Eng verwoben mit der Heimat

Franz Ippoldt taucht beruflich gern in vergangene Jahrzehnte ein, seine große Leidenschaft ist das historische Weben. | Foto: Foto: privat
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  • Franz Ippoldt taucht beruflich gern in vergangene Jahrzehnte ein, seine große Leidenschaft ist das historische Weben.
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HASLACH, ROZIER (anh). Malerisch liegt das Örtchen Rozier-en-Donzy da, etwa 70 Kilometer westlich von Lyon. Knapp 1500 Einwohner zählt es – einer davon ist Franz Ippoldt. Der Mühlviertler lebt seit 1995 in der französischen Gemeinde und hat sich dort beruflich auf sehr historischem Terrain niedergelassen: Er ist Seidenweber. Ob ihm das Talent dafür in die Wiege gelegt worden ist oder es mit seinen geographischen Wurzeln zu tun hat, darüber kann man nur spekulieren. Fakt ist jedoch, dass der Handwerker aus der Hochburg schlechthin kommt, wenn es um's Weben geht: Haslach.

Erste Station: Italien

Im bekannten Weberort machte Franz Ippoldt zunächst eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann. Seine Träume schienen jedoch aus einem ganz anderen Stoff zu sein und so beschloss der Jugendliche, die Weberei von der Pike auf zu erlernen. Semester an der Fachschule für Weberei und Spinnerei in Dornbirn sowie an jener für Kunsthandwerk und Weberei in Salzburg folgten. Vor allem die Geschichte dieses Handwerkes fasziniert den Mühlviertler und führt ihn schließlich nach Italien. "Dort lernte ich in 3,5 Jahren die Seidenweberei auf Handwebstühlen", erinnert sich der 51-Jährige und ergänzt: "Mein Webmeister Thierry Favre und seine Frau brachten mir aber auch Italienisch und Französisch bei." Thierry Favre hatte übrigens auch schon Künstlerin und Mitinitiatorin von Textile Kultur Haslach, Susanne Heindl, unter seine textilen Fittiche genommen. "Später beschloss ich, meine eigene Weberei zu gründen", erzählt Ippoldt weiter, "Startmaterial stellte mir mein Lehrherr zur Verfügung." Der weitere Materialkauf hätte ihn dann nach Rozier-en-Donzy geführt, wo er an seinem 30. Geburtstag mit seiner Handweberei startete.

Eintauchen in die Geschichte

Seitdem stellt er ausschließlich Sonderfertigungen her, meist auf Webstühlen aus dem 19. Jahrhundert, manchmal auch für die Industrie auf moderneren Webmaschinen. Dafür studiert er Muster, Textilien und Webstühle. Zudem bietet er Kurse an, um Interessierten besondere Techniken beizubringen. "Mein Arbeitsalltag ist ein völliges Eintauchen in vergangene Jahrhunderte", bringt Ippoldt es auf den Punkt. Nur so könne er die Geschichte besser verstehen und sie durch die Stoffe neu entstehen lassen. Ein Blick auf die Seidensamte, Gold- und Silberlamés, Damaste, Möbel oder Haute-Couture-Stücke genügt, um zu wissen, wovon er spricht. Doch obwohl sich der Seidenweber in Frankreich gut eingelebt – oder sollte man sagen, gut eingewebt? – hat, denkt er viel an Österreich. Es sind nicht nur die Kaffeehauskultur, ein gutes Bier oder ein Glas Wein oder eine Leberkässemmel, die er vermisst, sondern sein "Herz bleibt immer mit Haslach, dem Mühlviertel und seinen Bewohnern eng verknüpft". Seine Heimatbesuche seien zwar oft kurz, doch intensiv. "Daraus schöpfe ich enorme Kraft und Energie", so Ippoldt.

Zurück zu den Wurzeln

Auch die diversen textilen Initiativen, die in Haslach in letzter Zeit deutliche Akzente gesetzt haben und den alten Webermarkt zu einer wichtigen, internationalen Drehscheibe der Textilkultur machen, verfolgt er von Frankreich aus intensiv. "Ich spüre hier eine große Dynamik", sagt der 51-Jährige. Sein größter Wunsch ist es auch, in naher Zukunft mitsamt seiner Handweberei nach Haslach zurückzukehren. Dafür sucht er einen Geschäftspartner.

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