"Es gibt mehr als Buben und Mädchen"

Ein bis zwei von tausend Neugeborenen kommen mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt. | Foto: RMA
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  • Ein bis zwei von tausend Neugeborenen kommen mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt.
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Es ist ein Thema, das weitgehend unbekannt ist und gleichzeitig stark tabuisiert wird: Ein bis zwei von 1.000 Neugeborenen kommen ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale auf die Welt. Ihre Keimdrüsen, Hormone, inneren oder äußeren Geschlechtsorgane oder ihre Chromosomen weichen von „der Norm“ ab. Allerdings ist das nur bei fünf Prozent der Betroffenen in den ersten Lebenstagen erkennbar – oft zeigt sich das erst in der Pubertät. Etwa, wenn bei "Mädchen" die Regel ausbleibt oder ein Stimmbruch einsetzt oder "Burschen" Brüste wachsen.

Druck auf Eltern von zwischengeschlechtlichen Neugeborenen

Weil man sich in Österreich innerhalb einer Woche entscheiden muss, welches Geschlecht in der Geburtsurkunde angegeben wird, setzt das Eltern unter Druck, ihr Baby umoperieren zu lassen. "Und auch Mediziner und Hebammen sind oft überfordert mit diesem Thema – eben weil es so ein Tabu ist und auch in der Lehre nicht hinreichend behandelt wird", weiß Österreichs einzige Intersex-Beauftragte Gabriele Rothuber von der HOSI Salzburg.

Verbot von "Zwangsoperationen" im Kindesalter gefordert

Auch heute noch werden in Österreich intersexuelle Babys, aber auch Teenager umoperieret, so dass sie entweder der Norm "Mann" oder "Frau" entsprechen. "Intersexualität ist aber kein Defekt, keine Krankheit, eine solche Operation hat rein kosmetische Wirkung und wird von den Betroffenen – später – als 'Genitalverstümmelung' erlebt", so Rothuber. Sie fordert ein Verbot dieser "Zwangsoperationen" im Baby- und Kindesalter und den Wegfall der Geschlechtsangabe auf Geburtsurkunden.

"Zwischengeschlechtlichkeit ist kein Defekt"

"Das Thema gehört in die Schulbücher, ins Allgemeinwissen. Wir müssen schon bei Geburtenstationen ansetzen, Hebammen und Ärzte schulen, damit sie den Eltern sagen können, ja, ihr Kind ist zwischengeschlechtlich, aber es ist ein gesundes Kind und kein medizinischer Notfall", so die Expertin.

Infos zur Inter-Tagung

Bei der ersten österreichischen Inter-Tagung zum Intersex-Solidarity-Day am 8. Noevember soll nun erstmals ein Dialog zwischen Intersex-Personen, Medizinern, Hebammen, Angehörigen, Kinderrechtsexperten und Interessierten stattfinden. Infos zum Tagungs- und öffentlichen Rahmenprogramm gibt es hier.

Mehr über Intersexualität erfahren Sie im Interview mit Gabriele Rothuber.

Einer, der als Kind zwangsoperiert wurde und jetzt als Aktivist für mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz von Intersex-Personen kämpft, ist Alex Jürgen – mehr über Alex, der nicht Mann und nicht Frau ist, hier.

Ein bis zwei von tausend Neugeborenen kommen mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt. | Foto: RMA
Gabriele Rothuber ist Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg.
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