Geschichten von der Grenze
Vor dreißig Jahren ist der Eiserne Vorhang gefallen
ROHRBACH-BERG (gawe). Vor 30 Jahren fiel der Eiserne Vorhang. Schüler gestalteten eine Ausstellung zu diesem Thema in der Aula des BG/BRG Rohrbach. Sie berichteten von den Erlebnissen ihrer Eltern und Großeltern. 1989 war das Jahr der Öffnung und das Ende des kalten Krieges. Zur Erinnerung an dieses wichtige historisch Ereignis gestalteten die Schüler der vierten Klassen des BG/BRG Rohrbach eine Galerie in der Aula. Unter dem Motto „Leben am Eisernen Vorhang“ begaben sie sich auf Spurensuche in diese prägenden Zeit in der Grenzregion zwischen 1945 und 1989, in der der eiserne Vorhang eine unüberwindbar Grenze zu den tschechischen Nachbarn bildete. Verwandte und Bekannte teilten ihre Erfahrungen mit den Jugendlichen.
Leben am Eisernen Vorhang
Kurzinterviews bildeten einen Teil der Projektes. Schüler der Neuen Mittelschulen Peilstein und Helfenberg stellten ebenfalls Beiträge zur Verfügung. Das Schlossmuseum Freistadt steuerte auch Unterlagen bei. Die Ausstellung zeigt auch Ergebnisse des zweijährigen, von der EU geförderten Projektes, „Brundibar". Schüler sowie Lehrer aus den Gymnasien Untergriesbach, Krumau und Rohrbach besuchten Orte der gemeinsamen Geschichte, wie Hartheim, Wien, Nürnberg, Theresienstadt und Prag. Höhepunkt wird die Aufführung der Kinderoper „Brundibar“ an allen drei Orten der teilnehmenden Schulen sein.
Leben an der toten Grenze
Bei der Eröffnung der Ausstellung erläuterte der Historiker und Universitätsprofessor Roman Sandgruber in seine Vortrag die geschichtlichen Hintergründe: „Bereits bei Kriegsende 1945 hat Churchill schon von einem undurchdringlichen Schleier, einem “iron curtain“ gesprochen. Europa wurde wirtschaftlich und politisch in zwei Hälften geteilt: in den diktatorisch kommunistischen Osten und den kapitalistischen freien Westen. Immer mehr Grenzsperren wurden errichtet, von den Stacheldrahtzäunen bis zu den Minenfeldern.“ So erinnerte er auch daran, dass aus der Metapher des „Kalten Krieges“ ein realer Todesstreifen geworden war, an dem sich Flüchtlingstragödien häuften.
Eiserner Vorhang prägte die Region
Bezirkshauptfrau Wilbirg Mitterlehner, die selbst viele Jahre am eisernen Vorhang verbracht hat, kennt das bedrückende Gefühl, das der Eiserne Vorhang bei den Menschen an der Grenze verursacht hat. Sie bedankte sich in ihrer Rede bei den Professoren des BG/BRG dafür, dass sie dieses Thema mit ihren Schülern aufgearbeitet haben: „ Heute haben wir mit unseren Nachbarn ein gutes Miteinander. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist unsere Region in die Mitte Europas gerückt. In den 30 Jahren seit der Öffnung der Grenze hat sich ein gutes soziales Miteinander entwickelt und die wirtschaftliche Entwicklung war sehr gut. Das Gymnasium leistet mit dieser Arbeit einen bedeutenden Beitrag zum Frieden und zur Völkerverständigung.“ Sie betonte auch, dass die Grenze vor der Öffnung ein Ort war, an dem Lebensschicksale passiert sind: Krieg, Vertreibung und Ausgrenzung haben viel Leid verursacht. Direktor Stelzer meinte: „Vor dem Fall des Eisernen Vorhanges war dies eine Grenze, die man nicht einfach so überqueren konnte. Seit dem Fall haben sich viele (auch kulturelle) Kontakte entwickelt. Vor 30 Jahren wäre dies unvorstellbar gewesen. Als Schule haben wir den Bildungsauftrag auch historisches und kulturelles Wissen zu vermitteln.“
Grenzen überwinden
„Die die teilnehmenden Schüler, die alle nach dem Jahr 2000 geboren sind, haben die unüberwindbare Grenze im Norden nicht mehr erfahren. Für sie stellt sich der Blick in die eigentlich noch recht junge Vergangenheit unserer Region eine wichtig Erfahrung dar. Es müsse uns gelingen, Grenzen zu überwinden und Begegnungen zwischen Menschen und unterschiedlichen Nationen lebendig zu erhalten. Das können und sollen die Jungen von den Alten lernen“ heißt es von Seiten der Verantwortlichen. „Große Emotionen gab es bei den Menschen bei der Zeitreise in die Vergangenheit. Bei diesen Interviews wurden einige schon vergessenen Erlebnisse wieder in Erinnerung gebracht“ berichteten zwei Schüler beim Gespräch mit dem Opa.
Fotos: gawe
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