„Müssen Demokratie erhalten“
Maria Mair, Zeitzeugin und Initiatorin des Freundeskreises Holzleithen beim Filmabend
Mit dem Frauenfilmabend zum Internationalen Frauentag blicken die Grünen des Bezirks alljährlich auf die aktuelle Situation der Frauen. Dieses Jahr wurde aber auch zurückgeblickt. Zurück auf den Zweiten Weltkrieg und auf herausragende, starke Frauen der damaligen Zeit, die Widerstand leisteten – wie Maria Mair.
RIED, EBERSCHWANG (kat). Hört man Maria Mair zu, erkennt man eines sofort: Nichts ist ihr so wichtig wie Demokratie: „Alles, was wir durchgemacht haben, war furchtbar. Wir hätten das alles nicht erleben müssen, hätten wir uns die Demokratie nicht kaputt gemacht. Diktatur kann wieder passieren, wenn wir nicht aufpassen. Wir dürfen nicht warten, bis der Faschismus wieder kommt. Man muss vorher dagegen ankämpfen und gegen solche Tendenzen aufstehen. Ist die Diktatur erst da, ist es zu spät. Es muss uns gelingen, die Demokratie zu erhalten.“
Die gebürtige Eberschwangerin weiß, wovon sie redet. In den Kriegsjahren riskierte sie wiederholt ihr Leben, um anderen zu helfen. So versorgte sie russische Gefangene mit Trockenbrot oder anderen Nahrungsmitteln. KZ-Häftlingen des Nebenlagers Wagrain bei Vöcklabruck half sie, indem sie ihnen, wenn sie am Straßenrand arbeiteten, Essen aus dem Busfenster warf. „Der Busfahrer hat das allerdings gesehen und ich musste mich von da an immer nach vorne setzen“, erzählt die heute 90-Jährige. Anders handeln konnte Maria Mair nicht. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie hilft, wenn Hilfe gebraucht wird – so ist sie erzogen worden. Auch ihre Mutter war eine mutige Frau, die sich unter anderem für die Hinterbliebenen von Ermorderten und Inhaftierten einsetzte und gegen den Faschismus Widerstand leistete. Marias Vater wurde bei den Februarkämpfen 1934 in Holzleithen/Hausruck mit neun weiteren sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeitern ermordet. In Gedenken an dieses Ereignis initiierte Maria Mair den „Freundeskreis Holzleithen“. Dieser widmet sich der Aufarbeitung und dem Gedenken an das damalige Geschehen. Für ihr Engagement für Frieden und Demokratie wurde die heute in Salzburg lebende Maria Mair auf Vorschlag der Grünen mit dem Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich gewürdigt.
„Ist ein Vorbild für mich“
„Am Beispiel Maria Mair sieht man, welch wichtige Rolle Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gespielt haben – leider wurden sie oft zu wenig beachtet“, so die Grüne Landtagsabgeordnete Maria Wageneder, die auch auf die Rieder Widerstandskämpferinnen Camilla Estermann oder Anna Reindl hinweist. „Für mich ist Maria Mair ein Vorbild. Sie ist eine mutige, engagierte Frau – auch in extremen Zeiten und lebensbedrohlichen Situationen. Ich bin stolz, dass sie als Zeitzeugin zu unserem Frauenfilmabend gekommen ist, an dem der Film ‚Wilde Minze‘ gezeigt wird – ein Film über weiblichen Widerstand in der NS-Zeit“, so Wageneder.
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