Wo die Liebe hinfällt: Von Haslach über Mallorca bis nach Luxemburg
Sandra Leuck, geborene Höller, verliebte sich in einen Winzer aus Luxemburg und lebt seit 2003 bei ihm.
HASLACH, LENNINGEN (anh). "Nach meiner Ausbildung zur Krankenschwester im AKH Linz bin ich direkt nach Luxemburg gezogen", erinnert sich Sandra Leuck zurück. Damals war die Haslacherin gerade einmal 20 Jahre alt. "Der Grund? – Natürlich die Liebe", schmunzelt sie.
Viel Liebe, viele Tränen
Begonnen hatte alles auf Mallorca. "Wir – meine Freundinnen von der FW und ich – waren dort auf Abschlussreise", erzählt die 34-Jährige. Am Ballermann traf sie zum ersten Mal auf Pol, einen Jungwinzer in dritter Generation aus Luxemburg. Obwohl sie erst 16 war, ihre Bekanntschaft 18, blieb es nicht bei einem Sommerflirt – nein, Pol hatte die Österreicherin gleich ins Herz geschlossen und machte ihr Hotel ausfindig. "Als wir gerade auf dem Zimmer waren, klingelte das Telefon. Der Rezeptionist sagte uns, dass drei junge Herren im Foyer auf uns warten würden", konnte es die Mühlviertlerin kaum glauben. Nach der Reise kam Pol sie zu Hause in Neudorf besuchen. Und dann ging es los, mit dem Herzklopfen, aber auch mit den Tränen. "Über drei Jahre führten wir eine Fernbeziehung. In den Ferien besuchten wir uns und Pol fuhr auch schon einmal an Wochenenden zu mir – 700 Kilometer für zwei Tage", schwärmt sie. Der Abschied war jedoch jedes Mal schwer. Kein Wunder also, dass sie nach ihrer Ausbildung umgehend ihre Sachen packte und zu ihm zog. "Das Heimweh war anfangs unerträglich. Ich war sehr jung, es war gerade Weinlese, Pol hatte nicht viel Zeit", berichtet sie. Trotzdem ließ sie ihren Traum nicht platzen und meisterte – ehrgeizig wie sie war – alle Vorstellungsgespräche auf Luxemburgisch. Die Einheimischen waren beeindruckt, ein Job in der Hauskrankenpflege ließ nicht lange auf sich warten. Die offizielle, französische Sprache lernte sie nach und nach. Inzwischen wurde sie auch in dem kleinen Winzerdorf Ehnen in ihrer Wohnung über der elterlichen Kellerei heimisch: "Es ist ein verschnörkeltes Dörfchen mit vielen Gässchen und wunderschönen Häusern. Mir kam es oft vor wie im Urlaub, wenn wir abends an der Mosel saßen."
Kaffeeklatsch mit Strudel
Mittlerweile sind die beiden in Lenningen, zwei Kilometer von Ehnen entfernt, sesshaft geworden. Dort bauten sie den alten Bauernhof von Pols Großvater um und haben ihr eigenes, kleines Restaurant. "Ich führe es seit drei Jahren und es macht mir großen Spaß, meine Gäste mit unseren Weinen und Speisen zu verwöhnen", sagt sie. Nebenbei kümmert sie sich um die Kinder Laura Emilia, Damian James und Liz Emma. "Hier, umgeben von Weinbergen, kennt noch jeder jeden und die Kinder haben viel Platz zum Spielen", wirkt sie zufrieden. Die älteste Tochter spricht sogar etwas Mühlviertler Dialekt, Deutsch können sie alle. Einmal im Jahr besucht die Familie auch die Haslacher Verwandtschaft, die wiederum auch nach Luxemburg kommt. Was sie vermisst? – "Dass an einem Samstagnachmittag alle beim Kaffee zusammensitzen und tratschen. So etwas gibt es hier nicht." Auch so manch anderes typisch Österreichisches wie Strudel oder Traditionen gehen ihr ab: "Im Mai denke ich immer daran, wie wir in die kleine Kapelle in Neudorf zur Maiandacht gingen. Hier gibt es kaum religiöse Bräuche." Auch die Mentalität wäre eine andere: "In Österreich ist man sehr offen und schnell beim 'Du'. Hier ist man sogar oft mit den Schwiegereltern per Sie. Man geht hier mehr auf Abstand, es dauert länger, Freundschaften aufzubauen und materielle Dinge spielen eine größere Rolle." Eine Rückkehr kommt für sie dennoch nicht in Frage: "Ich habe mich für diesen Weg entschieden und mein Leben hier aufgebaut."
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