Urteil im Fair-Share-Raubprozess
4,5 Jahre Haft für 22-Jährigen

Ein 22-jähriger Serbe musste sich heute vor dem Salzburger Landesgericht wegen Diebstahls und Raub verantworten. | Foto: Symbolbild: Neumayr
4Bilder
  • Ein 22-jähriger Serbe musste sich heute vor dem Salzburger Landesgericht wegen Diebstahls und Raub verantworten.
  • Foto: Symbolbild: Neumayr
  • hochgeladen von Philip Steiner

Am Salzburger Landesgericht wurde der Prozess um den Raubüberfall am 15. Dezember im "Fair-Share" Spendencontainer am Mirabellplatz verhandelt. Der angeklagte 22-Jährige wurde zu 4 Jahren und 6 Monaten unbedingte Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

SALZBURG. Der Angeklagte nannte heute seine Drogenprobleme als Grund für den Raub. Grundsätzlich habe er am 15. Dezember aber nur um 100 Euro bitten wollen. Max Luger sei wütend gewesen und habe ihn des Diebstahls am 1. Dezember bezichtigt. Dann sei die Situation eskaliert. Die Geldtasche mit circa 2150 Euro will der Angeklagte nur aus dem Moment heraus gestohlen habe. Max Luger zeigte sich von dem Raubüberfall erschüttert. Er sei in der Tat wütend gewesen, als der junge Mann zwei Wochen nach einem Diebstahl erneut bei ihm auftauchte. Nach dem Vorfall wolle er den Spendencontainer jetzt nicht mehr weiter betreiben. Die Angst, dass so etwas erneut passieren könnte, sei einfach zu groß. 

Die Anklage

Angeklagt war heute am Landesgericht Salzburg ein 22-jähriger serbischer Staatsbürger. Er ist mehrfach einschlägig vorbestraft und arbeitslos. Erst Ende Dezember erhielt er eine sechsmonatige Freiheitsstrafe. Im Falle einer Verurteilung drohten ihm heute wegen Rückfalls 1-15 Jahre.

Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten heute Folgendes vor: Am 1. Dezember habe er sich zum Container begeben, um eine Spende zu erhalten. Max Luger verweigerte ihm dies und rief die Polizei. Er nahm 200 Euro und flüchtete. 2 Wochen später kam er wieder und wollte Geld. Daraufhin drohte ihm der 73-Jährige mit der Polizei. Der Angeklagte versperrte ihm den Weg. Luger schlug ihn, um vorbeizukommen. Dann eskalierte die Situation. Der Angeklagte soll Max Luger niedergerissen und ins Gesicht geschlagen haben. Dann raubte er ihm die Geldbörse mit 2150 Euro und flüchtete.

Nur wenige Tage nachdem die Polizei Fahndungsbilder veröffentlicht hatte, wurde der Angeklagte ausgeforscht und festgenommen. | Foto: LPD Salzburg
  • Nur wenige Tage nachdem die Polizei Fahndungsbilder veröffentlicht hatte, wurde der Angeklagte ausgeforscht und festgenommen.
  • Foto: LPD Salzburg
  • hochgeladen von Philip Steiner

Statement der Verteidigerin

Die Verteidigerin des Beschuldigten gab heute an, dass sich ihr Mandant teilschuldig bekenne. Den Diebstahl am 1. Dezember habe er nicht begangen. Er sei am 29. November dort gewesen und habe 100 Euro von Max Luger erhalten.

Am 15. Dezember sei er dann zurückgekommen, um noch einmal um 100 Euro zu bitten. Max Luger schrie, dass er die Polizei rufen werde. Ein Missverständnis laut ihrem Mandanten. Er wollte nur normal darüber reden. Dann soll der 73-Jährige ihm einen Kinnhaken verpasst haben. Es kam zum Handgemenge und die Geldtasche fiel zu Boden. Er nahm die Geldtasche und lief davon. Ein Fehler — so ihr Mandant.

Sicht des Angeklagten

Der 22-Jährige folgten in seinen Ausführungen großteils jenen seiner Verteidigerin.

Er betonte, dass Max Luger aggressiv gewesen sei und ihn des Diebstahls am 1. Dezember beschuldigt und mit der Polizei gedroht habe. Er habe ihm nur im Handgemenge ins Gesicht geschlagen. Dann fiel die Geldtasche zu Boden. Er habe den Diebstahl nicht geplant gehabt. Das sei einfach in der Situation passiert.

Bei seinen Aussagen verstrickte sich der Angeklagte aber auch in den ein oder anderen Widerspruch. So hatte er im Dezember bei der Polizei angegeben, dass eine Freundin bei ihm gewesen sei, die auch Geldprobleme sowie ein Kind hatte. Heute fokussierte er sich jedoch auf seine Drogenprobleme als Grund. Auch die Freundin soll süchtig sein. 

