Zivildienst im Bezirk Ried
"Zivis dürfen keine billigen Hackler sein"

Zivildiener im Schloss Neuhaus in Geinberg: Die sozialpädagogische Einrichtung für Kinder und Jugendliche sieht Zivis als große Stütze. | Foto: Schloss Neuhaus
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  • Zivildiener im Schloss Neuhaus in Geinberg: Die sozialpädagogische Einrichtung für Kinder und Jugendliche sieht Zivis als große Stütze.
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Es ist relativ einfach, an die Wunschzivildienststelle zu kommen. Wenn man rechtzeitig dran ist. 

BEZIRK RIED. Heiß begehrt ist ein Zivildienst beim Roten Kreuz oder Samariterbund, wie Ferdinand Mayer, Leiter der Österreichischen Zivildienstserviceagentur, weiß. Einer, der eine solche Stelle ergattern konnte, ist David Kastraoti. Der 21-jährige Rieder leistet seinen Zivildienst in der Rotkreuz-Ortsstelle Ried. Dafür absolvierte er einen Intensivkurs zum Rettungssanitäter und ist nun bei Einsätzen mit dabei. Und wie konnte er sich den begehrten Platz schnappen? "Ich war einfach früh genug dran", sagt Kastraoti. Für die Stelle hat er sich bereits im Sommer 2019 beworben. Er besuchte die HBLW in Ried und hat dort heuer maturiert. 

Mayer von der Zivildienstserviceagentur erklärt: "Wer bei der Musterung für tauglich befunden wurde, kann eine Zivildiensterklärung abgeben – bis zwei Tage vor Erhalt des Einberufungsbefehls." Gute Chancen, die Wunschzivilstelle zu erhalten hat, wer gleich nach der Musterung dort nachfragt, fügt er hinzu. Die Zivildiensteinrichtungen melden ihren Bedarf im März/April. Maturanten bevorzugen einen Zivildienst in der zweiten Jahreshälfte: "Von August bis Jänner rennen sie uns die Türen ein", erklärt er. Februar bis Juni gebe es tendenziell zu wenig Zivis. "Viele Einrichtungen bieten auch Schnuppern an. Damit man weiß, was man neun Monate lang arbeiten soll", berichtet Mayer.

Musterung ausgesetzt: Weniger Zivis während Corona

Generell sei die Bedarfsdeckung in den vergangenen Jahren aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge zurückgegangen, schildert Mayer. Das spürt sogar das Rote Kreuz: Wie es aktuell meldet, werden noch dringend Zivildiener für April dieses Jahres gesucht. Und 2020 gab es wegen der Covid-19-Pandemie nochmals weniger Zivildiener, weil die Musterungen eine Zeit lang ausgesetzt wurden. Das spürte etwa das Schloss Neuhaus in Geinberg: "Wir mussten ein Jahr ohne Zivi auskommen", berichtet der stellvertretende Einrichtungsleiter Klement Haider. Jetzt geht's wieder aufwärts: Für 2022 sind bereits alle Plätze vergeben. Das Schloss Neuhaus ist eine sozialpädagogische Einrichtung für Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen, nicht bei ihren Familien leben können. "Die Zivildiener helfen in den Wohngruppen im Haushalt mit, unterstützen den Hausmeister und werden wenn möglich in der Kinderbetreuung eingesetzt", erklärt Haider. "Sie sind eine große Stütze für unsere Pädagogen." 

Dass es immer schwieriger wird, Zivildiener zu finden, kann Martin Dizili-Krautgartner berichten. Er ist Geschäftsführer von Rifa, der Rieder Initative für Arbeit, die jedes Jahr drei Zivildiener aufnimmt. Diese unterstützen bei Rifa in der Betreuung von arbeitssuchenden Personen oder helfen in der Altstoffverwertung. In diesem Bereich sind fürs kommende Jahr auch noch zwei Zivildienststellen frei. "Zivildiener leisten wertvolle Arbeit und sind eine wichtige Stütze der Gesellschaft", sagt Dizili-Krautgartner.   

So sieht das auch Mayer: "Zivildiener sind ein Mehrweit für die Einrichtungen. Und können die Qualität der Betreuung – wenn ich etwa an Altenheime denke – enorm steigern." Auf keine Fall darf ein Zivi ein "billiger Hakler" sein. Als ein solcher fühlt sich auch David Kastraoti beim Roten Kreuz nicht. Mit Augenzwinkern nennt er ein Beispiel: "Teilweise macht der Berufssanitäter das gleiche wie ich." Und die Arbeitszeiten können sich sehen lassen: Zivis beim Roten Kreuz haben vier Tage in der Woche Dienst, in etwa 48 Stunden. Die Wochenenden sind grundsätzlich frei.

Der Zivildienst und die Suche nach der richtigen Stelle

Für junge Männer in Österreich stellt sich früher oder später die Frage: Bundesheer oder Zivildienst? Der Zivildienst ist ein Wehrersatzdienst aus Gewissensgründen. Er dauert 9 Monate und kann nur von männlichen österreichischen Staatsbürgern geleistet werden. Weitere Voraussetzungen sind, dass man bei der Stellung tauglich ist und rechtzeitig eine Zivildiensterklärung abgibt. Die Zuweisung zum ordentlichen Zivildienst ist bis zum 35. Geburtstag möglich und wird von der Zivildienstserviceagentur durchgeführt.

Die Zivildiensterklärung ist auf der Webseite zivildienst.gv.at zu finden. Dort ist es außerdem unter dem Reiter "Zivildienst-Stellen" möglich, Stellen auf Bezirksebene zu suchen. Gibt man den gewünschten Dienstbeginn an, werden alle Einrichtungen angezeigt, die Zivildiener aufnehmen. Inklusive Kontaktdaten und der Information, ab wann, wie viele Stellen verfügbar sind. 

Jeder Zivildienstleistende erhält monatlich 351,70 Euro Grundvergütung (Stand 2021) und monatlich bis zu rund 400 Euro Verpflegungsgeld oder kostenlose Mahlzeiten (Frühstück, warme Hauptmahlzeit, eine weitere Mahlzeit). Außerdem werden die Fahrtkosten für die Monatsnetzkarten mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Wohnort zum Dienstort ersetzt.

Zivildiener im Schloss Neuhaus in Geinberg: Die sozialpädagogische Einrichtung für Kinder und Jugendliche sieht Zivis als große Stütze. | Foto: Schloss Neuhaus
David Kastraoti aus Ried im Innkreis (21) absolviert derzeit seinen Zivildienst beim Roten Kreuz in Ried.  | Foto: Lisa Nagl
Martin Dizili-Krautgartner ist Geschäftsführer von Rifa, der Rieder Initiative für Arbeit, die jährlich drei Zivildiener beschäftigt. | Foto: RIFA
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