Welche Zukunft hat der Skisport in Salzburg?
Experten diskutierten in "Bezirksblätter nachgefragt" über Schneesicherheit, die Leistbarkeit von Lifttickets und klimatisch veränderte Winter.
Enorm gestiegene Erwartungshaltungen an Komfort und Schneesicherheit würden die Skitourismus- und Seilbahnbranche zwingen, jährliche Summen von hundert Millionen Euro oder mehr zu investieren, erklärt Salzburgs Seilbahnen-Obmann Ferdinand Eder in der TV-Talksendung "Bezirksblätter nachgefragt". In der Vorjahressaison wurden 125 Millionen Euro investiert, heuer werden es 105 Millionen Euro sein.
Bezirksblätter nachgefragt läuft ab Donnerstag, 19. November, 18.30 Uhr im Programm von RTS.
Investitionen rechnen sich für Regionen
Für die Regionen zahle sich dieses Investment jedenfalls aus, ergänzt Franz Schenner, der Sprecher der Allianz Zukunft Winter. "Die Seilbahnen sind nur ein Teil der Leistungsträger – denn auch die Hotellerie, die Gastronomie und der Dienstleistungsbereich sind starke Motoren für den Wintertourismus." Und: "Solange Hotels Kredite erhalten, glauben die Banken, dass das Geld gut investiert ist." Salzburgs Seilbahnen setzen pro Saison zwischen 250 und 260 Millionen Euro um, die Investitionsquote liegt damit bei rund 40 Prozent.
Bei den Seilbahnen liegt der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit im "oberen Drittel", sprich die größten Skigebiete investieren auch das meiste Geld. "Und diese Seilbahnen sind liquide, denen geht es gut. Wenn wir vom Sterben der Skigebiete sprechen, dann sind das die kleineren und mittleren Skigebiete", weiß Skitourismusforscher Günther Aigner.
"An die schneearmen Winter der 20er-Jahre erinnern wir uns nicht mehr"
Er ist es auch, der in einer seiner fünf Thesen zur Zukunft des Skisports sagt, dass der Klimawandel so nicht stattfinde, zumindest nicht in Berglagen ab rund 1.500 Höhenmetern. "In den vergangenen 30 Jahren ist es auf den Bergen kälter geworden und die Niederschlagsmenge insgesamt ist gleich geblieben – wenn sie auch hohen Schwankungen unterliegt. In den 20er- und 30er-Jahren hatten wir sehr viel schneeärmere Winter als heute, in den 60er- und 80er-Jahren waren es dafür ausgesprochen schneereiche Winter. An die erinnern wir uns jetzt noch, aber wir haben niemanden mehr, der sich an die schneearmen Winter erinnert", so Aigner.
Die Kunstschnee-Erzeugung habe zu Unrecht einen schlechten Ruf, findet Eder. "Wir verwenden dazu kalte Luft, unser Wasser und Energie – die übrigens zu 85 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Und der Energieaufwand wird insgesamt überschätzt. Jedes städtische Hallenbad benötigt so viel Energie wie eine mittlere Schneeanlage", erklärt der Experte. Und: "Die Schneegarantie alleine ist Grund genug für viele Urlaubsgäste, zu uns zu kommen", weiß Schenner.
Schneegarantie hat ihren Preis
Die Investitionsspirale in die Schneesicherheit dient der Planbarkeit, sozusagen als Versicherung für den Fall, dass Frau Holle streikt, und wird auf die Kunden abgewälzt. Ein Tagesticket um 51 Euro ist gerade für Familien ein hoher Preis, aber "wer ein begeisterter Skifahrer ist, der kauft sich eine Saisonkarte und bei entsprechender Nutzung kostet das Tagesticket dann natürlich viel weniger", so Schenner. Gerade um die kommende Generation sei man sehr bemüht, "wir haben preislich fantastische Angebote für Kinder und Jugendliche, am Preis wird das Skifahren also nicht scheitern", betont Eder.
Erfolgserlebnisse statt billiger Tageskarten
Viel mehr als "billige Tageskarten" bräuchten die Menschen aber Erfolgserlebnisse auf der Piste, ist Schenner überzeugt. "Wir haben Millionen Aussteiger, die wir wieder zurückholen wollen. Und unsere größte Zielgruppe sind die Nicht-Skifahrer, die glauben, das Skifahren wäre so schwer zu erlernen. Das stimmt aber nicht." Selbst Gratis-Schulskikurse würden aber nur dann etwas bringen, wenn die Kinder wieder Skifahren wollen, denn "zwingen können wir sie nicht."
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