Aussage des Opfers

Auch das Opfer des gewaltsamen Raubs, Max Luger, sprach heute vor Gericht. Er schilderte zuerst den Diebstahl am 1. Dezember. 

"Er kam zu mir und wollte 10-20 Euro. Ich habe ihm gesagt, so viel kriegen sie bei jeder Kirche. Bei mir gibt es grundsätzlich 100 Euro. Sie sind ein junger Mann und können arbeiten oder zum Sozial- oder Arbeitsamt gehen", so Max Luger. Der Angeklagte weigerte sich, ohne Geld zu gehen. Als der Pensionist den Container verließ, um die Polizei zu rufen, soll der 22-Jährige dann nach vorne geschnellt sein und 200 Euro aus der Lade gestohlen haben. Dan flüchtete er.

Nach dem brutalen Raubüberfall im Spendencontainers hat Max Luger zu viel Angst, um das Projekt weiter zu betreiben. | Foto: Lisa Gold
  • Nach dem brutalen Raubüberfall im Spendencontainers hat Max Luger zu viel Angst, um das Projekt weiter zu betreiben.
  • Foto: Lisa Gold
  • hochgeladen von Lisa Gold

Der 73-Jährige bestätigte heute auch, dass der Angeklagte und eine junge Frau drei Tage zuvor, am 29. November bereits bei ihm gewesen seien. Da habe er ihnen jeweils 100 Euro gegeben. Am 1. Dezember habe er den jungen Mann nicht wiedererkannt. 

Am 15. Dezember will Max Luger den 22-Jährigen jedoch sofort erkannt haben und sei wirklich wütend auf den jungen Mann geworden.
"Er kam rein und wollte sich hinsetzen. Ich war von dieser Dreistigkeit überrascht und wütend, dass der gleich wieder kommt. Ich wollte hinausgehen, dann stellte er sich mir in den Weg. Ich gab ihm einen Faustschlag, damit er hinfällt und mich durchlässt. Irgendwie riss er mich zu Boden. Ich fiel hin und er verpasste mir mindestens zwei Faustschläge ins Gesicht. Ich habe dann Laut um Hilfe gerufen." 

Dann soll er ihm die Geldtasche aus der Jackentasche gezogen haben und davongelaufen sein. "Er hat gesehen, wie ich die Geldtasche in die Jackentasche gesteckt habe, damit er mir nicht wieder was stiehlt", erklärte Luger heute vor Gericht

Den Spendencontainer will Max Luger jetzt jedenfalls nicht mehr aufmachen.

"Ich habe den Container dann sofort geschlossen. Ich dachte mir, der kommt ja aus einer Szene und hat einen Bekanntenkreis. Ich hatte damals einfach Angst. Das hatte ich vorher nie." 
Max Luger, Betreiber des Spendencontainers "Fair-Share"

Das Urteil

Die Verteidigerin des Angeklagten betonte heute, dass ihrem Mandanten das Ganze wirklich sehr leidtue. Er entschuldige sich bei Max Luger. Sie überreichte an den Privatbeteiligtenvertreter eine Wiedergutmachungszahlung von 50 Euro ihres Mandanten. Der Angeklagte übergab auch einen Entschuldigungsbrief. Er betonte am Ende des Prozesses, dass das Ganze wegen seiner langjährigen Drogensucht passiert sei.

Seitens der Staatsanwaltschaft und des Opferanwalts fand man die Aussagen des 22-Jährigen jedenfalls wenig glaubwürdig. Auch Milderungsgründe sah man keine, abgesehen von der Wiedergutmachungszahlung, die jedoch wesentlich weniger als den entstandenen Schaden ausmachte. Für sehr glaubwürdig erklärte man jedoch die Aussagen von Max Luger. Diese seien kohärent und nachvollziehbar.

Der Angeklagte wurde heute nicht rechtskräftig zu einer Haftstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten verurteilt. | Foto: Symbolbild: Philip Steiner
  • Der Angeklagte wurde heute nicht rechtskräftig zu einer Haftstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten verurteilt.
  • Foto: Symbolbild: Philip Steiner
  • hochgeladen von Philip Steiner

Das Gericht verurteilte den 22-Jährigen heute Mittag  zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten im Sinne der Anklage. Weiters wurde er zur Zahlung von 2500 Euro Schadenersatz und 500 Euro Schmerzensgeld verurteilt. Seine bisher abgesessene Haft wird ihm angerechnet. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Mehr dazu:

Mutmaßlicher „Fair-Share-Räuber" vor Gericht
Polizei sucht mit Überwachungsfotos nach Täter
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.