Michael Angerschmid
„Es ist egal, ob ein Spieler Bajic oder Hasebe heißt“

Karin und Michael Angerschmid bei einem Spaziergang in Frankfurt. | Foto: Michael Angerschmid
2Bilder
  • Karin und Michael Angerschmid bei einem Spaziergang in Frankfurt.
  • Foto: Michael Angerschmid
  • hochgeladen von Mario Friedl

FRANKFURT/EITZING. 406 Profispiele absolvierte der Eitzinger Michael Angerschmid für die SV Ried. Der 47-Jährige durfte in dieser Zeit über den Pokalsieg (1998) und in seiner letzten Saison 2005/06 über den Vizemeistertitel jubeln. Danach startete der ehemalige Mittelfeldspieler bei den Rieder Amateuren seine Trainerkarriere, um später die Profis zu trainieren. Sein ehemaliger Vereinskollege, SVR-Rekordspieler Oliver Glasner, holte Angerschmid 2015 als Co-Trainer zum LASK. 2019 begann für das Trainer-Duo das Abenteuer Bundesliga. Zuerst beim VfL Wolfsburg, welchen Glasner-Angerschmid in die Champions League führten, um dann im Sommer in der Main-Metropole Frankfurt die Arbeit aufzunehmen. Ein Interview über Eintracht Frankfurt, große Unterschiede und Doppelliter.

Platz 9 in der Deutschen Bundesliga und die Eintracht überwintert im Europacup. Wie lautet Ihre Bilanz?
Michael Angerschmid: Bis jetzt ist das schon in Ordnung. Dass wir im Frühjahr noch in der Europaleague spielen, war das erklärte Ziel von uns. Auch in der Meisterschaft kommen wir immer besser in Fahrt. Natürlich läuft noch nicht alles rund, speziell zu Beginn gab es einige Probleme, aber das dauert eben. Wir haben ja selten verloren, allerdings sind zu viele Unentschieden dabei gewesen. Im Sommer fand die Europameisterschaft statt, und da wir viele Nationalspieler im Kader haben, war es so, dass selten alle Spieler in der Vorbereitung zur Verfügung standen. Wir haben einen straffen Spielplan und die Spieler mussten sich erst an das neue Trainerteam anpassen.

Wie ist das Niveau in Deutschland?
Bayern München und Borussia Dortmund sind in einer eigenen Liga. Der Rest ist ziemlich ausgeglichen – jeder kann jeden besiegen. Wenn du im Europacup spielst, hast du wenig Zeit zum Trainieren. Hauptsächlich befindest du dich in der Regeneration. Es entscheiden Kleinigkeiten, das Team muss physisch unglaublich stark sein.

Sie waren beim VfL Wolfsburg und sind jetzt bei der Frankfurter Eintracht. Wo sind die Erwartungen größer?
Schwierig zu beantworten, aber ich würde schon sagen, in Frankfurt. Das liegt daran, dass die Region fußballverrückt ist. Das Stadion ist in Nicht-Pandemiezeiten mit über 51.000 meistens voll. Als wir zu Beginn durch die Stadt spazierten, erkannten uns – egal ob Jung oder Alt - gleich ganz viele Menschen. Das war ungewohnt, zeigt aber, dass die Eintracht ein wichtiger Teil der Stadt beziehungsweise in der Region ist.

Viele Fußballer und Trainer träumen davon, in Deutschland zu arbeiten. Sie dürfen das erleben! Das heißt: Allianz Arena München statt Cashpoint Arena in Altach. Wie fühlt sich das an?
Egal, ob in Ried oder in Frankfurt, unsere Arbeit bleibt grundsätzlich die gleiche. Nur das Drumherum ist natürlich riesengroß. Du spielst vor 80.000 Zuschauern in Dortmund und die Medienwelt ist eine andere. Der größte Unterschied liegt für uns im Staff. Nur als Beispiel: Wir haben hier alleine vier Videoanalysten zu Verfügung, die sich unsere und die Spiele der Gegner anschauen.

Millionen Menschen sehen im Fernsehen die Spieler und Trainer der Bundesligateams. Assistenztrainer stehen nicht so im Fokus. Spüren Sie gegenüber Cheftrainer Oliver Glasner weniger Druck?
Klar! Medial macht fast alles der Olli. Der meiste Druck liegt natürlich auf ihm. Er trifft im Endeffekt die Entscheidungen, das ist auch richtig so. Ich bin im Training unter anderem für die Standardsituationen zuständig. Wir im Trainerteam wechseln uns aber auch ab. Oliver plant und koordiniert die Einheiten. Bei einem 25-Mann-Kader funktioniert das sowieso nur so.

Seit 2019 arbeiten Sie fast ausschließlich mit Millionären und Superstars zusammen. Ist die Zusammenarbeit hier schwieriger als beim LASK oder in Ried?
In Frankfurt sind die Spieler sehr angenehm, das war allerdings auch in Wolfsburg so. Natürlich ist es so, dass jeder seine Eigenheiten hat. Doch grundsätzlich ist es egal, ob ein Spieler Ante Bajic, Maxi Arnold oder Hasebe heißt: Am Ende wollen alle einfach nur kicken.

