Vereinigte Web & Nähereien: Fabrik Helfenberg wird mit Textilzentrum belebt

Rudi Schneider vor der Fabrik Helfenberg | Foto: Naturfabrik Ahorn
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Viele Jahre lag die Fabrik in Helfenberg im Dornröschenschlaf, dabei hatten dort in der Blütezeit bis 1860 1200 Personen eine Anstellung. Für eine Wiederbelebung sorgt nun Rudi Schneider ab Anfang Juli. Der Besitzer der Naturfabrik Ahorn und der Webfabrik in Haslach wird auf 1000 Quadratmetern eine weiteren Produktions- und Verkaufsstätte im schaffen. Seit 1984 führt er mit Ehefrau Marianne die Schneider GmbH und seit 1984 wurden von Marianne und Rudi Schneider acht Textilfirmen im Oberen Mühlviertel gegründet oder übernommen und eingegliedert. Hauptstandort ist die weithin bekannte Naturfabrik in Ahorn, ein weiterer ist die Webfabrik in Haslach.

Lange Textilerfahrung

Am über 20 Meter hohen Fabriksgebäude in Helfenberg wird man schon bald den Schriftzug „Vereinigte Web & Nähereien“ sehen. „Ich habe diesen Namen gewählt, um der großen Geschichte aller eingegliederten Firmen Rechnung zu tragen. Zusammengezählt sind das über 1000 Jahre an Textil-Erfahrung in unserer Region.“ erklärt Schneider. Vorerst werden fünf Angestellte an diesem Standort arbeiten, das Ziel ist aber dort irgendwann 20 zu beschäftigen. Insgesamt sind 80 Mitarbeiter für die Schneider GmbH tätig, davon großteils Frauen.

Der Umsatz konnte von 2013 auf 2014 um 20 Prozent gesteigert werden; für heuer wird ein ähnlicher Zuwachs und ein Umsatz von rund 5 Millionen Euro erwartet. Der Erfolg ist sicherlich auf den Einsatz und das Durchhaltevermögen von Rudi Schneider und seiner Frau Marianne hinzuführen. Der Unternehmer mit Herzblut sieht aber auch eine Begünstigung durch eine Trendwende: „Viele Kunden wollen einfach wieder regional kaufen. Sie wollen sehen, wo und wie ihre Matratze, ihr Schrank oder ihr Babytragetuch produziert werden, welche Menschen dahinter stehen.“ berichtet Schneider.

Eröffnung und Sommernachtsfest

Der Betrieb der „Vereinigten Web & Nähereien“ startet am 1. Juli, am 11. Juli findet ein großes Sommernachts- und Eröffnungsfest statt. Der Eintritt ist frei. Das musikalische Programm gestalten ab 18 Uhr die Musikkapelle Helfenberg, Rudy Pfann’s Weberknechte featuring Wolfgang Pammer und Andreas Wiesinger sowie als Spezial-Gäste Sissi Pfann und Toni Pichler. Es ist auch ein Fest für die Menschen in der Region. Das imposante, 8.000 Quadratmeter große Fabriksgebäude in Helfenberg, das im Eigentum von MMag. Hannes Böck steht, ist dann nicht mehr nur ein Monument aus einer glorreichen Textil-Vergangenheit des 970-Einwohner-Ortes, sondern auch ein Fingerzeig in eine belebtere Zukunft.

DIE GESCHICHTE DER FABRIK HELFENBERG

Schon seit dem 12. Jahrhunder war Helfenberg als Ort der Textilerzeugung und Weberei bekannt. 1840 kaufte Peter Simonetta, Besitzer eines Mailänder Großhandels- und Bankhauses , die an der Steinernen Mühl gelegene „Bäckermühle“ mit dem dazugehörigen Grund, um darauf in den Jahren 1842 bis 1844 ein Fabriksgebäude zu errichten. Für die damaligen Verhältnisse wurde außerordentlich großzügig und solide gebaut.
In der Blütezeit bis 1860 hatten 1200 Personen eine Anstellung. In außengelagerten sogenannten Faktorereien in der Umgebung waren zusätzlich etwa 2000 Weber mit Heimarbeit beschäftigt.
Nach schwierigen Jahren unter Simonettas Sohn wurde 1889 an Hugo Hahn verkauft. Der gebürtige Waldvierteler gewann gleich zwei mal in der Lotterie, was ihm den Erwerb ermöglichte. Hahns Sohn Walter übernahm nach dessen Tod. Wegen dessen Militärdienst im 1. Weltkrieg stand der Betrieb aber zeitweise ganz still und auch nach seiner Rückkehr konnte er die Geschäfte nicht mehr zum Laufen bringen. Er verkaufte 1919 an Matthäus Gollner aus Haslach.
Unter Gollners Führung erhielt die Anlage eine zielbewusste Führung und Modernisierung. Das damalige „Textilwerk M. Gollner & Co.“ konnte sich bald als einer der Spitzenbetriebe im Oberen Mühlviertel etablieren, wurde durch die sowjetische Besatzung in der Nachkriegszeit aber schwer geschwächt. 1951 übernahm Ernst Gollner, Neffe von Matthäus Gollner, den Betrieb.
Die 1990er und 2000er-Jahre waren turbulent für die gesamte Textilbranche und auch für das Unternehmen Gollner. 2002 erwarb MMag. Hannes Böck das Fabriksareal. Die Firma Gollner selbst wurde 2015 von der Schneider GmbH erworben. Das Unternehmen von Rudi Schneider umfasst neben dem Hauptbetrieb, der Naturfabrik in Ahorn, auch die Webfabrik in Haslach, und beschäftigt samt Zulieferern rund 80 Mitarbeiter, wobei der Großteil Frauen sind. Mit der Übernahme durch die Schneider GmbH zieht wieder Leben in das geschichtsträchtige Gebäude, die ursprüngliche Bestimmung als Produktionsort für Textilwaren wird neu belebt.

Wo: Fabrik, 4184 Helfenberg auf Karte anzeigen

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