Landestheater
Andreas Gergen: "Ich sehe mich als Geschichten-Erzähler"
Der Leiter der Sparte Musical am Salzburger Landestheater, Andreas Gergen, sieht es als Aufgabe des Theaters, die Werte der Freiheit, des Friedens und der Diversität dem Publikum zu vermitteln und die aktuelle Relevanz einer Geschichte aufzugreifen.
SALZBURG. Dass die Kultur und hier im Speziellen das Theater jene besondere Kraft besitzt, Menschen quer durch alle Bevölkerungsschichten zu verbinden, weiß Andreas Gergen aus eigener Erfahrung.
Bezug zur Gegenwart herstellen
Seit vielen Jahren ist er künstlerischer Leiter der Sparte Musical am Salzburger Landestheater und bezeichnet seine Rolle gerne als die des "Geschichten-Erzählers". Nicht nur ein historisches Zeitdokument abzuliefern, sondern stets die aktuelle Relevanz einer Geschichte aufzugreifen, ist dabei der Anspruch, der ihn in seinen Inszenierungen leitet.
"Meine Aufgabe ist es, in jeder Geschichte den Bezug zur Gegenwart herzustellen und gesellschaftlich relevante Fragen zu stellen, die das Publikum für sich selbst beantworten sollte"
, schildert Gergen, der am Salzburger Landestheater "wie an keinem anderen Theater" seine künstlerische Heimat gefunden hat.
Sparte Musical besonders gefördert
Mit rund 400 Aufführungen und 25 Neuproduktionen pro Spielzeit ist das Landestheater eine der prägendsten Kulturinstitutionen im Bundesland und in der Kultur-Stadt Salzburg. Ob es Luft nach oben gebe, um noch mehr Menschen aus der breiten Bevölkerung für die Kultur zu gewinnen?
"Als Kulturschaffende liegt es in unseren eigenen Händen, daran zu arbeiten. Am Landestheater wurde die Sparte Musical besonders gefördert, Salzburg ist so neben Wien mittlerweile zu einer Musical-Hochburg in Österreich avanciert. Das Publikum ist bunt gemischt quer durch alle Altersgruppen. Unser Bestreben ist es, die Türen des Theaters weit zu öffnen, hier dient uns auch der Gedanke von Max Reinhardt, wonach die ganze Stadt zur Bühne werden soll, als Wegweiser. Es kann sein, dass es manchmal Vorbehalte gibt, dass Theater etwas Elitäres sei, aber dem setzen wir unsere bunte Vielfalt entgegen. Auch was die Auswahl der Spielorte betrifft, ob Parks, das Zirkus-Zelt beim Messezentrum, in dem wir im Frühling 2022 gespielt haben, oder die Eisarena im Volksgarten, wo nächstes Jahr das Musical ‚Xanadu’ aufgeführt wird", schildert Gergen.
In München und Klagenfurt zu Gast
Er gastiert mit seinen Musical-Produktionen immer wieder auch in anderen Städten. So unter anderem mit "Hair" im Sommer im Deutschen Theater in München oder mit "Sound of Music" im Stadttheater in Klagenfurt.
"Das ist für das gesamte Ensemble eine große Bestätigung und sehr beglückend, wenn wir von anderen Theatern eingeladen werden dort zu spielen"
, fügt er hinzu.
In der aktuellen Spielzeit stehen in der Sparte Musical neben dem Klassiker "Sound of Music" noch "Hair", "Singin' in the rain" und "Xanadu" auf dem Programm, hinzu kommt die Gala "Meine stille Nacht". Welches Musical er gerne inszenieren und auf die Bühne bringen würde? "Ein Meisterwerk und ein Klassiker ist sicher die ‚West Side Story’. Ja, das würde ich gerne machen", so der Musical-Experte, der eine der wesentlichen Aufgaben des Theaters auch darin sieht, zu einer von Akzeptanz geprägten Gesellschaft beizutragen.
Frieden, Diversität, Freiheit und Fortschritt
"Im Theater gilt es, die Werte der Freiheit, des Friedens, der Diversität und des Fortschritts zu vermitteln, und mögliche Grenzen abzubauen. Zu zeigen, dass jede und jeder genau so richtig ist, wie sie oder er ist, dass Vielfalt uns als Gesellschaft stark macht. Theater muss nicht immer bequem sein, sondern der Gesellschaft auch den Spiegel vorhalten und zum Nachdenken anregen. Nur nach den Wünschen des Publikums zu agieren, würde Stillstand bedeuten. Und das ist nicht der Anspruch, den wir als Theaterschaffende haben sollten", betont Gergen.
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