Salzburger Fiaker
Bürgermeisterbüro und Fiaker beziehen Stellung

Gestern wurde im Bau- und Umweltausschuss die Erneuerung der Verträge mit den Fiakern beschlossen. | Foto: Symbolfoto: Neumayr
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  • Gestern wurde im Bau- und Umweltausschuss die Erneuerung der Verträge mit den Fiakern beschlossen.
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Gestern wurde vom Bau- und Umweltausschuss die Erneuerung der Verträge mit den Fiakern für weitere fünf Jahre beschlossen. Tierschützer und die Bürgerliste übten scharfe Kritik. Wir fragten bei Franz Winter von den Fiakern und dem Bürgermeisterbüro nach.

SALZBURG. Es ist eine Zwei-Fronten-Diskussion, die seit Monaten läuft. Auf der einen Seite befinden sich die Stadtregierung und die Salzburger Fiaker. Sie wollen die Tradition der Fiaker in der Stadt Salzburg aufrecht erhalten. Auf der anderen Seite der Verein gegen Tierfabriken und die Grüne Bürgerliste. Sie fordern ein Ende der Fiaker und sehen die Tradition als tierrechtlich problematisch und nicht mehr zeitgemäß an. Für den heutigen Artikel baten wir Franz Winter von den Salzburger Fiakern und das Bürgermeisterbüro um Stellungnahmen.

Die Diskussion um die Salzburger Fiaker und mutmaßliche Missstände läuft seit Monaten. | Foto: VGT
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Der Amtsbericht

Am Donnerstag, den 25. November wurde im Bau- und Umweltausschuss über die Erneuerung der Verträge mit den Salzburger Fiakern abgestimmt. Basis des Ganzen ist der aktuelle Amtsbericht der Stadtregierung. Dieser enthält auch die vertraglichen Bestimmungen für die Fiaker. Im Kontrast zum letzten Amtsbericht aus dem Jahr 2018 gibt es im jetzigen Dokument keine von der Stadt festgelegten Tierschutzregeln mehr, wie Hitzefrei ab 35 Grad oder Ruhetage für die Pferde. Auch die Regelungen bezüglich der Fahrtroute wurden geändert. Der Verein gegen Tierfabriken und die Grüne Bürgerliste kritisierten sowohl die Erneuerung der Verträge als auch das Fehlen der Tierschutzmaßnahmen. Mehr dazu hier:

Diskussion um Erneuerung der Verträge und Tierschutz

 

Sicht der Fiaker

Wir fragten heute bei Franz Winter von den Salzburger Fiakern nach, um einen Blick auf die Sicht der Kutscher zu erhalten.

Punkte zum aktuellen Amtsbericht
Laut dem ehemaligen Fiaker-Obmann Franz Winter gibt es einen guten Grund dafür, wieso Regelungen wie Hitzefrei ab 35 Grad und die Ruhetage fehlen. Laut ihm wurden hier im 2018er Amtsbericht Regelungen festgelegt, die so nie gesetzeskonform waren. Denn sie hatten kein Fundament im österreichischen Tierschutzgesetz. In diesem gäbe es solche Regelungen nicht. Es liege einfach außerhalb der gesetzlichen Kompetenzen der Stadtregierung, solche Vorschriften zu machen. Generell würden die Fiaker aber sowieso nicht bei Temperaturen über 35 Grad fahren. In der Regel fahre man bis circa 32 oder 33 Grad die Pferdekutschen. Bei der vom Gemeinderat beschlossenen freiwilligen 30 Grad Grenze sei man jedoch dagegen gewesen. "Pferde sind Steppentiere und halten 30 Grad wirklich gut aus", so Franz Winter.

Gleich verhalte es sich auch bei den Ruhetagen. Diese könnten von der Stadt nicht so vorgeschrieben werden. Generell halten sich die Fiaker aber laut Franz Winter an die Ruhetage. Dies kann jedoch laut ihm ganz unterschiedlich ausgestaltet sein. Manchmal würde auf einen Arbeitstag ein Ruhetag für die Pferde folge. Bei Schlechtwetter haben die Pferde unter Umständen eine Woche frei und dann würden vielleicht doch zwei bis drei Tage durchgearbeitet. Das alles hängt laut dem früheren Fiaker Obmann auch sehr vom Gesundheitszustand des jeweiligen Pferdes ab.

