Rollstuhl-Rugby und ja zum Leben sagen
ULRICHSBERG. Daniel Hofer führt mit der Mannschaft RSC Heindl OÖ in der Staatsmeisterschaft. Warum er im Rollstuhl einen Sicherheitsgurt braucht, was ein „bumper“ ist und wie man im Rollstuhl-Rugby Tore erzielt erzählt Daniel im Gespräch mit der BezirksRundschau.
BEZIRKSRUNDSCHAU: Rollstuhl-Rugby – wie funktioniert das?
Daniel Hofer: „Körperkontakt ist verboten, du darfst also nicht dem Gegenspieler den Ball aus der Hand reißen“ erklärt „Dani“ den Unterschied zum „üblichen“ Rugby. Sehr wohl erlaubt ist aber, den Rollstuhl des anderen zu rammen. Ein spezieller Rammbügel (verstärktes Gitter = „bumper“) vorne macht den Rolli zum „Kampfwagen“.
Was ist das Ziel?
Pro Mannschaft sind vier Feldspieler auf einem Basketballfeld im Einsatz. Ziel ist es, den Ball kontrolliert über die Torraumlinie der gegnerischen Mannschaft zu bringen. Du musst im Ballbesitz mit mindestens zwei Rädern (von zwei großen und vier kleinen am Rollstuhl) über die acht Meter breite Torlinie fahren. Verhindern wollen dies die Gegner: sie versperren dir den Weg, erkämpfen den Ball oder klemmen den Angreifer ein. Nach einer Attacke kippst du auch manchmal um und küsst den Boden.
Wie geht es eurem Team in dieser Saison?
Nach der Frühjahrsrunde liegt mein Verein RSC Heindl OÖ an der Spitze der österreichischen Staatsmeisterschaft.
Was ist deine Spieltaktik?
Vollgas und alle rammen, die sich dir in den Weg stellen. Ich habe einen unbezwingbaren Kampfgeist.
Wer spielt mit?
Mitspielen „dürfen“ Tetraplegiker – Sportler die Lähmungserscheinungen an allen vier Gliedmaßen haben.
Warum sitzt du im Rollstuhl?
Wir sind am 28. Jänner 2009 von Klaffer Richtung Vorderanger gefahren. Ich habe ein verunglücktes Auto neben der Straße gesehen, bin ausgestiegen und wollte helfen. Ich bin auf der Wiese gestanden. Ein Auto kam nach, schleuderte und erfasste mich. Ich kam in einem Bach zu liegen und hatte Angst zu ertrinken. Ich hatte sofort das Gefühl: es ist etwas Furchtbares passiert. Den Helfern habe ich gesagt, sie sollen mich nicht bewegen. Ich hatte einen Halswirbelbruch. Seitdem endet das Gefühl in meinem Körper oberhalb der Brustwarzen. Ich kann die Arme aber nicht die Finger aktiv bewegen. Insgesamt neun Monate Krankenhaus und Reha mit zwei Monaten künstlicher Beatmung folgten. Sie sagen dir im Krankenhaus beinhart: du wirst nie mehr gehen können. Nach dieser Diagnose konnte ich 14 Tage nicht mehr schlafen. Auch die stärksten Medikamente wirkten nicht.
Wie hast du es geschafft, positiv in die Zukunft zu schauen?
In der Anfangszeit herrschte nur mehr ein Gedanke: Warum hat es gerade mich erwischt? Je schneller du dir das abgewöhnst, desto mehr kannst du dich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Man geht sonst ins Krankenhaus und kommt gesund wieder heraus. Du musst dich aber mit deinem Zustand mental abfinden und damit versöhnen. Wenn ein Wille da ist, bringst du viel weiter. Meine Freunde und meine Familie standen auch in der schwersten Zeit meines Lebens immer hinter mir. Sie nehmen mich auch dorthin mit, wo du als Rollstuhlfahrer sonst nie hinkommst.
Was ist dein Traumziel?
Als Handbiker an den Paralympics teilnehmen. Mein Vorbild ist Thomas Geierspichler.
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