Nachbar versteck dein Brennholz
Der Holzdrechsler Johann Plakolb aus St. Veit ist alles andere als ein Holzkopf.
Von Birgit Chalcraft
NEUKIRCHEN/WALDE. Vom Drechseln war der heute 76-jährige Sprengmeister Plakolb, der 1972 nach Moosau geheiratet hat, schon in jungen Jahren fasziniert. Geboren wurde er 1936 in St. Veit im Mühlkreis als einziges Kind einer Bauernfamilie. Da die Eltern dringend seine Mithilfe auf dem Hof brauchten, besuchte Hans nur sechseinhalb Jahre die Schule. Das meiste brachte er sich selbst bei, doch lernte er manch Interessantes aus der Fachliteratur und besuchte zahlreiche Kurse. Viel auf die Finger schaute er dem kanadischen Holzdrechsler Andrew Mattle.
Am liebsten arbeitet Johann mit heimischem Holz, obwohl exotische, ausgefallene Hölzer ebenfalls seine Neugierde wecken. Akazienholz ist schön, aber extrem giftig. „Der Schleifstaub sollte auf keinen Fall eingeatmet werden. Und zieht man sich einen Schiefer ein, kann dies sogar zu einer Blutvergiftung führen“, warnt der Pensionist. Also nicht gerade das beste Holz für eine Salatschüssel! Gerne verarbeitet er Birne, Kirsche, Apfel, Zwetschke oder Essigbaum. „Aber das allerschönste Holz ist Wacholder“, gerät er ins Schwärmen. „Nur ist es leider sehr selten.“
Nahezu alles von ihm verarbeitete Holz, rettet er von Brennholzstapeln. Mittlerweile kennen ihn die Leute in der Umgebung, und wenn jemand über ein schönes Stück Wurzelholz oder eine interessante Astgabel stolpert, denkt er an Plakolb. An langen Regentagen entstehen in dessen Werkstatt wunderschöne Schüsseln, Teller, Vasen, Kerzenständer, Lampenschirme oder auch Tisch- und Stuhlbeine.
Manchmal baut Hans auf Weihnachtsmärkten einen kleinen Stand auf. „Die schönsten und wertvollsten Stücke verschenke ich jedoch, denn die wären zu schade zum Verkaufen,“ erklärt er. Ein besonders gelungener Kerzenständer aus Pinienholz entlockt ihm ein Schmunzeln. Dieses Stück Holz stibitzte er von einem Brennholzhaufen im Park des Vatikan, den er auf einer Busreise besuchte. Ob er dafür den Segen des Papstes hat, ist ungewiss. Zur Wiedergutmachung fertigte er vorsichtshalber eine Zuckerldose an – für die Minis-tranten der örtlichen Pfarre.
Auf dem Holzweg
Plakolb findet es schade, dass die jungen Menschen kaum mehr die Geduld aufbringen, die man zum Drechseln braucht. „Alles muss heute schnell gehen“, bedauert er. „Und da die Drehbank im Unterschied zur Kreissäge ruhig läuft, unterschätzen viele auch die Gefahr.“
Mit den Holzabfällen heizt er im Winter seine Werkstatt. So hat er es warm und gemütlich, wenn er seinem liebsten Hobby nachgeht. Reich wird er damit nicht, aber es erfüllt ihn mit Stolz und Freude.
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