AK-Studie zu Mikro-ÖVs
Großes Potenzial für den öffentlichen Verkehr
Im Auftrag der Arbeiterkammer Salzburg hat der Salzburger Verkehrsplaner Günther Penetzdorfer eine Studie zum Bedarf an Mikro-ÖVs durchgeführt. „Zahlen lügen nicht", so der Experte. Laut ihm könnten Mikro-ÖVs auf Anfrage die Mobilität im Salzburger Zentralraum nachhaltig zum Positiven verändern.
SALZBURG. Rund 60 Prozent der Bevölkerung im Salzburger Zentralraum haben keinen adäquaten Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Das geht aus der Studie „Mikro-ÖV/ON DEMAND Mobilität im Salzburger Zentralraum, unter besonderer Berücksichtigung der Pendler*Innenmobilität“ hervor. Spannend ist das aktuelle Daten auch klar zeigen, dass fünf Minuten Gehzeit bei vielen Menschen bereits einen Knackpunkt darstellen.
Mikro-ÖV Studie
Mithilfe von Daten der Statistik Austria und einem äußerst systematischen Konzept haben Verkehrsplaner Günther Penetzdorfer und sein Team die Öffi-Situation im Zentralraum analysiert, mit spannenden Ergebnissen. Generell sind laut der Studie derzeit circa 60 Prozent der Bevölkerung im Zentralraum zu weit von den öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt, um diese gut nutzen zu können.
Wie das im Detail ausschaut, erklärte Penetzdorfer am Beispiel der Gemeinde Bürmoos. Hier haben in etwa 1272 der 11.323 Bewohnerinnen und Bewohner die Idealentfernung von 200 Metern zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Immerhin 2268 Personen, also knapp 20 Prozent, sind nur fünf Minuten Gehzeit von einem öffentlichen Verkehrsmittel entfernt. Hier liegt laut der Studie aber auch schon die Grenze. Denn ein längerer Gehweg als fünf Minuten stellt statistisch bereits eine erhebliche Hürde dar, bei der sich dann viele Pendler doch eher für das Auto entscheiden.
Mikro-ÖV Haltepunkte als Lösung
In ihrer Studie haben Penetzdorfer und sein Team nun aufzeigen können, das man mittels günstig verteilter Haltepunkte für jeden Haushalt im Zentralraum eine Maximalentfernung von 200 Metern zur nächsten Öffi-Haltestelle herstellen könnte. 200 solcher Haltepunkte würde es in Bürmoos brauchen, 959 in der Stadt Salzburg. Ihrem Konzept nach würden die Haltepunkte nur auf Anfrage von einem Mikro ÖV angefahren werden. Dieses bringt die Fahrgäste dann zur nächsten Zug-oder Bushaltestelle. Mit so einem System könne man laut Penetzdorfer, nachweislich die Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel massiv steigern. „Es gibt hier ein wirklich mächtiges Potenzial, so Günther Penetzdorfer. Positive Beispiele für bereits existierende Mikro-Öffi Konzepte sind der Walsi Bus in Wals-Siezenheim, das Mondsee Shuttle und das Loigom Shuttle in Leogang.
Wie AK-Verkehrsexperte Christian Laireiter erklärt, könnte man nach getaner Grundlagenarbeit das Mikro ÖV-System innerhalb weniger Monate umsetzen. „Die Förderprogramme vom Land gibt es ja schon. Jetzt müssen wir nur ins tun kommen", so Laireiter.
5-Minuten als Knackpunkt
Peter Eder, seines Zeichens Präsident der Salzburger Arbeiterkammer, betonte bei dem Hintergrundgespräch am 15. November, dass es wirklich an der Zeit sei, die Öffis zu den Menschen zu bringen. Natürlich gebe es viele Schrauben, an denen man drehen müsse, aber ein wesentliches Problem sei einfach, dass selbst bessere Takte nichts bringen, wenn die Menschen zu weit von den Haltestellen entfernt sind.
„Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Leute öffentliche Verkehrsmittel nicht nutzen, wenn diese länger als fünf Minuten Gehzeit von ihrem Zuhause entfernt sind. Mit der aktuellen Studie wollen wir der Politik dabei helfen, festzustellen, wie die Situation ausschaut und was auch wirklich zu tun ist."
Peter Eder, Präsident Arbeiterkammer Salzburg
Mobilität in Bewegung
Günther Penetzdorfer betont, dass wir uns in einer spannenden Zeit befinden. „Es gibt wirklich extrem viele Möglichkeiten, die müssen wir aber auch mit Vehemenz umsetzen", so der Experte. Ein positives Beispiel, an dem man sich gerne orientiert, ist die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Laut Penetzdorfer wird dort bereits seit 30 Jahren intensiv der Verkehr umgekrempelt. Das Endergebnis ist eine Fahrradstadt, in der die meisten Menschen mit dem Fahrrad oder den Öffis unterwegs sind. Lediglich 25 Prozent beträgt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am gesamten Kopenhagener Verkehr. Im Vergleich liegen wir hier in Salzburg je nach Bemessung zwischen 45 und 60 Prozent.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.