Bettnässen: Jedes fünfte Kind ist davon betroffen
Bettnässen ist häufig ein Tabuthema und wird von den Betroffenen als Schande empfunden. Man muss Tabus brechen.
BEZIRK. Wenn ein Kind Bettnässer ist, leidet die ganze Familie unter diesem Symptom. "Bettnässen, das nicht therapiert wird, führt mit der Zeit zu psychischen Auffälligkeiten bis zum sozialen Rückzug", sagt Kinderarzt Edmund Örzsik vom Landes-Krankenhaus Rohrbach. Um psychische Folgen zu verhindern, rät er, unbedingt einen Kinderarzt oder eine urologische Praxis aufzusuchen.
Bis 5 Jahre normal
Doch wann soll man das machen? "Vom Bettnässen spricht man erst, wenn Kinder nach dem fünften Lebensjahr zumindest zwei Nächte pro Monat einnässen", stellt Örzsik klar. "Wenn Kinder bis zu diesem Alter ins Bett machen, besteht kein Grund zur Sorge. Es handelt sich vielmehr meist um eine Entwicklungsverzögerung. Wie beim Radfahren oder Schwimmen: Einer kann’s früher, einer später", sagt der Kinderarzt.
Mehr Buben betroffen
Etwa 15 bis 20 Prozent der Fünfjährigen nässen in der Nacht ein, tendenziell sind mehr Buben betroffen. Für Bettnässen gibt es mehrere Gründe: Organische Fehlbildungen. "Diese sind aber extrem selten der Grund", sagt Örzsik. Vererbung, psychische Ursachen sind weitere Gründe. "Der häufigste Grund ist ein Missverhältnis zwischen der nächtlich produzierten Harnmenge im Vergleich zur Blasenkapazität", sagt der Arzt. "Die Blase kann nicht so viel Harn aufnehmen. Dazu kommt, dass die Kinder nicht aufwachen, wenn sie aufs Klo müssen. Sie haben noch nicht gelernt, beim Reiz der vollen Blase aufzuwachen."
Die Behandlungsmöglichkeit
Ausgangspunkt jeder Therapie ist ein so genanntes Miktionsprotokoll. Dabei wird zwei Tage lang genau notiert, wann und wie viel der/die junge Patient trinkt, wie oft er die Toilette aufsuch, wie viel Milliliter Harn er dabei lässt (auch die Nachtharnmenge wird aufgeschrieben; dafür wir das Kind aufgeweckt oder die Windel abgewogen). Das Protokoll gibt Aufschluss, ob das Verhältnis Tag und Nacht passt und ob das Kind richtig trinkt und die Blasengröße stimmt.
Piepser in der Hoser
Therapiert werden kann Bettnässen mithilfe von Medikamenten oder einem Klingelsystem. "Dabei wird ein Sensor in der Unterhose angebracht, der auf Feuchtigkeit reagiert. Beim ersten Tröpfen schrillt ein Alarmpiepser. Wacht das Kind nicht auf, werden auf jeden Fall die Eltern von dem Alarm munter und gehen dann mit dem Kind auf die Toilette", erklärt Kinderarzt Örzsik.
Zur Sache:
Tipps für den Alltag:
• Am meisten Flüssigkeit sollte bis zum späten Nachmittag aufgenommen werden.
Kohlensäure vermeiden, da diese treibt. Empfehlenswert sind hingegen: Leitungswasser und verdünnte Fruchtsäfte.
• 1 bis 2 Stunden vor dem Zubettgehen keine Flüssigkeitsaufnahme mehr (falls möglich)
• Vor dem Schlafengehen unbedingt noch einmal die Toilette aufsuchen
• Gelassenheit und ein entsprechend einfühlsames und liebevolles Erziehungsverhalten.
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