Abschiebung Haslach
Familie Lopez trotz heftiger Proteste abgeschoben

- Bei der gestrigen Kundgebung der Plattform für eine menschliche Asylpolitik und der Volkshilfe in der Zinnergasse waren neben Vertetern aus dem Bezirk auch der gebürtige Haslacher Schriftsteller Peter Paul Wiplinger (3.v.l) mitdabei.
- Foto: Annemarie Susanne Nowak.
- hochgeladen von Helmut Eder
Noch bis zum Schluss versuchten Unterstützer gestern die Abschiebung von Familie Lopez zu verhindern – erfolglos. Die Familie meldete sich heute früh beim Quartiergeber vom Flughafen in Delhi, wo sie von der indischen Polizei in Gewahrsam genommen wurde.
HASLACH, WIEN. Noch spontan hielt die Plattform für eine menschliche Asylpolitik und die Volkshilfe zusammen mit Bürgern der Gemeinde Haslach gestern Donnerstag eine Kundgebung vor der Familienschubhaft in der Zinnergasse 29a in Wien-Simmering ab. Die BezirksRundSchau berichtete: "Bleiberecht für die Familie Lopez".
Einige Unterstützer waren auch extra aus dem Bezirk angereist, so der Quartiergeber für Tochter Joia Lopez, Martin Parks. Auch der gebürtige Haslacher Schriftsteller Peter Paul Wiplinger war zur Kundgebung gekommen, um seinen Protest öffentlich zu bekunden. Die Unterstützer warteten stundenlang im Regen vor dem Anhaltezentrum auf Familie Lopez – vergebens: Die Polizei hatte sie vermutlich schon früher zu Flughafen nach Schwechat gebracht, wo sie um 17 Uhr plangemäß nach Indien abgeschoben wurden.
Familie seit heute früh am Flughafen in Delhi
Wie Klaus Peter, Asylquartiergeber und Vertrauter der Familie, aktuell berichtet, hat sich die Familie heute früh aus Delhi gemeldet. Laut Peters Mitteilungen wurden sie dort der indischen Polizei übergeben und am Flughafen festgehalten, um dann der örtlichen Polizei übergeben zu werden. Das weitere Schicksal der Familie sei ungewiss. „Wir haben nun vonseiten unseres Teams mit dem Büro von Bischof Schönborn Kontakt aufgenommen, um herauszufinden, ob er Möglichkeiten hat, sich von kirchlicher Seite vor Ort in Indien für die Familie einzusetzen." Er fügt hinzu: „Von politischer Seite kann man keine Hilfe erwarten, wie sich gezeigt hat. Unser Team inklusive der Dienstgeber von Emilia wird weiterhin für die Rückkehr der Familie Lopez kämpfen.“
Weiterhin zahlreiche Proteste österreichweit
Zahlreiche Die Abschiebung sorgt nicht nur in der Marktgemeinde Haslach für Unverständnis und heftige Proteste, wie zahlreiche Pressemeldungen und Posting auf Social Media zeigen.
Mehr zur Abschiebung der Familie Lopez unter Aufruf zur Spontandemo in Wien "Bleiberecht für die Familie Lopez". Dort gibt es auch Statements politischer Vertreter einzelner Parteien.
Bericht von Schriftsteller Peter Paul Wiplinger
Bericht von der Demo gegen die Abschiebung der Familie Lopez des gebürtigen Haslacher Schriftstellers Peter Paul Wiplinger, Wien, Haslach (Originalfassung):
15.30 Uhr: Ich mache mich auf den Weg zur Spontandemonstration vor der Zinnergasse 29a. Menschenrecht und Kindeswohl zählen mehr als die angestrebte Abschiebequote eines Innenministers, der noch 2023 als Hobby ein Dollfuß-Museum betreibt. Abgeschoben werden sollten jene, die nicht integrierungswillig sind und unsere Werte (Frauen) missachten und dies in Moscheen noch predigen, nicht aber bereits voll intergrierte Mitmenschen, die hier arbeiten, zur Schule gehen, sich für die Gemeinschaft engagieren.
16 bis 17 Uhr: Als Haslacher vertrete ich so zusagen Haslach bei dieser "Spontandemonstration" gegen die Abschiebung der in Haslach gut integrierten, christlichen, indischen Familie Lopez. Wir sind nur ein paar Demonstranten, beäugt oder bewacht oder was auch immer von etwa einem Dutzend beim Einfahrts- bzw. Ausfahrtstor herumstehenden Polizistinnen und Polizisten. Wogegen es zu demonstrieren gilt, ist nicht nur die hier stattfindende provokative Unverhältnismäßigkeit und überhaupt die Abschiebung, sondern - abgesehen von der politischen Dimension und Instrumentalisierung der ganzen Angelegenheit - die absolut inakzeptable, weil menschenverachtende und menschenunwürdige Vorgangsweise der Polizei um 5 Uhr früh in Haslach. Man darf nicht bei einer Rückführung die betroffenen Personen wie Verbrecher behandeln.
Man hätte aus der illegalen Vorgangsweise bei den georgischen Mädchen lernen können und müssen. Und man sollte auch nicht vergessen, was Marcus Omofuma angetan wurde, nämlich staatliche Tötung aufgrund grober Fahrlässigkeit, eben bei seiner Abschiebung.
Herr Innenminister Karner, Sie sollten endlich Ihr Personal besser im Griff haben. Und bezüglich ÖVP: Da wäre es blanker Hohn, noch von einer christlich-sozialen Partei zu sprechen. Das sei auch deren Wählern gesagt.
Insgesamt war diese Stunde sehr lehrreich. Sie hat mir wieder einmal vermittelt, dass es zwei Österreich gibt; die einen haben noch Respekt vor dem Menschen, die anderen greifen mit voller Härte durch. Und glauben, sie hätten das Gesetz auf ihrer Seite. Nein, dem ist nicht ganz so: Es gibt ein Menschenrecht, auch ein "Humanes Bleiberecht". Und schließlich auch noch die Vernunft.



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