Waldbrand-Inferno auf Rhodos
Rieder Ehepaar samt Enkelin von Militär evakuiert
"Wir hatten zu keiner Zeit Angst. Es herrschte auch keine Panik. Aber ein mulmiges Gefühl hat man schon, wenn man in Militärfahrzeugen evakuiert wird und am Strand auf ein Rettungsschiff wartet", schildert Sandra Pfeil-Ehrengruber aus Ried in Oberösterreich die Eindrücke der vergangenen Nacht. Gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Enkelin und ihrem Ehemann gehörte sie zu den 19.000 Menschen, die gestern aus dem Flammen-Inferno auf Rhodos evakuiert wurden.
RIED/RHODOS. Als Sandra Pfeil-Ehrengruber, ihr Ehemann Kurt Ehrengruber und ihre Enkelin vor einer Woche nach Rhodos flogen, wusste sie über das Feuer mitten auf der Insel bereits Bescheid. "Dieses Feuer war auch nicht das Problem, sondern das zweite, dass in Laerma ausbrach", so die Riederin. Ihr Hotel in Gennadi war nur rund 25 Kilometer von diesem Waldbrand entfernt. Gestern, 22. Juli 2023, bemerkte Sandra Pfeil-Ehrengruber um 10 Uhr vormittags plötzlich, dass es draußen nach Feuer roch. "Zwei Stunden später bin ich losmarschiert und habe hinter der Hotelanlage bereits in einigen hundert Metern Entfernung die Flammen gesehen", so die Riederin. Ich zeigte die Fotos meinem Ehemann, und wir haben meine Freundin Corinna Imber, die das Tui-Reisebüro in Ried leitet, angerufen. Sie hat uns sofort geraten, eine Notfalltasche zu packen und uns auf eine Evakuierung einzustellen. Koffer darf man in so einer Situation nämlich nicht mitnehmen", so Pfeil-Ehrengruber.
Nächtliche Evakuierung
Die Reiseexpertin sollte Recht behalten. Um 21.15 wurden alle Gäste aus ihren Zimmern geholt und nach einem kurzen Fußmarsch mit Militärfahrzeugen ans Ende der Insel gebracht. "Da waren tausende Menschen, und es war stockfinster. Wir haben uns eine Liege geschnappt und geschaut, dass unsere Enkelin zur Ruhe kommt und etwas schläft. Immer, wenn wieder ein Evakuierungsschiff ankam, entstand ordentliches Gedränge unter den Menschen. Viele wollten auch ihre Koffer nicht zurücklassen. Es herrschte keine Panik, aber Unruhe. Wir haben die Massen vermieden um die Kleine nicht zu wecken und gewartet. Das letzte Militärschiff hat uns dann zu einem großen Schiff gebracht. Da war es dann schon drei Uhr nachts." Angst hätten ihr Mann und sie zu keiner Zeit gehabt: "Ich bin ein rational denkender Mensch, und ich wusste, in Griechenland stirbt kein Tourist. Das Militär war auch wirklich bestens organisiert. Aber ein mulmiges Gefühl hat man schon, wenn man in Militärfahrzeugen evakuiert wird und am Strand mit tausenden anderen auf ein Rettungsschiff wartet", so die Riederin.
"Ich bin ein rational denkender Mensch und ich wusste, in Griechenland stirbt kein Tourist. Das Militär war auch wirklich bestens organisiert."
Sandra Pfeil-Ehrengruber
Koffer blieben zurück
Mit diesem Schiff ging es dann zum Hafen nach Rhodos und von hier mit dem Taxi zum Flughafen. "Wir hatten Glück und konnten unseren planmäßigen Flug nehmen", so Pfeil-Ehrengruber. Nachsatz: "Ich rate jedem, seinen Urlaub nicht im Internet, sondern im regionalen Reisebüro zu buchen. Wir hatten während der gesamten Zeit immer Kontakt mit Frau Imber und wussten, was auf uns zu kommt. Sie hätte uns auch einen neuen Flug organisiert. Eine Bekannte von uns sitzt jetzt noch am Flughafen auf Rhodos und wartet auf einen Rückflug. Wir hoffen jetzt, dass auch unser Gepäck noch irgendwie zu uns kommt. Besonders um die vielen Souveniers, die unsere Enkelin aus Rhodos mit nach Hause bringen wollte, ist es sehr schade!"
19.000 Menschen evakuiert
Von den Stränden nahe Laerma wurden insgesamt mehreren tausenden Menschen evakuiert. "Wir haben heute erfahren, dass es 19.000 waren" so Pfeil-Ehrengruber. Damit wäre dies die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte der Insel. Aufgrund der zahlreichen, von Sandra Pfeil-Ehrengruber in Facebook geposteten Fotos, ist das mediale Interesse an den Erlebnissen des Rieder Ehepaares aktuell sehr groß. Auch Fernsehsender werden einen Beitrag bringen.
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