Themenschwerpunkt Schönheit
Essstörungen – Der ewige Kampf mit dem Gewicht
Das Körpergewicht spielt für uns Menschen seit Jahrhunderten eine Rolle, was sich aber immer wieder verändert, sind Trends und Schönheitsideale. Diesen nachzueifern kann jedoch schwere Folgen haben. Meist beginnen die Probleme in jungen Jahren und verfolgen einen ein Leben lang.
von Julia Katzinger
SALZBURG. Mehr als 200.000 Österreicher:innen litten in ihrem Leben schon an einer Essstörung. In den meisten Fällen beginnen die Probleme schon in jungem Alter. Am häufigsten tritt die Krankheit bei jungen Mädchen auf, da diese sich diese am meisten von geltenden Schönheitsidealen beeinflussen lassen. Seit der Digitalisierung und der Verbreitung von Schönheitsideale über das Internet sind die Vorstellungen von einem perfekten Körper noch mehr in den Vordergrund gerückt. Viele erleben oft nur eine Art von Essstörung am eigenen Leib. Die Anorexie, auch bekannt als Magersucht, lässt sich im Gegensatz zu den anderen am leichtesten erkennen. Jedoch gibt es noch zahlreiche andere, die mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen.
Welche Arten von Essstörungen gibt es?
Die drei Hauptarten von Essstörungen sind die Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und die Binge-Eating-Störung. Diese drei Hauptformen werden jedoch laut ICD-11 nochmals in viele Untergruppen unterteilt, da viele Formen nicht in eine bestimmte Kategorie fallen, da Essstörungen immer auch mit Verhalten kommt.
Anorexie (Magersucht)
Bei einer Anorexie zeichnet sich durch eine verminderte Kalorienaufnahme und ein verzerrtes Körperbild aus. Das heißt, dass die Betroffenen immer weiter abnehmen und sich trotz ihres geringen Gewichtes immer noch zu dick fühlen. So bildet sich auch eine Körperwahrnehmungsstörung.
Bulimie (Ess-Brech-Sucht) & Binge-Eating-Sucht
Menschen mit Bulimie erleiden regelmäßige Heißhungerattacken, bei denen sie große Nahrungsmenge in kürzester Zeit zu sich nehmen. Diese große Nahrungsaufnahme kann zu einem unangenehmen Völlegefühl weit über der natürlichen Sättigung führen. Oft sind diese Essanfälle mit starken Gefühlen wie Scham, Ekel oder Selbsthass besetzt. Nach diesen Attacken kommt es zu selbst herbeigeführtem Erbrechen oder auch zur Einnahme von Abführmitteln. Ebenso wie Menschen mit Anorexie haben auch Bulimie-Erkrankte Angst davor, dick zu werden. Ähnlich äußert sich auch das Binge-Eating, wobei hier das Erbrechen auch ausbleiben kann.
Die Phasen einer Essstörung
Essstörungen sind heilbar. Der Heilungsprozess benötigt jedoch Zeit und Kraft. Ein Drittel kann die Krankheit dauerhaft überwinden. Bei derselben Zahl gibt es im Laufe des Heilungsprozesses immer wieder Rückfälle. Bei rund 25 % wurde ein schwerer und langwieriger Verlauf festgestellt, welche die Heilung auf lange Zeit schwierig macht. Leider sterben Betroffene immer wieder an den Auswirkungen ihrer Essstörung, da die Heilung nie erfolgt ist oder es zu viele Rückschläge gab.
- Als erste Phase steht die Verleugnung: Die:der Erkrankte sieht in seinem Essverhalten selbst kein Problem und verleugnet ihre:seine Essstörung. Voraussetzungen für eine Therapie sind in diesem Stadium noch nicht gegeben. Jedoch ist die Aufklärung und eine direkte Konfrontation wichtig.
- Die zweite und dritte Phase ist die Erkennung der eigenen Erkrankung. Hier merken die Betroffenen schließlich selbst, dass ihr Essverhalten nicht in Ordnung ist. Einerseits ist ihnen das Problem bewusst, andererseits haben sie Angst vor einer Veränderung im Leben. Oftmals gibt diesen Menschen ihr Essverhalten Kontrolle. Vor allem wenn, sie durch ein Trauma die Kontrolle verloren haben. Manche schaffen es jedoch nie in die anderen Phasen, da sie zu diesem Zeitpunkt die Krankheit schon zu sehr eingenommen hat.
- In den letzten beiden Phasen wollen die Betroffenen etwas ändern und auch gesund bleiben. Hier wird auch professionelle Hilfe in Anspruch genommen. In der Zeit, wo die Heilung stattfindet, müssen sich die Erkrankten ihren Ängsten stellen, um diese zu überwinden. In diesen Phasen verabschieden sich die Erkrankten von ihrem alten Leben und beginnen sozusagen ein neues. Allerdings muss man bedenken, dass es mehrere Jahre dauern kann, wieder ein normales gesundes Leben führen zu können.
Mein Erfahrungsbericht über mein Leben mit Anorexie
Ich leide selbst an einer Essstörung, welche mich nun schon seit fast drei Jahren begleitet. Es fing wie bei allen schleichend an. Ich leide unter einer Form der Anorexie, was bedeutet, dass ich zu wenige Kalorien zu mir nehme, als ich eigentlich bräuchte. Am Anfang meiner Krankheit ist es noch keinem aufgefallen, da ich schon immer sehr schlank war, was von der väterlichen Seite meiner Familie kommt. Meine Essstörung ist erst in den Vordergrund gerückt, als ich im Dezember 2021 mit meiner Mutter zum Hausarzt ging, weil es mir immer schlechter ging. Wir wurden dann zu einer Neurologin überwiesen, welche bei mir Depressionen festgestellte. Ich wurde medikamentös eingestellt und ging regelmäßig zur Therapie. Als ich jedoch noch mehr Gewicht verlor, schickte mich mein Hausarzt ins Krankenhaus. Am 2. Mai 2022 wurde ich stationär aufgenommen, da ich zu diesem Zeitpunkt nur mehr 42 kg wog. Nach einem Krankenhausaufenthalt mit geregelten Essenszeiten und ständigen Tests wurde ich 14 Tage später wieder entlassen - mit dem Aufruf, zuzunehmen. Mein Essverhalten wurde ab diesem Zeitpunkt wieder etwas besser. Jedoch hatte ich mehrere Rückfälle und kämpfe heute noch damit, wieder gesund zu werden. Meine Essstörung ist für mich eine Form der Kontrolle, die in meiner Kindheit verloren gegangen war. Die Kontrolle über mein Essen gibt mir Halt. Vor allem, wenn ich viel gestresst bin oder meine innerliche Ruhe gestört wird, zeigt sich mein Rückfall auf mein Essverhalten wieder. Es hat sich durch diese Essstörung eine Körperwahrnehmungsstörung gebildet, welche ich zum größten Teil schon besiegt habe. Ich gehe jedoch mit diesem Thema offen um, um anderen zu zeigen, dass man keine Angst davor haben muss, sich helfen zu lassen. Ich versuche, in dieser Hinsicht positiv zu denken, egal welche Kommentaren oder auch Blicke von Außenstehenden kommen. Ich selbst muss mir bis heute immer noch Kommentare anhören wegen meines Gewichts.
Am wichtigsten erscheint mir jedoch: Nur weil man eine Krankheit nicht sieht, sollte sie nicht weniger ernst genommen werden.
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