Schiedsrichter im Amateurfußball
Ex-Schiri Andreas Etzinger über diesen vermeintlich „undankbaren“ Job

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20 Jahre war Andreas Etzinger Schiedsrichter im oberösterreichischen Fußball-Unterhaus. Der 49-jährige KFZ-Techniker aus Aurolzmünster hat in dieser Zeit viel erlebt. Etzinger, früher selbst aktiver Fußballer beim TSV Ort, war Schiedsrichter aus Leidenschaft und versucht jetzt in seiner Tätigkeit als Nachwuchsleiter der Gruppe Innviertel, sowie Trainingsleiter der Trainingsgruppe Lambrechten seine Erfahrungen an andere weiterzugeben. Heute wollen wir u. a. auch klären, warum man eigentlich „Schiri“ werden soll?

Verletzung beendet Fußballkarriere

1990 hatte Etzinger einen schweren Autounfall. Danach konnte der damals sehr motivierte Mittelfeldspieler leider nicht mehr aktiv Fußballspielen. Da ihm der Fußball aber sehr wichtig war, half der damals 21-Jährige bei seinem Heimatverein, dem TSV Ort, als Hilfsschiedsrichter aus. Bei etlichen Spielen, bei denen „Andi“ als Assistent agierte, bekam er danach von den Verbandsschiedsrichtern viel Lob und so entschied er sich 1996/97 für eine Ausbildung zum Schiedsrichter.

Ein Blick zurück

20 Jahre später, also im Jahr 2017, war leider auch als Schiedsrichter Schluss. Erneut war es eine Verletzung, die Etzinger zum Aufhören zwang. Ein kurzer Rückblick aus Sicht des gebürtigen Orters: „Die schlimmsten Spiele waren sicher die, bei denen man nach dem Schlusspfiff wusste, einen schweren Fehler bei der Spielleitung gemacht zu haben. Als selbstkritischer Schiedsrichter weiß man das meist schon nach einem Fehlpfiff und wäre es möglich, würde man den Pfiff rückgängig machen“, so der zweifache Familienvater. Die schönen Momente überwiegen allerdings. Der Gedanke an Freundschaftsspiele mit Beteiligungen von Bundesliga- oder internationalen Top-Teams, sowie die von ihm fehlerfreien geleiteten Partien bis hinauf zur Regionalliga (als Assistent) zaubern Etzinger ein Lächeln ins Gesicht.

Neue Aufgabe als Nachwuchsleiter der Gruppe Innviertel

Der ehemalige Bezirksligaschiri ist stolz, ein Teil der „Gruppe Innviertel“ zu sein. In dieser ist er auch als stellvertetender Nachwuchsleiter tätig. „Meine Aufgaben sind die gruppeninternen Aus- und Weiterbildungen, sowie die Eingliederung der neuen Kollegen in die Gruppe. Jungschiedsrichter werden gecoacht, das heißt, sie werden bei ihren ersten Spielen von mir oder von einem anderen erfahrenen Kollegen begleitet und unterstützt“. Etzinger ist ebenfalls Trainingsleiter der „Trainingsgruppe Lambrechten“, hier steht er ein- bis zweimal pro Woche auf dem Fußballplatz. Mit seinen Schiedsrichter-Kollegen wird dort fleißig an der Fitness gearbeitet.

Der Fußball hat sich verändert

Der Fußball heute ist viel athletischer als es in der Vergangenheit noch der Fall war. Auch die Schiedsrichter müssen immer besser in Form sein. Das Regelwerk wird immer komplexer und das macht es auch für die Schiedsrichter, vor allem im Amateurbereich, schwieriger. Das größte Problem ist allerdings, dass viele Spieler oft gar nicht die Regeln kennen und einfach nicht „up to date“ sind, was Regelkunde betrifft. Das ständige Diskutieren und Jammern nach einem Foul prangert Etzinger ebenfalls an. Im Profifußball wird zurzeit ebenfalls heftig diskutiert und zwar über den Videoassistenten. Der „Münsterer“ ist sich nicht sicher, was er davon halten soll: „Es geht um viel Geld, daher hat der Videobeweis schon seine Berechtigung. Er killt aber leider oft die Emotionen, von denen der Fußball lebt“.

Warum Schiedsrichter werden?

Warum sollten junge Menschen Schiedsrichter werden? Als Schiedsrichter ist man meistens der Buhmann! Was ist das Tolle am Schiedsrichter sein? „Eine tolle Gemeinschaft unter den Schiedsrichtern, in der sich auch Freundschaften bilden, ist nur eine Antwort auf diese Frage. Eine weitere ist: Die Schiedsrichtertätigkeit trägt bei jedem dazu bei, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, da man auch lernt mit Kritik richtig umzugehen“, so Etzinger. An alle Fußballer hat er noch eine Message: „Es gibt kein Spiel ohne Schiedsrichter und keine Schiedsrichter ohne Fußballer”, Etzinger fordert ein faires Miteinander.

Muckenhammer und Ebner als Vorbild

Welche Aufstiegsmöglichkeiten junge Referees haben zeigen einige Innviertler Beispiele! Wenn man bald genug zum „Pfeiferl“ greift und den nötigen Ehrgeiz mitbringt, kann man es weit bringen. Zurzeit kommen in der österreichischen Bundesliga zwei von vier Oberösterreichern aus dem Innviertel! Dieter Muckenhammer und Stefan Ebner geben in der höchsten österreichischen Spielklasse den Ton an und da gibt es auch noch Andreas Bachmayr-Zangerle, seines Zeichens Bundesliga-Assistent.

Auf die Frage ob Andreas Etzinger heute wieder eine Schiedsrichter-Karriere starten würde, gibt es für Etzinger nur eine Antwort – „AUF JEDEN FALL“!

3 Fragen an Ex-Schiedsrichter Andreas Etzinger:

1. Warum haben Schiedsrichter nicht gerade den besten Ruf?

Es gibt auf den Fußballplätzen zu viele Kritiker unter den Zuschauern, die oft nicht auf dem Stand in Bezug auf das Regelwerk sind.

2. Kannst du als Zuschauer ein Fußballspiel normal genießen, oder siehst du so ein Match ebenfalls aus den Augen eines Schiedsrichters?

Ich schaue meistens immer erst auf das Schiedsrichterteam und dann auf das Spiel.

3. Als Schiedsrichter muss man einiges aushalten. Welche Eigenschaften muss man in dieses „Geschäft“ mitbringen?

Freude am Fußball, selbstbewusstes und sportliches Auftreten, Sicherheit im Regelwerk und man muss kritikfähig sein.

Die Schiedsrichtergruppe Innviertel in Zahlen:

» 7 Vorstandsmitglieder
» 4 Ehrenmitglieder
» 64 aktive Schiedsrichter/innen
» 6 Beobachter
» 15 außerordentliche Mitglieder

Mit in Summe 96 Mitgliedern ist unsere Gruppe somit die größte Schiedsrichtergruppe Oberösterreichs.

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