Leider werden wir oft sehr stiefmütterlich behandelt
Mit dem ersten U-20 EM-Titel für Österreich seit 14 Jahren im Gepäck kehrten der aus Taufkirchen an der Pram stammende Leichtathlet Lukas Weißhaidinger und sein Trainer Josef Schopf aus Estlands Hauptstadt Tallinn zurück.
BezirksRundschau: Welches Gefühl hatten Sie beim großen Empfang in ihrer Heimatgemeinde Taufkirchen?
Lukas Weißhaidinger: Trotz des schlechten und kalten Wetters waren sehr viele Leute. Für mich ein einzigartiges Gefühl.
BezirksRundschau: Gold im Diskuswurf. Ein fünfter Platz im Kugelstoß. Haben Sie mit diesem Verlauf der Europameisterschaft gerechnet?
Lukas Weißhaidinger: Natürlich hätte ich mir im Kugelstoß etwas mehr erwartet, aber man darf natürlich nicht vergessen, dass jeder, der sich für das Finale der besten Zwölf qualifiziert hat, absolute Weltspitze ist. Dass es dann im Diskuswurf doch noch geklappt hat, ist umso schöner.
Josef Schopf: Lukas war nach dem Kugelstoß-Bewerb schon sehr enttäuscht, aber wir haben uns trotzdem sehr gut auf den Diskusbewerb vorbereitet und auf den Punkt genau war Lukas dann wieder voll da.
BezirksRundschau: Seit wann arbeiten Sie mit Lukas Weißhaidinger zusammen?
Josef Schopf: Seit er knapp dreizehn Jahre alt war. Damals hat ihn ein anderer Schützling von mir, Mario Kreiner, zum Training mitgeschleppt. Die Trainingsumfänge haben wir im Laufe der Jahre gezielt gesteigert.
BezirksRundschau: Auf welche Disziplin wird sich Ihr Schützling in der Zukunft konzentrieren?
Josef Schopf: Es gibt nur sehr wenige, die in beiden Disziplinen in der Weltspitze mithalten können. Daher werden wir uns früher oder später voraussichtlich für eine der beiden Disziplinen entscheiden müssen. Noch ist es dazu allerdings zu früh.
BezirksRundschau: Wie groß würden Sie den Anteil Ihres Trainers bezeichnen?
Lukas Weißhaidinger: Enorm groß. Er ist für die ganzen Trainingspläne verantwortlich, begleitet mich bei jedem Wettkampf und er kümmert sich auch sonst um alles.
BezirksRundschau: Sie haben eine Lehre als Maschinenbautechniker gemacht. Wie sieht die berufliche Zukunft aus?
Lukas Weißhaidinger: Ich werde im Oktober meinen Dienst beim Bundesheer antreten und nach der Grundausbildung in das Heeressportzentrum nach Linz kommen.
Josef Schopf: Ich bin mir sicher, dass Lukas einen weiteren Sprung machen wird, da er dort sicher längere Regenerationsphasen haben wird. Sorgen bereiten mir allerdings die Trainingsmöglichkeiten in den Wintermonaten.
BezirksRundschau: Wieso?
Josef Schopf: Wir haben in Oberösterreich mit der Tips-Arena zwar eine große und sehr moderne Leichtathletik-Halle, die wir allerdings viel zu selten nutzen können. Es wurden vom Verband bereits Pläne für eine zusätzliche Trainingshalle am gleichen Standort eingebracht. Die politische Antwort war allerdings ein klipp und klares Nein. Es sei dafür absolut kein Geld vorhanden.
Lukas Weißhaidinger: Ich bin schon gespannt, wie das heuer wird. Ich werde sicher oft von Linz nach Taufkirchen an der Pram fahren, wo ich mit meinem Trainer in der Turnhalle trainieren kann. Zudem wird auf dem Sportplatz in Taufkirchen jetzt eine Diskusanlage aufgestellt. Darüber bin ich wirklich überglücklich und auch sehr dankbar.
BezirksRundschau: Genießt die Leichtathletik in Österreich nicht den Stellenwert, den sie verdienen würde?
Lukas Weißhaidinger: Leider werden die Leichtathleten oft sehr stiefmütterlich behandelt. Es ist ja nicht so, dass wir keine Talente in Österreich haben. Viele Probleme sind hausgemacht, denn ohne vernünftige Trainingsmöglichkeiten ist es schwer, sich bis in die Weltspitze nach vorne zu arbeiten. In Linz gibt es für mich, abgesehen von der Tips-Arena, keine einzige vernünftige Halle für ein regelmäßiges Training.
BezirksRundschau: Wie sieht es sponsormäßig aus?
Josef Schopf: Unter dem Strich bleibt so gut wie nichts über. Ich hoffe, dass wir nach dem EM-Titel noch einige Sponsoren dazubekommen. Gespräche diesbezüglich gibt es. Das große Geld ist aber nicht zu holen. Wir sind froh, wenn wir die Fixkosten, Fahrt und Hotel, abdecken können.
BezirksRundschau: Ihr großes Ziel?
Lukas Weißhaidinger: Vor allem natürlich gesund und verletzungsfrei zu bleiben. Mein Traum wäre es, einmal bei den olympischen Spielen auf dem Podest zu stehen.
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