Der Club der 100-Jährigen

Ilse Pichler (100): "Solange ich noch am Leben bin, möchte ich auch daran teilhaben."
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  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Ilse Pichler (100) sprüht vor Energie und Lebenskraft. "Wichtig ist, dass der Kopf noch intakt ist", sagt sie, und fügt hinzu: "Dass man ab und zu etwas vergisst, das passiert ja den Jungen auch." Sie geht nicht nur gerne mit ihrem Rollator spazieren, besucht zusammen mit ihrer Tochter einen Malkurs und Konzerte mit zeitgenössischer klassischer Musik, sondern reist auch nach wie vor sehr gerne. Zu ihrem Geburtstag im April besuchte sie ihre Geburtsstadt Mannheim und fuhr dann noch zwei Wochen nach Holland. Als nächstes steht Bregenz auf dem Programm, im Juni dann vielleicht die Provence. "Wenn ich da unten liege", und dabei deutet sie auf den Boden, "dann werde ich genug Ruhe haben. Solange ich am Leben bin, will ich auch daran teilnehmen." Und nach einer Weile sagt sie: "Ich bin Widder, ich weiß, was ich will und das setze ich auch durch." Auch wenn sie nicht "in der Vergangenheit lebt", so hat sie doch einiges erlebt. Als Schauspielerin hat sie nicht nur in Paris studiert, sondern unterhielt während des Krieges im Fronttheater deutsche Soldaten in den von Deutschland besetzten Teilen Frankreichs. Dass sie nach wie vor so fit sei, verdanke sie ihren guten Genen, denn besonders gesund hat sie sich nie ernährt. "Ganz im Gegenteil, ich esse auch heute noch gerne Kotelett und Schnitzel."

"Schöne Handschrift hilft"

Wie man so alt werde? Josef Habersatter (101) lächelt und sagt: "Indem man nicht früher stirbt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nie geraucht und getrunken habe." In jungen Jahren hat dem einst jüngsten Tischlermeister Salzburgs aber seine gestochen schöne Handschrift das Leben gerettet. "Im Krieg musste ich in Salzburg einrücken und auf der Straße hatte mir ein Unbekannter gesagt, wenn ich da lebend rauskommen möchte, soll ich schauen, dass ich in die Schreibstube komme." Als Rekrut hatte er aber nichts zu sagen. Bei einem Besuch des Generals war er es, der als Anlegemann der Pioniere beim Übersetzen über die Salzach eingeteilt war. Beim dritten Übersetzen ist ihm dann das Seil aus der Hand geglitten, Josef Habersatter stürzte in voller Montur in die Eisplatten führende Salzach. "Ich habe mein Gewehr ausgelassen, aus lauter Angst, dass ich nicht mehr hochkommen würde", erzählt der betagte Mann. Zwei Kilometer weit war er abgetrieben, ehe ihn Rettungskräfte herausziehen konnten. Der für den nächsten Tag geplante Abzug seiner Kompanie nach Polen fand ohne Josef Habersatter statt. Für den Hauptfeldwebel der neuen Kompanie kam der junge Rekrut gerade recht: Er suchte jemanden, der die Namen der Neuen auf die Baracken schreiben konnte. Das tat Josef Habersatter und tags darauf kam der Befehl: "Sie melden sich morgen Früh in der Kanzlei." Seither ist Josef Habersatter – der später als Tischler arbeitete – nicht mehr weggekommen von der Schreiberei. Urkunden und Glückwunschkarten in gestochen schöner Schrift fertigte er bis vor Kurzem noch selbst an. Und er ist überzeugt davon, dass eine schöne Handschrift die Chancen im Leben jedes einzelnen verbessert.

