Etwas muss geschehen
Weil er nicht schweigen wollte, musste Rafael Haderer eine regnerische Nacht im Freien verbringen.
SALZBURG (af). "Ich hatte eine halbe Stunde, um meine Sachen zu packen und das Zimmer zu räumen. Und dann stand ich auf der Straße." Rafael Haderer hatte es befürchtet. Trotzdem fand er den Mut, mit seinen Erlebnissen in einer Pension nahe dem Salzburger Hauptbahnhof an die Öffentlichkeit zu gehen.
"Das ist Wucher"
Als Konsequenz musste Haderer eine regnerische Nacht im Freien verbringen. "Aber irgendjemand muss ja auf diese Zustände aufmerksam machen." Das Stadtblatt hatte berichtet: Unhygienische Zustände, Videokameras auf dem Weg von den Zimmern zum Bad und unerlaubt geöffnete Post – diese Zustände veranlassten den Pensionszimmer-Bewohner Rafael Haderer schließlich, an die Öffentlichkeit zu gehen. "Ich gebe nicht auf." 285 Euro bezahlte das Sozialamt pro Monat für gut acht Quadratmeter. Trotzdem wollte der Vermieter einen zusätzlichen "Selbstbehalt" von 95 Euro kassieren.
"Die Handhabe fehlt"
"Das ist doch Wucher. Rechne ich alles zusammen, so komme ich auf einen Quadratmeterpreis von 47 Euro und das bei diesen Zuständen", ärgert sich Haderer. "Ich war schockiert, als ich davon gelesen habe", zeigte sich auch der für Soziales zuständige Vizebürgermeister Martin Panosch betroffen. "Uns als Stadt fehlt aber in solchen Fällen meist die Handhabe, da sich niemand findet, der eine Aussage macht." Panosch bot jedoch seine Unterstützung an, sollte Rafael Haderer beschließen, gerichtlich vorzugehen.
Es geht auch anders
Inzwischen ist Rafael Haderer in einer anderen Pension untergekommen – vorerst. "Beim Torwirt sieht man, dass es auch anders geht. Die Vermieterin ist sehr freundlich, alles ist blitzsauber." Und wenn er von "seinem eigenen" Waschbecken und Spiegel erzählt, dann bekommt er das Lächeln kaum mehr aus seinem Gesicht. "Endlich kann ich mich wieder rasieren."
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