Im neuen Amtsbericht sind nicht mehr explizit Konsequenzen für den Bruch einzelner Regeln erwähnt. Franz Winter betont jedoch, dass der Fiaker Bund natürlich Fahrer anzeigt oder ausschließt, wenn sie ihre Pferde schlecht behandeln.

Franz Winter beteuert, dass es ihren Pferden gut gehe und diese hingebungsvoll umsorgt werden. | Foto: Franz Winter
  • Franz Winter beteuert, dass es ihren Pferden gut gehe und diese hingebungsvoll umsorgt werden.
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Tierwohl und Fiaker
Franz Winter betont im Gespräch auch, dass ihm, im Gegensatz zu den Anschuldigungen der Tierschützer, seine Pferde wirklich sehr am Herz liegen.

„Uns wird von den Tierschützern immer unterstellt, dass die Pferde für uns nur ein Gebrauchsgegenstand sind und wir sie ausnützen. Das stimmt so einfach nicht. Für mich sind meine Pferde wie Mitarbeiter oder sogar eigene Kinder. Es wird immer auf ihr Wohl geachtet. Sie werden umsorgt und gepflegt. Unseren Pferden geht es gut."
Franz Winter, Salzburger Fiaker

Weiters sagt er, dass man bedenken müsse, dass die Pferde ja das Kapital der Fiaker sind. Und das Ganze sei auch definitiv nicht billig. Neben dem Kaufpreis, der, so Franz Winter, schon einmal um die 20.000 Euro ausmachen kann, würde auch sehr viel Arbeit und Liebe in den Pferden stecken. In etwa ein Jahr lang werden seine Pferde ausgebildet, bevor sie in der Stadt die Kutsche ziehen. Abgesehen von der Liebe zu den Tieren wäre es also auch einfach schlecht für das Geschäft, die Pferde nicht gut zu behandeln.

Auch die Belastung durch das Ziehen der Kutsche dürfe man laut Franz Winter nicht überbewerten. „Unsere Pferde sind Lasttragtiere. Sogar ich kann eine unserer Kutschen mit Personen darauf ein Stückchen ziehen. Für die Pferde stellt das leichte Gewicht der Kutschen kaum eine Belastung dar", erklärt der frühere Fiaker-Obmann.

Zum Thema Tierschutz
Auch zum Thema Tierschutz und den beobachteten mutmaßlichen Missständen des Vereins gegen Tierfabriken fragten wir bei Franz Winter nach.

„Ich bin definitiv auch für Tierschutz. Aber alles mit Maß und Ziel. Die Sache mit der Chillipaste zum Beispiel muss man ernst nehmen. Diese Geschichte wurde vom VGT rechtmäßig angezeigt und sollte der Fahrer das getan haben, gehört er auch bestraft. Keine Frage. Die anderen Sachen sind aber teils einfach an den Haaren herbeigezogen. Nehmen wir zum Beispiel die Diskussion um die Fahrtroute. Das wurde damals im 2018 Amtsbericht einfach nicht sinnvoll festgelegt. Fakt ist. Wir müssen unsere Route jedes Jahr 30ig Mal aufgrund verschiedenster Umstände ändern. Zum Beispiel müssen wir die Route wegen den Festspielen und dem Christkindlmarkt anpassen. Dann gibt es noch verschiedene Lauf Events in der Stadt Salzburg. Und oft sind es auch einfach Baustellen, wegen denen wir die Route abändern müssen. Weiters kann es auch einfach sein, dass wir auf Wunsch der Gäste anders fahren. Es ist also einfach unsinnig, hier so eine spezifische Route zu fordern."

Generell beteuert Franz Winter von den Salzburger Fiakern, dass es ihren Pferden gut gehe und man sich wirklich sehr um diese kümmere.

Antworten aus dem Bürgermeisterbüro

Auch dem Büro des Bürgermeisters Harald Preuner stellten wir einige Fragen zum neuen Amtsbericht. Hier unsere Fragen mit den Antworten des Büroleiters Bernd Huber.

1. Die Erneuerung der Verträge mit den Fiakern wurde ja gestern im Bau- und Umweltausschuss beschlossen. Ich nehme an, der Bürgermeister freut sich darüber, dass diese Tradition weiter erhalten bleibt. Könnten Sie mir hierzu vielleicht sagen, was die Fiaker für Salzburg so wichtig macht?

