Foodsharing: Lebensmittel teilen statt entsorgen

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BEZIRK RIED (lenz). "Zu viel im Kühlschrank, zu viel gekocht? Letzter Weg Biotonne? Das Verschwenden von Lebensmitteln ist eines der großen Probleme der modernen Gesellschaft, lasst uns ein Zeichen setzen und unser 'zu viel' mit allen teilen!", appelliert die Gruppe "Foodsharing Bezirk Ried im Innkreis/Umgebung" auf Facebook. Anfang September wurde die Gruppe gegründet, mittlerweile ist die Mitgliederzahl auf mehr als 270 Personen gewachsen. Die Idee dazu kam spontan: "Ich habe meine Freunde zum Bratl-Essen eingeladen. Es blieb einiges über: Fleisch, Knödel, Salate – viel zu viel für mich alleine. Also habe ich den Rest in der Facebook-Gruppe 'help me – help you' angeboten. Es meldete sich eine Großfamilie, die sich alles abgeholt hat. Die Resonanz auf das Pos-ting war so groß, dass ich mit ein paar Bekannten beschloss, eine Foodsharing-Gruppe zu gründen", erklärt Anna. Laufend werden noch verwertbare Lebensmittel dort kostenlos zum Abholen angeboten – selbstgemachter Pizzateig, übrig gebliebene Süßigkeiten von Halloween oder Äpfel zum Selberklauben aus dem eigenen Garten. "Wir können sehr zufrieden sein, es wurden schon einige Lebensmittel vor dem Müll gerettet. Manchmal fehlen allerdings noch Abnehmer", berichtet Anna.

Jährlich landen 280 Euro in der Restmülltonne

Laut einer Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien aus dem Jahr 2009 landen in einem oberösterreichischen Haushalt jährlich Lebensmittel im Wert von 280 Euro im Müll. "Das sind rund 15 Kilo pro Einwohner oder 40 Kilo pro Haushalt und Jahr", weiß Gudrun Pichler-Zecha vom Bezirksabfallverband (BAV) Ried. Die Dunkelziffer dürfte sogar noch höher sein. Bei den untersuchten Lebensmitteln handelt es sich nur um jene, die in der Restmülltonne landen. Einer weiteren BOKU-Studie aus dem Vorjahr zufolge wird in etwa nochmal die gleiche Menge an genießbaren Lebensmitteln über Biotonne, Einzelkompostierung oder Kanalisation entsorgt. Demnach liegen die privaten Haushalte bei Lebensmittelabfällen an erster Stelle, gefolgt von der Gastronomie und dem Lebensmittelhandel. Aufgrund der schlechten Datenlage konnte der Bereich Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion nicht erhoben werden.

Lebensmittelmüll: Zwei Drittel vermeidbar

Besonders oft landen Obst und Gemüse im Restmüll, gefolgt von Brot und Backwaren sowie Milchprodukten und Fleisch. "Erschreckend ist, dass ein Drittel der Lebensmittel noch originalverpackt ist", berichtet Pichler-Zecha. Rund zwei Drittel des Lebensmittelmülls seien vermeidbar. "Trotzdem werden viele Lebensmittel weggeworfen. Oft liegt es daran, dass Menschen Lebensmittel nicht so schätzen, wenn sie diese nicht selbst erzeugt haben oder nicht wissen, wie sie erzeugt worden sind", ist die Expertin überzeugt. Auch Frank, Mitbegründer der Rieder Foodsharing-Gruppe, weiß: "In unserer heutigen Zeit werden Lebensmittel oft als selbstverständliche Güter angesehen – was für viele aber nicht der Fall ist. Die Gruppe kann genau hier ansetzen und Bewusstsein schaffen." Dennoch räumen beide ein, dass es nicht immer einfach sei, richtig einzukaufen. "Ich bin zum Beispiel in einer Großfamilie aufgewachsen, für mich alleine zu kochen, fällt mir oft noch schwer. Oder man probiert mal etwas Neues aus, einen Aufstrich zum Beispiel, der dann doch nicht schmeckt. Normalerweise landet der Rest im Biomüll – was aber eine irrsinnige Verschwendung ist", betont Alexa.

Tipps: Bewusst einkaufen

Der Grundstein für die Vermeidung von Lebensmittelmüll wird schon beim Einkauf gelegt. Der BAV Ried hat deshalb ein paar Tipps parat:
• Kaufe nur so viel, wie du auch verbrauchen kannst.
• Einkaufszettel schreiben, vor dem Einkauf die Vorräte checken.
• Nicht hungrig einkaufen gehen!
• Spontaneinkäufe vermeiden.
• Kaufe Großpackungen nur dann, wenn du sie wirklich brauchst.
• Gib regionalen und saisonalen sowie Bio-Produkten den Vorzug.
• Kaufe Mehrweg statt Einweg.
• Produkte halten oft länger als bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum. Verlass dich auf deine eigenen Sinne: Sehen, Riechen, Schmecken.

Tipps zur richtigen Entsorgung von Lebensmitteln
Prinzipiell gilt, dass Lebensmittel besser gegessen als entsorgt werden sollen – auch aus Resten kann man etwas kochen. Wenn Lebensmittel wirklich schlecht werden, zum Beispiel das Brot schimmlig oder das Gemüse faulig, dann gehören diese ausgepackt in die Biotonne. Für rohes Fleisch das schlecht geworden ist, stehen die Behälter der Tierkörperverwertung bei den Altstoffsammelzentren zur Verfügung. Infos zu Standorten gibt's hier: ASZ-Sammeleinrichtungen im Bezirk Ried

ZUR SACHE
• Die Foodsharing-Gruppe ist mittels Suchfunktion auf Facebook unter "Foodsharing Bezirk Ried im Innkreis/Umgebung" zu finden. Hier geht's direkt zur Gruppe: Foodsharing Bezirk Ried
• Um Lebensmittelmüll zu vermeiden, gibt es neben Foodsharing auch noch weitere Initiativen: Sozialmärkte und Tafeln, die Lebensmittel aus Supermärkten an Bedürftige weitergeben; "Lebensmittel sind kostbar"-Aufkleber auf noch genießbaren Waren im Supermarkt; der Verkauf von sogenannten "Wunderlingen": Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern; die Anpassung von Portionsmengen und Mitnahmeboxen in der Gastronomie.
• BAV-Expertin Gudrun Pichler-Zecha empfiehlt allen Interessierten den Kurzfilm "Essen im Eimer", eine 29-minütige Kurzversion von "Taste the Waste", zu finden auf youtube.

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Expertentipp: Nur mit Liste und niemals hungrig einkaufen gehen. | Foto: pressmaster/panthermedia.at
Gudrun Pichler-Zecha vom Bezirksabfallverband (BAV) Ried. | Foto: Hirnschrodt
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