Wenn auch Helfer Hilfe brauchen

Nicht nur Opfer oder Familienangehörige, auch Einsatzkräfte müssen das Erlebte verarbeiten. | Foto: Rotes Kreuz
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BEZIRK (kw). "Wir bekamen die Einsatzmeldung 'Eingeklemmte Person am Bahnhof'. Beim Eintreffen an der Unfallstelle stellten wir fest, dass sich die besagte Person unter dem Zug befand. Nie werde ich die Bilder vergessen, den Geruch und das viele Blut. Nach diesem Einsatz konnte ich einige Zeit nicht mehr richtig schlafen", erinnert sich ein freiwilliges Rot-Kreuz-Mitglied an einen seiner ersten Einsätze vor sechs Jahren.
Was oft vergessen wird, ist die Tatsache, dass nicht nur Opfer oder Familienangehörige das Erlebte verarbeiten müssen, sondern auch die Einsatzkräfte. Jeder Rettungssanitäter und jedes Mitglied der Feuerwehr kommt irgendwann zu einem Einsatz, den er nicht mehr vergessen wird.

Stressverarbeitung

Das Erleben heftiger Gefühlsausbrüche, dramatische Kindernotfälle oder andere Ereignisse mit einer Vielzahl von Toten oder Schwerverletzten sind meist eine große psychische Belastung. Selbst bei gut vorbereiteten und erfahrenen Menschen kann dies schwere Folgen haben. In den vergangenen Jahren ist das Bewusstsein dafür sehr gewachsen, weshalb die sogenannten SvE-Teams (Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen) ins Leben gerufen wurden. "Das SvE-Team besteht aus aktiven, besonders geschulten Rettungssanitätern, den sogenannten Peers. Das Peer-System ist ein System der Kollegenhilfe, das in zahlreichen Einsatzorganisationen weltweit angewandt wird", weiß Michaela Zweimüller, die das SvE-Team des Roten Kreuzes in Ried leitet.
Ziel der SvE-Teams ist es, die Einsatzkräfte zu unterstützen: "Passiert ein Unfall, dann fragen wir bei unseren Kollegen nach, wie es ihnen mit dem Erlebten ergeht. Diese Gespräche und das Aufeinanderschauen funktionieren sehr gut bei uns. Außerdem sind in jeder Dienststelle die Telefonnummern und Namen der Peers zugänglich – Betroffene können sich also auch selbst an uns wenden", so Zweimüller. Warum diese Gespräche wichtig sind, erklärt Heinz Rieder, Koordinator des Feuerwehr-SvE-Teams Innviertel: "Sobald der Piepser einen Einsatz ankündigt, fährt der Adrenalinspiegel hoch. Das Adrenalin kann wie ein Schutzpanzer sein. Wer Probleme hat, zum Beispiel im Privatleben, bei dem wird nicht so viel davon ausgeschüttet. Somit fehlt der Schutz, das Ereignis erreicht die Psyche und wird zu einem Belastungssyndrom."

Hilfe annehmen

Trotz aller Hilfsangebote hängt ein Erfolg letztlich davon ab, ob Einsatzkräfte willens sind, sich helfen zu lassen. Früher galt es als "schwach", wenn über Gefühle geredet wurde. Diese Einstellung entwickle sich laut Rieder aber immer mehr in eine positive Richtung: "Vor allem Söhnen der Kriegsgeneration wurde stets vermittelt, stark zu sein. Diejenigen, die das Angebot bereits genutzt haben, schätzen das SvE-Team und wissen, wie wohltuend ein Gespräch sein kann." Auch Zweimüller teilt diese Meinung: "Anfangs waren die Leute sehr skeptisch und glaubten, alleine mit dem Erlebten fertig werden zu müssen. Besonders fällt mir auf, dass auch mehr junge Männer sich trauen, über ihre Gefühle zu reden."

Kommentar: "Auch Superhelden brauchen mal Hilfe"

Ein tödlicher Unfall auf Bahngleisen, ein schwerer Verkehrsunfall mit Kindern oder die Bergung Verunglückter nach Naturkatastrophen – derartig schwierige Einsätze können für die zahlreichen Mitarbeiter und freiwillig Tätigen im Rettungs- und Feuerwehrdienst sehr belastend sein. Um bei der Verarbeitung dieser negativen Erlebnisse zu unterstützen, helfen speziell ausgebildete Kollegen. Das Team soll den Betroffenen helfen, traumatischem Stress vorzubeugen, zu lindern und das Wohlbefinden sowie die Gesundheit zu erhalten. Auch wenn die vielen Mitglieder des Roten Kreuzes und der Freiwilligen Feuerwehren Großes leisten und für uns manchmal wie Superhelden erscheinen. Sie sind dennoch Menschen wie Sie und ich – verletzlich und emotional. Tragische Ereignisse gehen auch an ihnen nicht spurlos vorüber.
Liebe Superhelden und -heldinnen, ihr rettet das Leben vieler Menschen. Vergesst nicht auf euer eigenes! Habt keine Scheu, die Hilfe der Kollegen anzunehmen!

Nicht nur Opfer oder Familienangehörige, auch Einsatzkräfte müssen das Erlebte verarbeiten. | Foto: Rotes Kreuz
Verkehrsunfälle mit Kindern, einer Vielzahl von Schwerverletzten oder Toten sind auch für Einsatzkräfte sehr belastend. | Foto: photographee/panthermedia
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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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