Sie leben seit Sommer 2019 in Deutschland. Zuerst in Wolfsburg und jetzt in Frankfurt. Was unterscheidet die zwei Städte?
Das ist wie Tag und Nacht. Wolfsburg ist eine Industriestadt mit rund 120.000 Einwohnern, die wenig zu bieten hat. In Frankfurt, der Main-Metropole mit rund 750.000 Einwohnern, ist das natürlich anders. Es finden jede Menge Konzerte satt. Es gibt eine Oper und wenn du Lust auf andere Sportarten hast, sind die Möglichkeiten hier vielfältig. Aktuell findet man im Zentrum einen riesigen Weihnachtsmarkt.

Wie viel Stunden pro Tag dreht sich bei Ihnen um Fußball? Bleibt Zeit für andere Dinge?
Ich bin gegen 7.30 Uhr am Trainingszentrum. Feierabend ist meistens um 18 Uhr. Bei unserem dichten Programm gibt es immer was zu tun, auch abseits des Trainingsplatzes. Man muss aber auch sagen, dass es schlechtere Orte als unser neues Trainingszentrum, welches erst vor drei Monaten eröffnet wurde, gibt. Es gibt dort einen Wellnessbereich und eine Kraftkammer mit – ich würde sagen – 300 m². Da geht es wirklich allen Mitarbeitern gut und den Spielern fehlt es auch medizinisch an nichts. Ich persönlich habe in meiner Zeit in Frankfurt erst einmal selbst gekocht, muss aber auch nicht sein (lacht).

Wenn Sie die Superstars, die unter Ihnen trainieren oder trainiert haben, ansehen, wer ist dem ehemaligen Spieler und Beißer Michael Angerschmid am ähnlichsten?
Schwierig. Hmm, in Wolfsburg eher der Xaver Schlager. Liegt vermutlich an der Position. Was die Art und Weise betrifft, ist es bei der Eintracht der Kristijan Jakic. Nur die können deutlich besser kicken, als ich damals (lacht).

Wie intensiv verfolgen Sie die Spiele Ihrer Ex-Clubs, dem LASK und der SV Ried?
Ganz ehrlich? Selten. Das liegt daran, dass wir ja sowieso fast rund um die Uhr mit Fußball beschäftigt sind. Um abzuschalten gehen Olli, Ronnie (Anm.: Ronald Brunmayr) und ich mal in die Stadt was trinken. Einen gelegentlichen Blick auf die Ergebnisse und die Tabelle gibt es natürlich schon.

Wie oft im Jahr kommen Sie auf Heimatbesuch nach Eitzing?
Das ist ganz unterschiedlich und liegt am Spielplan. Ich versuche allerdings, dass ich es alle drei Wochen schaffe. Wenn nicht, dann kommt die Familie nach Frankfurt.

Wie verbringen Sie dieses Jahr Weihnachten?
Am 18. Dezember haben wir unser letztes Match. Mit dem Training geht es am 8. Jänner wieder los. Zum Auftakt wartet der BVB auf uns. Den Urlaub daheim werde ich sicher genießen.

Letzte Frage: Gibt es unter den Bundesliga-Stars einen, der den Innviertler Brauch des „Doppelliter-Anschreiens“ beherrscht?
Ich habe weder beim VfL noch bei der Eintracht jemals einen Doppelliter gesehen. Es gab im ganzen Herbst überhaupt erst einen Teamabend. Für solche Dinge ist die Bundesliga zu professionell. Generell kannst du dir als Profi heute in Zeiten von sozialen Medien und Handyvideos solche Dinge kaum noch erlauben. Ich bin froh, in einer Zeit aktiv gewesen zu sein, wo es so was noch nicht gab (lacht).

Tabelle Bundesliga
Tabelle Euroleague

Karin und Michael Angerschmid bei einem Spaziergang in Frankfurt. | Foto: Michael Angerschmid
Michael Angerschmid, Ronald Brunmayr und Oliver Glasner.  | Foto: Eintracht Frankfurt
Anzeige
Foto: Diözese Linz/Kienberger
6

100 Jahre Mariendom Linz
Familienpicknick mit Kinderfahrzeugsegnung am 8. Juni

Es tut sich was rund um das neue Domcenter - Feiern Sie mit uns 100 Jahre Linzer Mariendom! LINZ. Packen Sie den Roller, das Tretauto, das Lauf- oder Fahrrad mit ein - alle Kinder sind herzlich eingeladen, nach der Kinderfahrzeug-Segnung vor dem Domcenter über den Domplatz zu flitzen.   Das macht hungrig! Wie gut, dass die Wiese am Dom an diesem Tag zu einer großen Genuss- und Begegnungszone wird. Breiten Sie Ihre Picknickdecke im Grünen vor der beeindruckenden Kulisse des Mariendoms aus und...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Ried auf MeinBezirk.at/Ried

Neuigkeiten aus Ried als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Ried auf Facebook: MeinBezirk.at/Ried - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Ried und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.