Das Stift Schlägl putzt sich heraus: Jubiläumsjahr steht vor der Tür

AIGEN-SCHLÄGL (anh). Noch trifft man beim Spaziergang durch das Stift auf Handwerker. Bald – und zwar pünktlich zum Beginn des Jubiläumsjahres – sollen die größten Umbauarbeiten des letzten Jahrhunderts aber abgeschlossen sein. Dann werden insgesamt 15 Millionen Euro investiert worden sein. "Eigentlich ist kein Stein auf dem anderen geblieben", sagt Kämmerer Markus Rubasch und bezieht sich damit auch auf den Granit, der der Veränderung manchmal im Weg stand. Aber mit Steinen, die dem Stift sprichwörtlich und tatsächlich in den Weg gelegt wurden, wussten die Mitbrüder schon immer gut umzugehen, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Seit der Gründung bzw. der Übernahme des ursprünglichen Zisterzienserklosters durch die Prämonstratenser Chorherren 1218 gab es stets ein Auf und Ab. Brände, Kriege und die Enteignung des Konvents durch die Nationalsozialisten zählen zu den dunklen Kapiteln. "Erstaunlicherweise kam es immer dann zu einem Aufschwung, wenn die Rahmenbedingungen eigentlich nicht passten", weiß Archivar Petrus. Und so hatte des Stift beispielsweise großen Einfluss auf die Besiedelung des Mühlviertels gehabt und errichtete erste Pfarren wie Aigen und Ulrichsberg.

Futuristischer Andachtsraum 

"Es wurde nie etwas geschliffen, sondern immer auf Altem aufgebaut", so Petrus. Dies spiegele sich auch in der Architektur wider. Von romantischen Elementen über gotische Bögen und ein Barockzimmer haben alle Zeiten an den Gebäuden und der Gemeinschaft Spuren hinterlassen. Mit den letzten Umbauten, die das Architekturbüro Arkade begleitete, zieht auch das 21. Jahrhundert in das Stift ein. Barrierefreie Aufgänge, neue Technikräume und Zimmer für die Mitbrüder oder eine Rezeption samt Klosterladen sind schon fertig. Ein Highlight – im wahrsten Sinne des Wortes – ist der neue Andachtsraum mit einer Lichtinstallation und einem futuristischem Altar, den die Wiener Künstlerin Brigitte Kowanz entworfen hat. Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle: Jede Veränderung wurde energietechnisch hinterfragt, seit 25 Jahren wird das Stift zudem mit Biomasse versorgt, demnächst wird eine Photovoltaikanlage installiert.

Dankbar und mutig

"Das Jubiläum feiern wir in Dankbarkeit, wollen aber bewusst auch in die Zukunft schauen", sagt Abt Martin Fehlhofer. Die Feierlichkeiten beginnen am 30. September, 10 Uhr, mit einem Festgottesdienst. Ein Veranstaltungs-Potpourri von Konzerten bis zu Vorträgen reicht dann bis zur Landesgartenschau-Eröffnung im Mai hinein. Die Ausstellung im Kapitelsaal wird dabei mit einem großen Modell des Stiftes aus dem Jahre 1657 aufwarten. Passend dazu wurde in der Stiftsbrauerei das Jubiläumsbier "Gratus Animus", zu Deutsch dankbarer Geist, gebraut. "Wir haben es noch im kleinen Sudhaus vor der Stilllegung produziert", so Braumeister Reinhard Bayer. Dort wird nämlich auch fleißig gewerkt. Bis April 2019 sollen etwa der neue Besucherzugang, die Gär- und Lagertankfarm und die Innenräume fertig sein.