Arbeitsmarkt Ried
AMS-Chef kritisiert Sommer-Freistellungen im Bezirk
"Im Bezirk Ried wälzen Betriebe im Sommer Lohnkosten auf die Allgemeinheit ab", kritisiert Jagereder.
BEZIRK RIED. Was im ganzen Land gilt, gilt derzeit für Ried im Besonderen. Mit 2,5 Prozent sank die Arbeitslosenquote im Juni 2022 auf ein Rekordtief. Und: "Fast 28.500 unselbstständige Beschäftigte sind Höchststand", weiß AMS-Leiter Klaus Jagereder. 2.447 Stellenangebote seien derzeit beim AMS Ried ausgeschrieben: "Das bietet viele Möglichkeiten und schafft auch Plätze für Personen, die schon etwas länger auf der Suche sind. Die Zahlen im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit konnten so deutlich gesenkt werden!", informiert Jagereder mit Nachdruck. Deutlicher als in den letzten Jahren stelle sich heuer aber ein Phänomen dar: "In der Ferienzeit kommt es im Bezirk Ried immer zu einer Erhöhung der Arbeitslosigkeit. Manche Branchen und Berufszweige stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frei und geben ihnen mit Schulbeginn wieder eine Einstellzusage," sagt Jagereder nach einem genauen Blick hinter die Zahlen.
Kritik: befristete Freistellung
Die Arbeitslosigkeit im Bezirk Ried ist von 2,5 im Juni auf geschätzte 3,3 Prozent im Juli gestiegen – das heißt von 735 auf 957 Personen. Der Anstieg um 222 ginge nicht ausschließlich auf befristete Freistellungen zurück, sei jedoch schon auffällig. "Wir steigen im Sommer immer, aber heuer deutlich mehr", weiß Jagereder.
Es seien vorrangig Arbeitskräfteüberlasser, aber auch Transportunternehmer führt Jagereder an. Im Sommer fahren keine Schulbusse, in Schulausspeisungen werde nicht gekocht. Es komme auch vor, dass Mitarbeiter, die noch keinen entsprechenden Urlaubsanspruch aufgebaut haben, für den dreiwöchigen Betriebsurlaub mit Wiedereinstellungszusage ausgestellt werden. Jagereder will keinesfalls verallgemeinern. Gerade bei den Arbeitskräfteüberlassern gebe es in der Region auch welche, die das gar nicht machen. Was dem AMS-Chef wichtig ist: "Wenn wir über Arbeitsmarktreform reden, sollte es nicht nur um Verbindlichkeiten bei den Jobsuchenden gehen, sondern auch um die verbindliche Einführung von Jahresarbeitszeitmodellen, die kurzfristige Freistellungen nicht notwendig machen." Da braucht es eine gesetzliche Regelung, fordert Jagereder.
Positives Beispiel Baubranche
Und er liefert direkt ein positives Beispiel. "Der Bau macht's im Winter mittlerweile anders", schildert der AMS-Chef. Milde Winter hätten in den letzten Jahren auch dazu beigetragen, aber es kämen hier mittlerweile Jahresarbeitszeitmodelle zum Einsatz, ganz ohne Freistellungen.
"Da gebe ich Herrn Jagereder Recht", erklärt der Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer Christoph Wiesner: "Diese Freistellungen gibt es. Die kommen vor." Und längere Durchrechnungszeiträume von ein bis zwei Jahren könnten hier durchaus Abhilfe schaffen: "Wir sind für längere Durchrechnungszeiträume." Mittlerweile wüssten Betriebe, dass sie auf die Leute schauen müssen, führt Wiesner an. Es gebe aber immer "nicht so gute Unternehmer". Dass sich Betriebe so Vorteile verschaffen, sei nicht richtig und nicht gut.
ZUR SACHE
Ende Juli waren 957 Personen, 464 Frauen und 493 Männer im Bezirk Ried arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent. Ried liegt damit immer noch unter dem OÖ-Wert von 3,7 Prozent. Ende Juni war die Arbeitslosigkeit im Bezirk allerdings auf einem Rekordtief mit 2,5 Prozent beziehungsweise 735 Personen. Den Anstieg der arbeitslos Gemeldeten um 222 Personen schreibt AMS-Chef Klaus Jagereder nicht zur Gänze befristeten Freistellungen in der Sommerferienzeit zu. Verbindliche Jahresarbeitszeitmodelle könnten jedoch verhindern, dass Betriebe Lohnkosten auf die Allgemeinheit abwälzen.
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