Textpoterie: Tattoos für das Kaffee-Service
Christine Mittermayr aus Arnreit brennt altem Porzellan neues Leben ein.
ARNREIT. „Ihr schlummertrunkenen Äugelein.“ Beim Schluck aus der Kaffeetasse wird eine Textzeile sichtbar. Christine Mittermayr hat den Text eines Schubertliedes auf das alte Kaffeeservice gebracht. „Es ist wie ein Tattoo auf dem Porzellan“, erklärt sie. Die Texte werden mit einem speziellen Papier aufgebracht. Die neue Glasur wird bei tausend Grad eingebrannt. Das macht die Stücke aus der „Textpoterie“, wie Mittermayr ihre Werkstatt nennt, spülmaschinenfest und lebensmittelecht. „Ihr taubetrübten Blümelein“ – mit dem nächsten Schluck Kaffee wird die nächste Textzeile sichtbar. Keramik spielte im Leben der Arnreiterin schon immer eine wichtige Rolle. Nach einer Keramikerlehre und Jahren als selbstständige Ergotherapeutin nahm sich Christine Mittermayr eine Auszeit. Ein Porzellandrehkurs war schließlich der Impuls: Sie räumte die Therapieräume im eigenen Haus aus, um Platz für Brennofen und Töpferscheibe zu machen. „Ich habe schnell festgestellt, dass das etwas Dauerhaftes ist“, gibt sie zu.
Zwischendurch wirft sie einen Blick auf das Service, das sie gerade aus dem Brennofen geholt hat. Es ist ein Hochzeitsgeschenk für den Bräutigam. Die Textzeilen, die es zieren, stammen aus dem Lieblingslied des Brautpaares. Christine Mittermayr bedruckt hauptsächlich altes Kaffeeservice. „Das ist auch eine Möglichkeit, den eigenen Konsum zu hinterfragen“, erklärt sie. „Damit landet das alte Service nicht auf dem Abstellgleis. Es passt wieder zu mir und zur Zeit.“
Neu und doch von Altem inspiriert sind die Porzellanschalen der Künstlerin. Hauchdünn lassen sie sogar das Licht durchscheinen. Außen nehmen sie die Struktur von Mühlviertler Leinen auf. „Die Stücke haben den Anspruch, alltagstauglich zu sein“, räumt Mittermayr ein. Sie verkauft ihre Werke in der eigenen Werkstatt in Arnreit, in der Galerie Hofwerkstatt in Linz und in der Wohnstube in Rohrbach. „Was scheuet ihr die Sonne?“ fragt mich die Kaffeetasse beim nächsten Schluck. Fortsetzung auf der Untertasse.
www.textpoterie.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.