Dokufilm überzeugt international

Bernhard Rammerstorfer (l.) traf in Kalifornien David Hasselhoff. | Foto: Foto: privat
  • Bernhard Rammerstorfer (l.) traf in Kalifornien David Hasselhoff.
  • Foto: Foto: privat
  • hochgeladen von Karin Bayr

NIEDERWALDKIRCHEN. „Ladder in the Lions’ Den“ (Leiter in der Löwengrube) – ein Dokumentarfilm von Bernhard Rammerstorfer gewann den Preis für den besten Dokumentarfilm beim "Rincon International Film Festival" – dem größten des Landes – in Puerto Rico. "Laut Festivaldirektor war der Film für alle Jurymitglieder der beste Dokumentarfilm", freut sich Rammerstorfer über die zweite internationale Auszeichnung innerhalb von zwei Wochen. Beim Filmfestival in Kalifornien, zu denen er persönlich angereist war, wurde der Film ebenfalls gewürdigt.

Der Film „Ladder in the Lions’ Den“ („Leiter in der Löwengrube“), des oberösterreichsichen Filmemachers Bernhard Rammerstorfer, der die Lebensgeschichte des weltweit ältesten männlichen KZ-Überlebenden Leopold Engleitner (107) zum Inhalt hat, ist beim "Fallbrook International Filmfestival" in den USA als „Best Documentary Short“ ausgezeichnet worden. Eine Würdigung für Engleitner, der mittlerweile der älteste Mann Österreichs ist, gab es dort auch von David Hasselhoff. Der Film, der im Zuge des Festivals vor ausverkauften Publikum im Kino gespielt wurde, erhielt tolle Kritiken und bewegte die Besucher sehr.
David Hasselhoff, der beim Filmfestival einen „Career Achievement Award“ erhielt, bezog sich bei der „Award Gala“ vor 500 Buesuchern auf die Dankesrede Rammerstorfers und würdigte Engleitner: „Leopold Engleitner beweist, dass es möglich ist, auch unter den schrecklichsten Umständen seinem Gewissen zu folgen.“

Der Film wurde im November 2012 unter großem Besucherandrang in Los Angeles uraufgeführt. Engleitner war dazu mit seinem hohen Alter angereist und 200 Medien berichteten weltweit. Am 24. März gab es die Premiere der deutschen Version mit 400 Besuchern in Puchenau bei Linz. Kino-Premieren in Österreich und Deutschland sind in Planung.
Die Jury in den USA zeigte sich von der Lebensgeschichte Engleitners beeindruckt und überzeugte mit seiner Botschaft. Engleitner verweigerte als Zeuge Jehovas während des Naziregimes den Dienst in der Deutschen Wehrmacht. Er überlebte vier Jahre in den Konzentrationslagern Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück und wurde 1943 - mit nur 28 Kilo Körpergewicht - in die „lebenslange Zwangsarbeit“ entlassen. Als er 1945 einen Einberufungsbefehl erhielt, floh er und versteckte sich wochenlang im Gebirge. Auch mit über 100 Jahren reiste er immer wieder durch Europa und in die USA, um seine Geschichte jungen Menschen nahezubringen.

Engleitner-Biograf Rammerstorfer („Im Zeugenstand“ und „Ungebrochener Wille“), der den Film mit Unterstützung seines amerikanischen Co-Produzenten A. Ferenc Gutai produzierte, freute sich, dass er sich gegen US-Streifen mit einem zig-fachen höheren Budget durchgesetzt hat. „Ich musste den Film sogar zu 80 Prozent privat vorfinanzieren. Das ist ein schöner Erfolg für einen österreichischen Film.“
Im Mai folgte eine Vorführung beim „Jewish Zagreb Filmfestival“, für das Oscar-Preisträger Branko Lustig („Schindlers Liste“) den Film persönlich ausgewählt hat.

Der Film:
In dem Film erzählt Leopold Engleitner seine Erinnerungen aus der Kaiserzeit, an den Ersten Weltkrieg, Austrofaschismus, Zweiten Weltkrieg, Nationalsozialismus und seine Leiden in drei Konzentrationslagern. Engleitner ist in seiner Heimat zu sehen, bei seiner Rückkehr an Originalschauplätze in KZ-Gedenkstätten und bei Vorträgen an Universitäten als Zeitzeuge gegen das Vergessen.
Darüber hinaus werden die wichtigsten Passagen seines Lebens durch Re-enactments filmisch dargestellt. Der Sprecher vermittelt zu Engleitners Schilderungen die historischen Kontexte, die durch Archivfilmmaterial belegt werden.
Gleichzeitig nehmen andere Holocaust-Überlebende, wie z.B. Adolf Burger, „Fälscher im KZ Sachsenhausen“, und Renée Firestone, eine jüdische Auschwitz-Überlebende, Hermine Liska und Richard Rudolph Stellung. Es kommt auch Gottlieb Bernhardt, ein ehemaliger hochrangiger SS-Obersturmführer und Mitglied der Leibstandarte-SS Adolf Hitler, zu Wort, der kurz vor Kriegsende den Befehl zur Liquidierung von KZ-Häftlingen verweigerte und für diesen Film ein seltenes Fernsehinterview gegeben hat.
Neben den Erinnerungen Engleitners an historisch bedeutende Epochen des letzten Jahrhunderts wird die Bedeutung von Grundsatztreue und Gewissensbildung anhand der Frage thematisiert:
Warum weigert sich ein Mann, der im KZ dem Tod ins Auge blickt, ein Dokument zu unterzeichnen, das ihm seine Freiheit ermöglichen würde?
Leopold Engleitner wurde als Zeuge Jehovas vor die Wahl zwischen Leben und Tod gestellt, entweder seinen Glauben aufzugeben und frei zu sein oder weiter im KZ dem Tod ins Auge zu blicken. Er fand aber den außerordentlichen Mut, zu seinem Glauben und seinem Gewissen zu stehen.
Hätte es im März 1994 nicht die zufällige Begegnung mit Bernhard Rammerstofer gegeben, wäre die Geschichte Leopold Engleitners für immer in Vergessenheit geraten. Gemeinsam sind sie zu einer Reise von über 150.000 Kilometer aufgebrochen, um an Schulen und Universitäten in Europa und den USA der jungen Generation die Bedeutung von Toleranz und Frieden zu lehren.

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Rohrbach auf MeinBezirk.at/Rohrbach

Neuigkeiten aus Rohrbach als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Rohrbach auf Facebook: MeinBezirk.at/Rohrbach - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Rohrbach und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.