Der Dorf-Charakter inmitten der Stadt
In kleineren Stadtteilen, abseits vom Zentrum, haben Spezialisten Überlebenschancen.
SALZBURG. Mülln ist zwar Teil der Altstadt, kann aber am großen Tourismusgeschäft kaum mitnaschen. Albert Gilli, Obmann des Müllner Stadtteilvereins und als Uhrmachermeister auf antike Zeitmesser spezialisiert, erzählt davon im Stadtblatt-Gespräch.
STADTBLATT: Was halten Sie von "Wir kaufen dahoam"?
ALBERT GILLI: Ich finde es sehr gut, speziell für Firmen am Rande bzw. solche, die nicht in großen Einkaufszentren angesiedelt sind. Ich lerne die kleinen Betriebe besser kennen, denn die großen sind eh bekannt.
Welche Vorteile bingt es, möglichst viel innerhalb des eigenen Stadtteils einzukaufen?
GILLI: Viele junge Leute gehen gerne in unpersönliche große Einkaufszentren oder kommunizieren hauptsächlich über Social Media. So geht viel vom direkten Kontakt verloren. Wenn man jedoch "dahoam" bleibt, kommt man von der Anonymität weg. Jeder freut sich doch, wenn er erkannt und mit dem Namen angesprochen wird, wenn man über seine Geschichte ein wenig Bescheid weiß. Der persönliche Umgang fördert das Vertrauen zueinander, was eine Art Selbstentwicklung des Stadtteils auslöst und viel zur Identität beiträgt. Bei uns entsteht so etwas wie ein dörflicher Charakter.
Orten Sie Problembereiche in Ihrem Stadtteil?
GILLI: In Mülln haben wir beispielsweise nur etzwa 2.500 Bewohner und wenige Unternehmer, was naturgemäß ein geringeres Angebot bedeutet. Andererseits haben am Rand — etwa bei uns oder im Nonntal — die Spezialisten eine Chance, weil wir nicht von den Touristen leben bzw. leben können. Hervorragend sind wir jedoch in der Gastronomie aufgestellt.
Wenn Sie sich etwas wünschen dürften, was wäre das?
GILLI: Für das Geschäftsleben generell und für Mülln ganz besonders wäre gut, wenn wir Parkflächen anbieten könnten. In anderen Städten gibt es meist ein Parkhaus und von da weg kann man direkt flanieren und bummeln. Aber bei uns ist so etwas utopisch, da ist immer etwas im Weg.
Bieten die diversen Verkehrskonzepte eine Lösung dafür?
GILLI: Wie gesagt, an der Peripherie überleben meist die Spezialisten. Die sind jedoch darauf angewiesen, dass die Kunden mit dem Auto zufahren können, weil häufig sperriges Gut zu transportieren ist. Gibt es keine Möglichkeit, bleiben die Kunden aus. Hier ist die Politik gefordert, sie muss entscheiden, was sie will: Einkaufsmeilen für Touristen im Zentrum oder darüber hinausgehend eine gesunde, lebhafte Unternehmerstruktur.
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