LKH Rohrbach
Die Folgen von Übergewicht und Adipositas
ROHRBACH-BERG. Rund 16 Prozent aller erwachsenen Menschen in Österreich sind fettleibig.Bisher war das Geschlechterverhältnis dabei recht ausgeglichen. Eine Studie von Grazer Forschern zeigt nun, dass bei den Männern die Adipositas-Rate aktuell stärker ansteigt als bei Frauen. Ein Dilemma für die Betroffenen und für das Gesundheitssystem, da für Männer das Thema „Abnehmen“ viel tabubelasteter ist als für Frauen. Am häufigsten von zu vielen Pfunden betroffen sind Personen zwischen 55 und 74 Jahren. Ab
75 sind besonders viele Männer übergewichtig, mit weitreichenden Folgen. „Die schädlichen Folgeerkrankungen von Übergewicht sind inzwischen umfassend bekannt. Diabetes und Herz- Kreislauf-Erkrankungen nehmen mit jedem Kilo, das zu viel ist, zu. Aber auch die Pflegebedürftigkeit steigt stärker an. Adipöse Menschen brauchen im Alter schneller pflegerische Hilfe als normalgewichtige“, weiß Wolfgang Tenschert, Facharzt für Innere Medizin am Landes-Krankenhaus Rohrbach. Ein Ausstieg aus liebgewonnenen Ernährungsfehlern fällt besonders Männern schwer, wie der Internist weiter ausführt: „Männer finden sich selbst kaum zu dick und handeln meist erst, wenn eine medizinische Notwendigkeit eintritt.“
Ernährungsumstellung
Ein Grund für dieses Verhalten sind zum einen Diätprogramme, die fast immer auf die Essgewohnheiten von Frauen zugeschnitten werden, und zum anderen Rollenbilder, die fette, schwere und stark gewürzte Speisen als dezidiert männlich darstellen: „Für viele Männer in dieser Altersgruppe, die zu uns kommen, ist die Vorstellung, weniger Fleisch zu essen, mehr
Gemüse auf den Speiseplan zu setzen und auf weißes Mehl zu verzichten, richtig erschreckend“, so Anna Pühringer, Diätologin am Landes-Krankenhaus Rohrbach. Ein Ausweg aus dem Dilemma scheinen spezielle Diäten zu sein, die keine Ernährungsumstellung beinhalten. Intervallfasten, bei dem eine gewisse Zeitspanne zwischen den Mahlzeiten liegen muss, oder Diäten, die stark auf Eiweiß setzen, sind für viele Männer verlockend, bringen aber selten den gewünschten dauerhaften Effekt. Zudem können sie je nach Gesundheitszustand sogar schädlich sein. Haben sich die Männer aber erst einmal zu einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten überwunden und reduzieren ihre Kalorienzufuhr durch die Auswahl fett- und zuckerarmer Lebensmittel und Produkte, stellen sich die Erfolge im Vergleich zu den Frauen viel rascher ein: „Männer haben viel mehr Muskelmasse als Frauen und diese verbraucht schon im Ruhezustand wesentlich mehr Energie. Werden diese Muskeln durch Bewegung auch noch weiter aufgebaut, beschleunigt sich auch der Abnehmeffekt. Ein unschlagbarer Vorteil, den die
Männer viel stärker nutzen sollten“, sagt die Diätologin.
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