbis war es heuer ein herausforderndes Jahr, aber das hatte nur bedingt etwas mit dem Hagel zu tun. Das Frühjahr war sehr kalt, wir konnten erst Anfang Juni säen, was sehr spät ist. Der Kürbis hat sich gut entwickelt, aber dann war es im August wieder nass und kalt. Heuer haben wir deshalb einen Ertrag von 700 Kilo getrockneten Kürbiskernen pro Hektar. In guten Jahren sind es 900 Kilo."

Wolfgang Gruber, Landwirt in Pramet | Foto: KWS Austria Saat GmbH

Wolfgang Gruber, Landwirt in Pramet: 

"Beim Mais sprechen wir heuer von 70 Prozent Hagelschäden. Auf Feldern in Pramet gab es sogar Totalausfälle. Wir mussten entscheiden, ob wir das, was stehen blieb trotzdem silieren oder zukaufen. Ich habe siliert, weil die Maispreise derzeit sehr hoch sind und der Transport beim Zukauf aufwendig ist. Die Wetterkapriolen heuer haben uns sehr zugesetzt. Es ist einfach nicht schön, zu sehen, dass der Ertrag, der dem eigenen Betrieb zugute kommen soll, in zehn Minuten einfach weg ist." 

Wetterextreme setzen der Landwirtschaft immer mehr zu 

In einer aktuellen Presseaussendung berichtet die Landwirtschaftskammer Oberösterreich: Der Klimawandel sei längst in unserem Land angekommen. Während wir in den 70er, 80er Jahren noch etwa zehn Hitzetage, also Tage mit mehr als 30 °C hatten, sind esjetzt knapp 30. Spürbar sei die Erderwärmung aber auch an den zunehmenden Wetterextremen. Alleine im heurigen Jahr betrage der Gesamtschaden in der Landwirtschaft in Österreich 220 Millionen Euro, davon mehr als 60 Millionen Euro in Oberösterreich.

LK-Vizepräsident Karl Grabmayer sagt dazu: „Während in den letzten Jahren die Dürre dominierend war, verursachten heuer die großflächigen Hagelgewitter schwere Schäden. Von den Hagelunwettern blieb im Grunde keine Region und keine landwirtschaftliche Kultur in Oberösterreich verschont. Die Hagelschadensmeldungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr versechsfacht, die Schadensmeldungen für die anderen Wetterextreme, wie Frost, Sturm und Überschwemmung verdreifacht. Da bereits rund neun von zehn Ackerbauern gegen diese Wetterextreme versichert sind, war auch die Schadenserhebung eine logistische
Herausforderung. Durch die Zusammenarbeit und Bündelung von Sachverständigen aus anderen Bundesländern konnten wir aber auch in diesem außergewöhnlichen Schadensjahr
eine rasche Erhebung gewährleisten“, betont Grabmayr.

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