"Rücksicht und Respekt"

Unglaubliche 103 Jahre alt wurde Max Gottfried am 24. Mai. Seine Fitness – er kocht ab und zu noch selbst Palatschinken oder besorgt den Krankenschwestern im Seniorenheim Itzling einen Strauß Blumen beim nahen Blumengeschäft – verdanke er dem Sport in jungen Jahren: "Viel Skifahren und Bergsteigen", erzählt er lächelnd. Und: Er sei als Junger nie krank gewesen, das erste Mal ins Krankenhaus musste er erst mit 80 Jahren. Das Herz des ehemaligen Prokuristen der Salzburger Stadtwerke schlägt auch für andere Kulturen. Ganz Afrika und Asien hat er bereist. Vor sieben Jahren starb seine Frau. "Da muss man sich dann alleine durchschlagen." Seine Empfehlung für eine glückliche Partnerschaft: "Gegenseitige Rücksichtnahme und den anderen respektieren."

"Humor schadet nicht"

Sie hat in Rom – als Kindermädchen seines Nachwuchses – dem Gesundheitsminister von Benito Mussolini Kaffee gekocht, war im Krieg in Salzburg als Heeresschneiderin beschäftigt und hat ihre Jugendliebe aus ihrer Geburtsstadt Meran zufällig in der Schwarzstraße wiedergetroffen. Die gebürtige Südtirolerin Anna Kirchlechner (102, "und sieben Monate", wie sie betont) hat ein bewegtes Leben hinter sich. "Sind Sie das wirklich, Fräulein Anna?", fragte der schmale Mann im Soldatengewand in der Schwarzstraße. "20 Jahre davor, in Meran, hatte er nichts wissen wollen von mir, ich schau nichts gleich, hat er zu mir gesagt, da war ich 16 Jahre." Doch dann, in Salzburg, haben die beiden geheiratet und drei Kinder bekommen. 47 Jahre waren sie verheiratet, seit 20 Jahren ist Anna Kirchlechner Witwe. "Nicht zu schnell aufgeben und ein bissl nachdenken muss man. Wir haben in unserer Ehe auch gestritten – über die Erziehung und über die Dinge, die so um uns herum passiert sind. Aber man darf deswegen nicht alles gleich wegwerfen. Und Humor schadet auch nicht", sagt sie und lächelt dabei.
Der Humor vergeht ihr allerdings momentan ein bisschen: Weil das Gebäude im Seniorenwohnheim Nonntal, in dem sie eine kleine Wohnung bewohnt, saniert werden soll, muss sie umziehen, "vielleicht schon im Juni, und das mit 102 Jahren – das ist schon viel verlangt", findet sie. Andere Dinge wiederum nimmt sie gelassener: "Ich habe heute im Fernsehen gehört, dass sie das Bargeld abschaffen wollen. Aber ein Bankdirektor hat gemeint, die nächsten 20 Jahre werden wir es schon noch haben. Da bin ich aber froh, denn wie sollte ich sonst beim Schnapsen die 1-, 2- und 5-Cent-Beiträge bezahlen?"

"Nie im Streit schlafen gehen"

Auf ein aufregendes Leben blickt Josi Kralka-Zschenderlein (101) zurück. Sie war drei Mal verheiratet – das erste Mal war es Freundschaft ("Das hat nicht funktioniert"), das zweite Mal Liebe ("Das war der größte Fehler") und das dritte Mal dann eine Vernunft- ehe. "Das waren meine schönsten zehn Jahre." Die gebürtige Deutsche aus Zwickau flüchtete vor dem Bombenhagel im Krieg nach Österreich – zunächst nach Steyr, später verbrachte sie viele Jahre in Lofer und kam dann nach Salzburg. Seit ihrem 72. Lebensjahr ist sie verwitwet. Für das perfekte Eheglück empfiehlt sie: "Man soll nie böse über Nacht ins Bett gehen, sondern man muss sich aussprechen, und man muss großes Vertrauen in den anderen haben." Sie erinnert sich gerne an ihren "fantastischen Vater, der leider viel zu früh gestorben ist. Die Liebe, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück, hat er gesagt."

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