„Ja, der Bürgermeister bekennt sich zur Tradition der Fiaker, die seit geraumer Zeit mit Salzburg verbunden ist. Für ihn gehören die Fiaker zum Stadtbild und er wird sich dafür einsetzen, dass das so bleibt. Man könnte in den Fiakern auch eine entschleunigte Art des Verkehrs erkennen, die einem bewusst macht, dass Geschwindigkeit und Hektik nicht alles sind. Der Fahrgast muss sich dem Rhythmus und der Geschwindigkeit des Pferdes anpassen und erlebt so das Stadtbild aus einer gemütlichen (CO²-neutralen) Perspektive", so Bernd Huber.

Bernd Huber vom Büro des Bürgermeisters (l.) beteuert, dass Bürgermeister Harald Preuner die Tradition der Fiaker sehr wichtig ist. | Foto: Bernd Huber/Bürgermeisterbüro
  • Bernd Huber vom Büro des Bürgermeisters (l.) beteuert, dass Bürgermeister Harald Preuner die Tradition der Fiaker sehr wichtig ist.
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2. Können Sie mir erklären, warum die vom VGT kritisierten mutmaßlichen Missstände nun nicht mehr im Amtsbericht zu finden sind? Also konkret, warum die Regelungen zu den Ruhetagen und Hitzefrei herausgenommen wurden sowie auch die Streckenregelung gelockert wurde.

„Konkret ging es in der Diskussion vor allem um die Regelung für „Hitzetage“. Unsere Amtstierärzte versichern uns, dass Pferde als Steppenbewohner mit den Bedingungen in einer Stadt gut zurechtkommen. Dass sich keine diesbezüglichen Regelungen in den Verträgen finden, hat rechtliche Gründe (Fiskalgeltung der Grundrechte)", so Bernd Huber und fährt fort.
„Dies bedeutet, dass die Stadt Salzburg als Gebietskörperschaft an die Bestimmungen der Bundesverfassung gebunden ist, die die Kompetenz zur Regelung von Tierschutzfragen dem Bundesgesetzgeber zuordnet. Es ist der Stadt also nicht gestattet, im Vertragsweg in die Kompetenz des Bundesgesetzgebers einzugreifen. Dies wäre z.B. dann der Fall, wenn die Stadt ein Betriebsende ab einem bestimmten Temperaturwert vorschreiben würde. Jetzt findet sich nämlich im Tierschutzgesetz keine derartige Regelung. Wäre so etwas gewollt, dann müsste Bundesminister Rauch (Grüne) in Wien tätig werden.

3. Warum sind nun im Kontrast zu dem Amtsbericht von 2018 keine konkreten Konsequenzen mehr vorgesehen, sollten ein Fiaker gegen etwaige Regelungen verstoßen?
„Auch das trifft so nicht zu. Wie der zuständige Experte, Rechtsanwalt Dr. Bukovcs, bei den Beratungen ausgeführt hat, gelten selbstverständlich die allgemeinen vertraglichen Schutz- und Sorgfaltsbestimmungen. Würden daher (gröbliche) Verstöße gegen die Vertragsinhalte vorkommen, hätte dies auch entsprechende Folgen bis zur Auflösung. Dazu bedarf es keiner gesonderten Festlegungen", erklärt Bernd Huber vom Bürgermeisterbüro.

4. Eine letzte Frage. Warum hat man die Petition des VGT nicht einfach angenommen?
„Der VGT verfolgt eine sehr einseitige Agenda. Dies ist ihm unbenommen. Aufgabe der Stadtpolitik ist jedoch eine ganzheitliche Sicht. Und diese hat auch zu berücksichtigen, dass am Betrieb der Fiaker das wirtschaftliche Schicksal mehrerer Familien hängt, die im Übrigen gut für die Pferde sorgen. Apropos Fürsorge: Auf der Agenda des VGT hat die Frage offensichtlich keinen Raum, dass die Existenz der Pferde an den Fiakerbetrieb gebunden ist. Aus bloßer Liebhaberei würden die Pferde wohl nicht gehalten, würde die Haflingerzucht wohl kaum mehr betrieben, wenn nicht auch ein wirtschaftlicher Nutzen damit verbunden wäre", so Bernd Huber. 
 
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