„Alles G'schissene im Leben hat auch Gutes“

Großes Ziel von Handbiker Christoph Stadlbauer ist die Teilnahme bei den Paralympics im Jahr 2020 in Tokio.
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Tolle Erfolge für Handbiker

AIGEN-SCHLÄGL (gawe). Mit einem ungewöhnlich festen Händedruck begrüßt mich Christoph Stadlbauer, als ich ihn zum Interview treffe. Du merkst gleich: der hat ungewöhnliche Kräfte in den Armen. Die braucht er auch bei seiner neuen Sportart: dem Handbiken. Wie ein Verkehrsunfall sein Leben grundlegend verändert hat, schildert er mir, ohne mit dem Schicksal zu hadern. Wir schreiben den elften August 2004, fünf Uhr früh. „Chrisi“ ist als Präsenzdiener auf dem Weg in die Kaserne: „ In einer Rechtskurve bin ich links hinausgefahren. Mein Pech war der tiefe Seitengraben. Das Auto ist mit der Front hineingerutscht und hat sich mehrmals überschlagen. Ich war nicht angeschnallt, wurde hinausgeschleudert und kam unter dem Auto zu liegen. Ich wollte mich in der Wiese aufrichten, das ging, aufstehen nicht. Ich konnte die Füße nicht mehr bewegen. Mir schoss es durch den Kopf: wahrscheinlich bin ich querschnittgelähmt. Vom Krankenhaus Rohrbach aus wollten sie mich in das WJK Krankenhaus fliegen. Während des Fluges stellte sich dann heraus, das ich auch eine Lungenquetschung habe und sie haben den Hubschrauber ins AKH umgeleitet.“

Tiefer Einschnitt ins Leben – Boden unter den Füßen weggezogen

Nach dem ersten Blick des Arztes trafen ihn seine Worte „wie ein Watschn“ ins Gesicht: „Herr Stadlbauer, sie werden nie wieder gehen können.“ Nach diesen Worten fiel er in ein tiefes Loch und seine Gedanken kreisten um seine Zukunft: Wie geht es jetzt mit mir weiter? Was hat das Leben jetzt noch für einen Sinn. Ein befreundeter Rollstuhlfahrer, Reinhold Fellhofer machte ihm wieder Mut. Er erklärte ihm auch, wie die täglichen Verrichtungen beim Leben mit Handicap möglich sind.
Kämpfen statt in Schockstarre zu verfallen
Auf REHA in Bad Häring traf der gelernte Maurer dann einige Leidensgenossen, denen es noch schlechter ging und er kam zur Überzeugung: Eigentlich bin ich noch gut dran. Er erkannte aber auch: Ein neues Leben, gar nicht so wie das alte, aber doch voller Möglichkeiten wartet auf mich. Dank seines Hauptsponsors Re-Mobility konnte er beruflich neu durchstarten. Sportlich versuchte sich der 32jährige zuerst auf dem Monoski Nach drei Landesmeistertiteln und den Vizestaatsmeistertiteln in RTL und Super-G probierte er es schließlich mit dem Handbike.

Optimistische Einstellung und große Willenskraft

„Masseur Gaisbauer animierte mich, diesen Sport ernsthaft zu versuchen. 16 Rennen standen heuer schon auf seinem Terminkalender und die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Sein Saisonziel, beim Europacup halbwegs im vorderen Mittelfeld mitfahren zu können, hat er erreicht. Darüber hinaus gab es noch einen dritten Platz beim Bergsprint in Engelhartszell, vierter Platz beim Linz Marathon, vierter Platz beim Mondsee Marathon über 75 km und zuletzt zwei fünfte Plätze (Einzelzeitfahren und Straßenrennen) beim Rennen in Prag. Wobei der Bürokaufmann eine bleibende Erinnerung an Prag hat: „Ich habe mir beim Parken wenig gedacht. Wer stiehlt schon eine Caddy. Sie haben unser Auto abgeschleppt und ich durfte es mit 83 € wieder auslösen. Zu Gute kam ihm dabei seine neue Lebenseinstellung: „Ich kann mich über Kleinigkeiten nicht mehr ärgern.“ Positiv sieht er auch den neuen Freundeskreis unter den Rollstuhlfahrern.

Steigerung nächstes Jahr

Ehrgeiz und Selbstüberwindung (und Sponsoren) werden auch in der nächsten Saison gefragt sein: Das 11,8 kg schwere Carbon Handbike, abgestimmt wie ein Maßanzug auf ihn, will der RSC – Heindl Pilot auch weiter mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 38 km/h durch die Landschaft bewegen. „Für die Europacuprennen bin ich schon qualifiziert. Weiters möchte ich einige Weltcuprennen fahren.“ Großes Ziel ist die Teilnahme bei den Paralympics 2020 in Tokio.
Seine Lebensmotto er mir zum Schluss: „Du kannst dich entweder aufgeben, dann wirst du komplett deppat im Schädl, oder du kannst das Schicksal annehmen und kämpfen.“

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