Doppelte Geschwindigkeit, vierfacher Bremsweg: Verkehrssicherheitstage an der PTS Neufelden
NEUFELDEN. Wir leben in einer Zeit, in der Mobilität und Mobil-Sein eine sehr große Rolle spielen. Für viele Jugendliche gehört das tägliche Pendeln zur Schule oder zum Arbeitsplatz zum Alltag. Doch leider passieren gerade bei Jugendlichen die meisten Unfälle. Sie zählen zu der am meisten gefährdeten Gruppe von Verkehrsteilnehmern. Die Polytechnische Schule nimmt sich um dieses Thema an und bietet jährlich Fahrsicherheitstage für die angehenden Lehrlinge an. Zudem gibt es den Pflichtgegenstand Verkehrserziehung.
Sicherheit und Freude am Fahren
Im Jahr 2015 ereigneten sich allein in Oberösterreich 605 Unfälle von 15- und 16-jährigen Mopedlenkern. Die AUVA bietet daher Verkehrssicherheitsworkshops für diese Zielgruppe in Ausbildungsstätten und Schulen, aber auch in Firmen an.
„Das Ziel unseres Verkehrssicherheitsworkshops für Zweiräder ist, die Gefahrenerkennung zu verbessern und das Sicherheitsbewusstsein der jugendlichen Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Selbstverständlich darf die Freude am Fahren dabei nicht zu kurz kommen“, sagt Klaus Bohdal, Präventionsexperte der AUVA-Landesstelle Linz.
Neben dem theoretischen Input wird auf einem speziellen Fahrsimulator trainiert, der Jugendlichen hilft, die richtige Bedienung eines Mopeds zu üben. Auf einer großen Leinwand werden Gefahrensituationen im Straßenverkehr vorgespielt. Die Jugendlichen können auf dem beweglichen Sitz mit Lenker das richtige Verhalten in den gezeigten Gefahrensituationen üben. Bei diesem Training wird auch auf die Gefährlichkeit von Alkoholkonsum im Straßenverkehr hingewiesen. Dabei kommen sogenannte „Rauschbrillen“ zum Einsatz. Dies sind Spezialanfertigungen, die Alkoholkonsum und Fahruntüchtigkeit eindrucksvoll simulieren können. Auf anschauliche Weise werden Risiken und Gefahren verdeutlicht und die Übungen mit der Rauschbrille hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Eingeschränkte Rundumsicht, Doppeltsehen, Fehleinschätzungen für Nähe und Entfernung und verzögerte Reaktionszeit werden direkt am Fahrsimulator erlebbar. Diese Methode eignet sich auch besonders, um mit Jugendlichen zum Thema Alkohol im Straßenverkehr ins Gespräch zu kommen.
Fahrphysik erleben
Die simple Berechnung, dass die doppelte Geschwindigkeit einen vierfachen Bremsweg verursacht, ist im Klassenzimmer nur schwer vermittelbar. Durch die Bremswegvergleiche in der Realität wird die Problematik greifbar. Instruktoren des ÖAMTC demonstrieren auf verschiedenen Untergründen und mit verschiedenen Geschwindigkeiten den Bremsweg, Reaktionsweg und Anhalteweg. Immer wird auch die Frage gestellt: Wäre sich das in einer Realsituation noch ausgegangen?
Vorschriftsmäßiges Moped
Immer wieder ist bei Verkehrskontrollen sichtbar, dass der technische Zustand des Mopeds nicht gesetzeskonform ist. Vertreter der Exekutive erarbeiten mit den Schülern, wie ein vorschriftsmäßiges Moped aussieht und welche rechtlichen Auswirkungen technische Veränderungen am Fahrzeug haben. Gleichzeitig werden die Jugendlichen für mögliche Unfallgefahren sensibilisiert.
7 Schicksale – 7 Schatten
Sieben Schatten bilden eine Wanderausstellung des ÖAMTC. Jeder Schatten steht stellvertretend für einen tödlich verunglückten Jugendlichen und zeigt ein tragisches Schicksal auf. Durch diese Ausstellung werden die Schüler zum Nachdenken angeregt. Sie stellt einen wichtigen Beitrag zur Unfallprävention dar.
Praxistauglich und wirksam
„Unsere Schüler bewegen sich häufig erst kurze Zeit aktiv im Straßenverkehr. Die fehlende Fahrpraxis führt schnell zu überhöhter Geschwindigkeit und Selbstüberschätzung. Hier setzten die Verkehrssicherheitstage an. Wir wollen unsere Schützlinge umfassend auf den Beruf vorbereiten. Dies schließt auch eine sichere Anreise mit dem Moped zur Arbeitsstätte mit ein“, ist Heinz Peherstorfer, Direktor der Polytechnischen Schule in Neufelden, überzeugt. Die Polytechnische Schule Neufelden ist übrigens die einzige Schule im Bezirk, die eine derartige mehrgliedrige Veranstaltung durchführt.
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