Wie Mütter den Start der Babys ins Leben prägen
BEZIRK. „Du bist, was du isst“ – so lautet ein bekannter Ausspruch, wenn es um Ernährungsgewohnheiten geht. Werdende Mütter wissen daher, dass sie eine doppelte Verantwortung tragen. Stichwort: frühkindliche (bzw. fetale) Programmierung – denn ihre eigene Ernährung hat erheblichen Einfluss auf die zukünftige Gesundheit ihres Kindes. Was es mit dem Begriff der „fetalen bzw. frühkindlichen Programmierung“ auf sich hat und wie Mütter ihren Kindern einen optimalen Start ins Leben bieten können, weiß Primarius Peter Stumpner, Abteilungsleiter für Gynäkologie und Geburtshilfe am Landes-Krankenhaus Rohrbach.
Fehlprogrammierungen im Mutterleib
Bei der frühkindlichen Programmierung passt sich der Fötus an den Gesundheits- und Ernährungszustand der Mutter an. „Blutgefäße, Hormone und auch der Stoffwechsel des ungeborenen Kindes reagieren demnach auf eine dauerhafte Über- oder Unterversorgung. Dabei kann es zu einer Fehlprogrammierung der Organfunktionen und der Stoffwechselregulation, die sich gerade entwickelt, kommen“, erklärt Stumpner. Eine solche Fehlprogrammierung kann somit, ungewollt, schon früh die Weichen für chronische Volkskrankheiten wie etwa Bluthochdruck, Diabetes oder Arteriosklerose (einer Verkalkung der Blutgefäße) legen und ein Grund für Übergewicht bzw. Adipositas bei Kindern sein.
Folsäure ist wichtig
Da die Ernährungsgewohnheiten der werdenden Mutter das Ungeborene prägen, gilt es auf eine ausgewogene Kost zu achten. Um einem Vitamin-B-Mangel vorzubeugen, wird während der Schwangerschaft meist die Einnahme von Folsäure empfohlen. Frauen die sich vegan bzw. vegetarisch ernähren, sollten darauf achten, dass es zu keinen Mangelerscheinungen (Eisen, Mineralstoffen) kommt. Schädliche Einflüsse wie Alkohol,
Nikotin, Drogen, zu viel Kaffee oder Schwarztee sind hingegen während der gesamten
Schwangerschaft zu meiden.
Die ersten 1.000 Tage prägen
Mittlerweile weiß man, dass die ersten 1.000 Tage – also 270 in der Schwangerschaft sowie die ersten beiden Lebensjahre – entscheidend für die Gesundheit des Kindes sind. Die ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft gelten als besonders bedeutend, da sich in dieser Phase (dem Embryonalstadium) die Organe des Babys entwickeln. Auch das Stillen ist aufgrund des Eiweißgehaltes der Muttermilch der Gesundheit von Kindern zuträglich.
Gestillte Kinder sind seltener dick
Studien belegen, dass gestillte Kinder mit sechs Jahren weniger adipös sind als jene, die Flaschennahrung erhielten. „Zudem ist bekannt, dass schwerer psychischer Stress der Mutter zu Hyperaktivität (ADHS) und motorischen Störungen des Kindes führen kann. Welche Rolle die Geburt – ob spontan oder Kaiserschnitt – spielt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem offen bleibt die Frage, inwiefern ein Kaiserschnitt ein erhöhtes Risiko für Asthma und Typ-I-Diabetes darstellt“, fasst der Mediziner die aktuellen Erkenntnisse zusammen.
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